100 Kilo Herz mit Bitume im Tower

Doppel Headliner Konzert statt Support. 100 Kilo Herz und Bitume treffen sich im Tower

pfa

Es ist so ziemlich genau ein Jahr her, als plötzlich alles wieder ging, die Clubs aufhatten und Konzerte möglich waren. Zumindest für eine kurze Zeit, ehe Omikron zuschlug und die Freude ein schnelles Ende bereitete. Die Band 100 Kilo Herz war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, nämlich den Tower und eröffnete den Liveclub in Bahnhofsnähe praktisch wieder. Das fühlte sich damals so an.

Ein paar Monate zuvor erschien das Album Stadt, Land Flucht von der Band und wir schrieben hier darüber folgendes: „100 Kilo Herz, freut sich das Hirn, das weckt Erinnerungen. So ging doch mal ein Song, lang, lange ist es her: „ein 100 Kilo Herz schlägt auf dich ein“; hieß es, im besagtem Lied. Und dann ein Blick auf das Rückcover, mit der Tracklist – „… und aus den Boxen“ – nein, nicht Oasis, sondern „…But Alive“ als neuntes Stück. Was nun folgt, ist ja praktisch klar, denkt das Vorurteil, selbstsicher, wie das bei Vorurteilen so ist, nie werden sie von Zweifeln begleitet. Und schon im ersten Song wird alles auf den Kopf gedreht. Einzig die deutschen Texte weisen eine Gemeinsamkeit mit den genannten Referenzbands auf. Allerdings schreiben 100 Kilo Herz direkter, verlieren sich nicht in Umschreibungen und Metaphern, und sind damit näher am Zeitgeschehen. Zumindest, wenn sie sich zu politischen Themen äußern. Wobei die Adressaten der Ansagen meistens wage gehalten werden.“

Support – und eigentlich trifft es das nicht richtig, denn die Jungs von Bitume aus Oldenburg und Bremen sind mit ihrer mittlerweile neun Alben umfassende Diskographie mindestens ebenbürtig. Über ihr achtes Album Kaputt schrieben wir im November 2019 folgendes: „Der Klang der vier Jungs, die ihre Musik mit etwas Unbehagen als Deutschpunk beschreiben, hat sich in den letzten Jahren verbreitert. Die absolute Geschwindigkeit und Wucht in zum Beispiel „Punkrock Motorcity“ ist immer noch vorhanden. Es wird aber durch nachdenklichere Elemente, Kinderchöre, Ska-Einflüsse, Bläser und sogar mal eine leichte erfrischende Hip-Hop-Attitüde ergänzt. So viel Altersweisheit, bei gleichzeitiger Indie-Frische, hatte Bitume noch nie und das ohne den geilen 90er-Jahre-Punkrockwumms zu verlieren.“ Und an dieser Einschätzung hat sich sicherlich bis heute nichts geändert. Weit mehr als ein Support, sondern ein würdiges Doppel Headliner Konzert.


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