Notausgäng – Skatepunker aus Bremen mit neuem Album Besser Haben als Brauchen

Die Bremer Punkband Notausgäng ist etwas vom Pech verfolgt, verliert aber nicht den Humor, wie sie im Interview zu ihrem neuem Album berichten.

Bremen. Da kam schon einiges an Pech zusammen. Nicht nur verhagelte die Pandemie ein geplantes Crowdfunding zur Finanzierung einer LP Version des neuen Albums der Skatepunks Notausgäng aus Bremen, denn ohne eine Möglichkeit aufzutreten und somit mehr Menschen erreichen zu können, erschien es der Band schwer, die Nachfrage nach Vinyl genau zu bestimmen. „Parallel haben wir genug Stress mit dem CD Presswerk, weil die Qualität einfach unterirdisch ist und wir jetzt Reklamationen anstoßen müssen“, gibt Bassist Niklas obendrein zu Protokoll. Immerhin ist das Album „Besser Haben Als Brauchen“ seit Mitte Januar auf allen gängigen Streaming Plattformen erhältlich. So was passiert eben manchmal, wenn im Hintergrund kein Label oder Management sitzt, sondern alles in guter alter Do It Yourself Manier in den Händen der Band und wahrscheinlich ein paar unterstützenden Freunden liegt.

Notausgäng, das sind neben Niklas noch Gitarrist Joschua und Gian-Luca an den Drums. Ein klassisches Punktrio also, mit mehrstimmigem Gesang. Die drei beschreiben ihren Sound als „schnellen, melodischen deutschsprachigen Punk Rock mit vielen Einflüssen aus Skate- und Pop-Punk“, und ergänzen, „es ist auch eine Huldigung an die Musik, mit der wir groß geworden sind und die uns geprägt hat. Die Texte sind dabei immer so lustig wie möglich und erzählen Geschichten, die so in unserem Leben nicht stattgefunden haben, aber die jede:r so erlebt haben könnte.“ Fantasie spielt bei Notausgäng also eine große Rolle und wer hätte es nicht schon bei dem Wortspiel im Bandnamen geahnt, Humor und Witz, der manchmal auch kurz davor ist, unter die Gürtellinie zu schlagen, aber stets rechtzeitig die Kurve (nach oben) kriegend, spielt in den Texten eine große Rolle. „Humor“, sagt Niklas, „ist bei unseren Texten das Allerwichtigste. Es war von Anfang an ein Leitmotiv dieser Band lustige Texte zu schreiben, da wir auch privat einfach unfassbar lustig sind und auch nicht besonders gut darin sind, ernste Texte zu schreiben. Wer uns schon mal live gesehen hat, hat sicher schnell gemerkt, dass der Humor an erster Stelle steht und dass eine oder andere Lachen über Texte im Publikum ist der größte Lohn für unsere harte Arbeit. Wir wollen die Leute mit unserer Musik in erster Linie unterhalten und selbst Spaß dabeihaben. Ansonsten könnten wir es auch lassen.“

Ein gutes Beispiel dafür ist der Song „Ohrwurm von Taylor Swift“, in dem der Sängerin Songs über Liebesfrustlieder „vorgeworfen“ wird. „Das Problem ist einfach, dass wir Pop hassen und uns persönlich angegriffen fühlen von kommerziell produzierter Kackmusik. Für uns ist ein Lied keine Kunst mehr, wenn damit ausschließlich Geld verdient werden soll. Jetzt gibt es leider aber auch Interpreten, vor denen wir Respekt haben, obwohl sie den räudigsten Pop produzieren. Taylor Swift ist eine davon. Wir haben einen Ohrwurm vom dümmsten Lied der Welt und hassen uns dafür, aber Taylor Swift ist ja irgendwie auch nicht schuld. Wohin also mit dem Frust? Von so einem Moment handelt das Lied.“ In diesem Moment musste der Verfasser dieses Interviews/Berichts zunächst kurz Schlucken und war etwas verwundert, dass Taylor Swifts Musik etwas abwertend betrachtet wird, immerhin geht es in ihren Texten unter andrem um weibliche Selbstbestimmung, zuletzt prominent in dem Zyklus um Rebekah Harkness auf dem Album Folklore präsentiert. Dass das so nicht gemeint war, erklärt Niklas auf konkreter Nachfrage: „Hintergrund des Liedes ist einfach ein Ohrwurm von einem Pop Lied, obwohl wir die Musik total stumpf finden. Mehr nicht. Als Beispiel dient zufällig Taylor Swift. Das könnte genauso gut Justin Bieber, Cro oder Katy Perry sein. Wir wollen mit dem Lied auf keinen Fall Pop Musik abwerten oder die Inhalte kritisieren. Unsere Inhalte drehen sich schließlich um viel dümmere, einfachere Themen. Ich persönlich find Taylor Swift absolut ok, ihre alten Alben mit dem Country/Folk Einfluss höre ich sogar ab und an. Wir sollten da also nicht zu viel reindeuten, vor allem da bei uns die Texte eher Nebensache sind und meistens erst am Ende des Songwritings entstehen.“

Ein weiteres Stück handelt von Hermine (Granger), wobei nicht ganz klar ist, ob es sich bei der Person um die Figur aus dem Buch oder die Schauspielerin Emma Watson handelt. „Beides“, behauptet Niklas, „Hermine ist die schlauste Schülerin Hogwarts und eine supercoole Figur. Emma Watson ist eine brillante Schauspielerin und UN-Botschafterin für Menschen- und Frauenrechte. In dem Lied versuchen wir zu verarbeiten, dass Hermine/Watson einfach zu krass für uns ist. So ein bisschen Träumerei eben. Der Text ist dabei ein bisschen blöd, aber erstens sind wir keine guten Texter und zweitens nehmen wir uns nicht ernst.“

Weitere Themen sind fehlendes Internet, wozu es auch ein Video gibt, Eis essen, die guten Seiten des Lebens eben. Stets in hochmelodischen, schmissigen Punkrockhymnen verpackt. Insbesondere der gelebt DIY Spirit lässt die Band sehr sympathisch erscheinen und gehört an dieser Stelle unterstützt. Das Album Besser Haben als Brauchen ist auf allen gängigen Streaming Plattformen erhältlich. Wir werden berichten sobald CD/Vinyl verfügbar sein wird.

 

 


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