Derber scheiß aus Bremen

Pisse, Schwulenuttenbullen, 100Blumen, alles neue Punkbands, die ihren Dilettantismus zum Kunstkonzept erklärt haben. Team Scheiße aus Bremen schlagen in eine ähnliche Richtung, bleiben dabei aber im Garangenpunk verwurzelt.

Bremen. Was war zuerst da, die Band Team Scheiße aus Bremen oder der gleichnamige Song der Gruppe Deutsche Laichen? Ich weiß es nicht, bis vor Kurzem kannte ich nicht mal die Band, also Team Scheiße, die Band, den Song schon. „8 Hobbies für den sozialen Abstieg“ heißt das im Mai 2020 veröffentlichte Tape, welches auf der Bandcamp Seite der Gruppe vollständig gestreamt werden kann, und beinhaltet acht Knallerstücke voller Nihilismus, Gestümper, Gebrüll und Punkrock, wie es schöner nicht sein kann, angepisst, unangepasst und dennoch umarmend. Songs, die in all ihrer Tragik immer noch Humor transportieren. Das gelingt wirklich nur sehr wenigen Bands, meistens stammen sie aus Hamburg oder veröffentlichten ganze früher mal auf dem Weserlabel. In diese Kerbe schlägt nun Team Scheiße. „Ich bin Karstadtdetektiv, ich bin Detektiv bei Karstadt, ihr könnt klauen was ihr wollt, ich werde es niemanden verraten, alles was ich will ist ein Freund.“

Das besondere an diesem Release ist, so ist es im Internet zu lesen, dass sich die Bandmitglieder zuvor nie getroffen haben, sondern sind diese acht Stücke im ersten Lockdown entstanden, indem der Dreier sich Ideen per Mails (oder wie das heute so gemacht wird) zugeschickt hat und so an den Songs gearbeitet wurde. Früher wurde diese Musik vielleicht mal Garangenrock genannt. Die Voraussetzung wäre dafür allerdings, dass diese Musik auch in einer Garage entstanden wäre. Was hätte das sonst für einen Sinn? Unter diesem Gesichtspunkt müsste „8 Hobbies für den sozialen Abstieg“ Wohnzimmerrock heißen, was das Ganze dann auch wieder nur unzutreffend beschreibt. Es ist verwirrend und es sind verwirrende Zeiten. Aber wenn dann so was wie Team Scheiße entstehen kann, dann ist vielleicht doch nicht alles so schlecht. „Keine Frage, heute ist voll der schöne Tag, keine Frage, ich gehe heute in den Park“, ach herrlich, dieses Verkürzen und auf den Punkt bringen, konnten Tocotronic in ihren ersten Jahren auch schon gekonnt, ehe sie verkopft wurden, was sicherlich auch nicht verkehrt war, für sie jedenfalls, bei Team Scheiße wünsche ich mir diese Entwicklung aber nicht.

Nach noch nicht mal nach 20 Minuten ist schon wieder alles vorbei und eine neue Runde muss gehört werden. Das war schon immer die großen Vorteile von Veröffentlichungen, die auf überflüssige Füller verzichteten, nur um 12 oder 15 Tracks zu haben. Dann lieber kompromisslos nach vorne Schreiten. Gerne mehr davon! Sind ja aktuell wieder (oder immer noch?) im Lockdown. Da darf gerne ein Nachfolger kommen.

 


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