Scheitern.Dreitausend – Diese Stadt ist zu groß für uns beide, Self 2022

Am letzten Freitag erschien rechtzeitig zum umjubelten Auftritt auf der Breminale das Debüt von Scheitern.Dreitausend.

Da ist sie also, die Neue Bremer Schule und angeführt wird sie von SCHEITERN.DREITAUSEND, die just ihr erstes Album voller lakonischer Lieder auf Bandcamp rausgebracht haben. Die Band begann als Duo bestehend aus Melanie und Henri, die sich an Gitarre und Schlagzeug abwechseln und jeweils ihre Lieder selber schreiben und auch singen und dadurch eine manchmal sehr konträre Stimmung erzeugen. Ist Melanie in ihren Texten eher introvertiert, nachdenklich und verlässt (lyrisch) selten das Zimmer, geht Henri raus in die Welt, singt von „Hamburg“ und „Berlin“ und beschreibt eher sein Umfeld und seinen Alltag. Komplettiert wird die Band nun von John am Bass. Dazu rumpelt das Schlagzeug und scheppert die Gitarre irgendwo zwischen Indie-Rock und Punk, als wäre es 1992.

Im Eröffnungsstück „Eigentlich“ wird sogar ordentlich gehasst und zwar die Menschen, die einem ungefragt „gute“ Ratschläge geben. Henri überlegt ernsthaft mit dem „Rauchen“ anzufangen, wie es in dem gleichnamigen Lied heißt. Sowohl Melanie als auch Henri fühlen sich aber oftmals in dieser Welt nicht dazugehörig, diese Thematik zieht sich wie ein roter Faden durch die zwölf Songs. In „Hamburg“ singt Henri beispielsweise „Ich gehöre hier ganz bestimmt nicht hin, zwischen all den Start-Up Gründern bin ich wieder nur ein Kind“ oder Melanie ist sich in „Wo Rubens“ nicht sicher, ob das Lächeln ihr gilt oder doch jemand anderem. Und in „Ich geh schon mal vor“ wird ganz konkret eine Angst behandelt. „Diese Stadt ist (eben) zu groß für die beide“, wobei ich persönlich eher glaube, dass die Band hier etwas kokettiert. Zur Stimmung passt der Titel aber allemal.

Eher laute Lieder wechseln sich mit leiseren Tönen ab. Oftmals starten die Songs mit einer einfachen, abgeschlagenen und rhythmischen E-Gitarre, ehe das Schlagzeug sich zunächst leise dazugesellt und später gemeinsam mit der Gitarre das Stück in lautere Sphären bringt. Dann darf auch gerne mal (fast) geschrien werden. Es gibt aber auch den einen oder anderen Punkrocksmasher, allerdings nicht in klassischer Manier, sondern eher wie eine Garagenband sich Punk vorstellen würde, wenn sie davon bisher nur gelesen hätten. Das wirkt sehr erfrischend, weil das schiefe und unperfekte gar nicht erst versucht wird zu verstecken, sondern im Gegenteil, offen zur Schau gestellt wird. Was wiederum Sympathiepunkte einbringt.

Gemixt und gemastert hat das Debüt von SCHEITERN.DREITAUSEND Simon Barth, der ansonsten bei TEAM SCHEISSE am Schlagzeug sitzt und sich dort schon bei den Aufnahmen beteiligt hat. Die Produktion ist laut, die Texte gut verständlich und die Instrumente gut ausbalanciert. Hier und da gibt es am Ende des Albums auf einzelnen Liedern sogar kleine Gitarrensoloeinlagen.

Sicherlich gehört „Diese Stadt ist zu groß für uns beide“ neben den fünf Tracks von TEDDIES KNEIPE (dazu später und an andere Stelle mehr) zu dem besten, was es Neues aus Bremen gibt und verdient es gehört zu werden. Klicken und überzeugen Sie sich bitte hier.


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