Die Besten 2020 – Eine kleine Aufzählung von Claas

Lieblingsplatten 2020 und ein kurzer Ausblick auf 2021, in dem hoffentlich alles etwas besser wird.

Frank Turner. Foto: pfa

Bremen. Ein komisches Jahr war das, kaum Konzerte und wann oder ob es überhaupt jemals wieder welche geben wird und wie das dann aussehen wird…., keine Ahnung. Dafür zuhause viel Musik gehört. Kam ja auch viel raus, das Konzept Album scheint nicht so tot zu sein, wie mancher es behauptete, es gab wenig Schlechtes, zu viel gutes um alle zu nennen. Hier eine Auswahl.

Irgendwann im Februar volltrunken nachts an einem der letzten Crowdfundingtagen für die neue Chamberlain Platte (die erste nach fast 20 Jahren) Red Weather teilgenommen. Am nächsten Morgen kurz über die Bestätigungsmail gewundert, was habe ich da wieder gemacht? Dann aber gefreut. Mitte November war es soweit, der Paketbote stand vor der Tür. Ehrfürchtig noch einen Tag gewartet, auf den richtigen Moment. Samstagmorgen in aller frühe war es dann soweit. Die Wohnung still, auf den Fußboden gelegt, Kopfhörer auf und schon bei den ersten Tönen von „Not your war“ in einer anderen Welt gewesen. Musik, die sich keinem Genre mehr zuordnen lässt, sondern einfach perfekt ist.

Ein Musikjahr ohne Craig Finn Platte kann nur ein schlechtes sein. Zum Glück kam dieses Jahr die Zusammenstellung All these perfect crosses mit Outtakes, B-Seiten und Alternativen Versionen raus, u.a. mit dem Hit, den ich letztes Jahr bereits an dieser Stelle gepostet habe: „Never been a fair fight“. Das Lied hat in den letzten 12 Monaten nichts von seiner Kraft und Ausstrahlung verloren.  Finn ist und bleibt mit Abstand der beste Songwriter seiner Zeit. Wie bei Chamberlain, Musik die so eigenständig ist, dass es keine Zuordnung oder Vergleiche geben kann.

2020 war das Jahr, in dem ich Lana del Ray und Taylor Swift endgültig verstanden habe. Ich mochte beide Musikerinnen zuvor schon, aber in diesem Jahr ließen mich beide nicht mehr los. Folklore wurde von The National’s Aaron Dessner produziert, was bereits beim ersten Ton des Albums zu hören ist. Sanfte Klaviermelodien gepaart mit blubbernder Elektronik und getragen von Swifts tollen Stimme. Warum das Album im Sommer rauskam ist mir unverständlich, entfaltet es erst im grauen November seine volle Wirkung.

Neue Frische im Punkrock zu bringen ist ein schwieriges Unterfangen. Zwei Bands haben es dieses Jahr auf unterschiedliche Weise für mich geschafft. Die Idles festigen mit ihrem dritten Album Ultra Mono ihren Stand als Aushängeschild eines neuen (vor allem britischen) Postpunk, dabei wollen sie gar nicht Punk sein, weil die Idles deutlich Lebensbetonter sind. Es geht ihnen ums gestalten und eben nicht ums zerstören.

Die andere Band ist Arterlials aus Hamburg, die mitten im ersten Lockdown ihr zweites Album bei Gunner Rec veröffentlicht haben. Eigentlich sollte die Pre-Release Show in Bremen stattfinden. Daraus ist leider nichts geworden. Arterials verbinden verschiedene Punkstile zu einem eigenen Sound, da gibt es Anklänge von Emocore, Melodycore, Hardcore, alles in unter drei Minuten, stürmisch, heiser und laut.

Eins der letzten Konzerte, die ich 2020 gesehen habe. Außerdem schon in der Aussicht letztes Jahr gewesen und nun gleich in der Liste. 13 Crowes um den sympathischen Schotten Cammy Black haben mit Solway Stars ein Rumpelrock Album voller Romantik veröffentlicht, das einen schweren Gang zu meinem Herzen hatte, aber als es erstmal da war, setzte es sich fest.

Die ersten Wochen im Home-Office im März und April wurden im Wesentlichen von zwei Platten unterstützt. Turbostaat, ebenfalls in der Aussicht 2020 Liste gewesen, fanden mit Uthlande zu alter Stärke zurück. Das Album klingt so frisch, wie sonst nur Debütalben und hat mit dem Song Ein schönes Blau einen (von vielen) wahren Hits zu bieten.

Die andere Platte war im Frühjahr Mantars Grungetown Hooligans II, die sehr prägend war, weil nicht nur das Minialbum häufig lief, sondern ebenfalls dafür gesorgt hat, dass ich viele Bands, die Mantar hier covern, wieder gehört habe, vor allem Sonic Youth seien hier genannt, die als „alte Band“ wirklich häufig lief dieses Jahr.

Don’t believe the hype! Außer bei den Fontaines DC. Eine Freundin hatte mich bereits Monate vor der Veröffentlichung von A heros death auf die Band aufmerksam gemacht und mit ihrer Lobpreisung recht behalten. Lablemates von Craig Finn und den Idles, was Partisan Records wohl so was wie das Lable des Jahres macht. Zumal mit Laura Marling noch eine Künsterlin darauf veröffentlicht, die es aber nicht bis hierhergeschafft hat.

Das Sommeralbum des Jahres kam von Catalan aus Nordirland. Ein irres Gemisch aus Indie, Rock, Punk, Weltmusik und einen unglaublichen Schwall an Texten, Verweisen und Aufzählungen und zwei Spoken Word Texten. Musik muss fordern und Catalan fordern ziemlich viel ab.

Nachdem wir schon Aaron Dessner erwähnten, darf Matt Berninger nicht fehlen, der sein erstes Soloalbum Serpentine Prison vorgelegt hat und eigentlich so etwas wie das Herbstalbum geschaffen hat, wenn da nicht Taylor Swift wäre. Trotzdem ist das von Booker T produzierte Album wunderschön geworden, umgarnt mit sanfter Melancholie und Matts Stimme, die tatsächlich mittlerweile öfter variiert.

Nicht geschafft, aber trotzdem gut:

Frank Turner / NoFx Split
Springsteen – Letter to you
Bob Mould – Blue Hearts
Jason Isbell – Reunion
Paul Weller – On Sunset

Darauf darf sich 2021 gefreut werden
The Hold Steady
Drive By Truckers
Kali Masi
Ryan Adams (darf man?)
Dollars for Deadbeats


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