Fremdgehört – Der musikalische Seitensprung 8

Neuerscheinungen, Klassiker oder Lieblingssongs: In unregelmäßigen Abständen geben sich pfa und claas gegenseitig Musiktipps, die der Andere kommentieren, bewerten und verreißen darf. Heute geht es um die drei besten Frank Turner Songs

Da claas dieses Jahr bei Frank Turners Lost Evenings Festival war und unseren Lieblingsbriten auch ansonsten dieses Jahr ein paar mal live zu Gesicht bekommen hat, kam es zu der wenig konfrontativen Aufgabe, die drei besten Songs von Frank Turner dem jeweils anderen vorzustellen. Das ganze erscheint erst jetzt, weil der Kollege pfa mal wieder nicht fertig wurde. Er (pfa) war aber auch nicht in Berlin, musste sich also angeblich durch das Gesamtwerk von Frank Turner hören, alles auswerten und sich dann auf drei Songs beschränken. Heute ist Franks Geburtstag und zu seinen Ehren nun also die neuste Fremdgehört Ausgabe. Happy Birthday Frank und dem Rest viel Spaß beim Lesen, Wiederentdecken und Musikhören.

Claas fängt an:

Es gibt leichtere Aufgaben, als drei Frank Turner Songs auszusuchen. Ich meine, D.R.E.I – das ist wirklich nicht viel. In meiner engeren Auswahl schafften es schließlich 15 Songs und B-Seiten habe ich da schon gar nicht in Betracht gezogen. Lieblingslieder können auf ganz unterschiedliche Weise entstehen, der Soundtrack zu einer tollen Zeit, Trostspender in einer schweren Zeit oder einfach nur ein perfekter Popsong sein. Ich habe mich bei meiner Auswahl für eine Mischung aus all diesen Punkten entschieden.

Get Better

claas meint: Normalerweise hadere ich stets mit den ersten Vorabboten eines neuen Frank Turner Albums. „The Road“, gut, aber nicht so gut, wie „Prufrock“, „I still believe“, cool, aber so ganz anderes als „The Road“, „Recovery“ kann nicht mit „I still believe“ mithalten. Nach ein paar Wochen mochte ich selbstredend alle Lieder. Doch bei „Get Better“ war es anders! Für mich immer noch einer der besten Songs, die Frank je geschrieben hat, laut, euphorisch, mit einem positiven vibe, was nicht so häufig bei Turner vorkommt. Für mich der Abschluss der Frühphase und Beginn einer neuen Ära.

pfa sagt: Ok, der Song war bei mir auch in der ganz engen Auswahl. Großartiges Ding. Kann ich mir immer wieder anhören. Da das Stück vom Album „Positive Songs for negative People“ ist, passt es wohl für uns beide ganz gut. (Haha). Ich mag diese Grundstimmung, dieses Positive. Songzeilen wie „And said: Come on now, let’s fix this mess. We could get better, because we′re not dead yet“,  mag ich laut mitschreien. Kann diesen Song immer wieder hören, auf Kopfhörern, in der Kneipe oder auf – und da am liebsten – live auf Konzerten.

 

Redemption
claas meint: Oftmals finden Hörer:innen sich in einem Song komplett wieder. Dieses Gefühl kenne ich bei Frank Turner Songs auch. Aber solche Verbindungen zu „Redemption“ habe ich nicht. Trotzdem für mich einer der besten Songs in Turners Schaffen. Vielleicht macht gerade diese Intensität das Lied so gut. Ansonsten habe ich darüber bereits alles in diesem Text gesagt.

pfa sagt: Frank Turner hat einfach ein Gefühl für Stimmungen und für Dynamiken in Songs. Das schafft er mit „Redemption“. Der Song ist von seinem vielleicht stärksten Album, von „England keep my Bones“ (oder ist es doch „Tape deck heart“ oder „Poetry of the Deed„?). Aber ich muss sagen – und das ist halt einfach Geschmackssache – dass ich „Redemption“ nicht für den stärksten Song auf der Platte halte. Da gibt es – siehe unten – mindestens einen der einfach unschlagbar ist. Schön, dass die Geschmäcker verschieden sind.

 

Good & Gone
claas meint: Der in dieser Liste vielleicht am wenigsten bekannte Song. Ich war auf der Weltpremiere des Liedes in New York dabei, so dachte ich jedenfalls jahrelang, aber es war wohl „Tell Tale Sings“, daher ist der Rest wohl verklärte Erinnerungen, die mir einen Streich spielen, aber ich hatte sofort einen Ohrwurm davon. Auf dem Rückflug von New York saß ich am Airport und wünschte, ich könnte wirklich noch mal zurückgehen und alles noch mal erleben. Zuhause wartete zu dieser Zeit halt nichts. Thematisch eng an Redemption angesiedelt, aber doch so viel mehr. Es geht um verpasste Möglichkeiten, den Wunsch nach Neuanfang und die Einsicht des Scheiterns. Hier in einer schönen akustischen Version.

pfa sagt: Ich mag das Stück, wie so viele von Frank Tuner. Aber auf der „Tape Deck Heart“ sind viele Songs, die ich für mindestens gleichwertig halte. Hahah… habe ich das eben nicht schon einmal geschrieben? Festzustellen aus meiner Sicht ist: Auf dem 2013er Album sind einige Stücke, die stärker sind. Auch hier der Verweis: Siehe meine Songs unten. Aber so ein persönlicher Bezug, macht Songs ja auch besonders.

 

I still believe

pfa sagt: „Something as simple as rock ’n‘ roll would save us all“ – ja, der Rock’n’Roll wird uns retten. Mit Songs wie diesem kann Frank Turner dieses Gefühl erzeugen, andere mitzureißen, andere zu begeistern und sie mit auf seinen Weg zu nehmen. Wie bereits erwähnt, ist das der unschlagbar stärkste Song auf der Platte „England keep my Bones“. Aber wahrscheinlich nur aus meiner Sicht.

Claas meint: Ha, hier kann ich wirklich behaupten, bei der Welturaufführung (siehe oben) dabei gewesen zu sein, es war in Shanghai im Jahr 2010. Das hat Frank jedenfalls mal erzählt. Ich kann mich ehrlicherweise daran nicht erinnern. Vielleicht hat der Song auch nicht so viel Eindruck auf mich gemacht? Ich schrieb es oben bereits. Als I Still Believe rauskam war ich erstmal enttäuscht. The Road ist schließlich viel besser! Ist natürlich quatsch. Live immer noch eine Bank, aber ich habe mir vielleicht etwas daran überhört. Trotzdem, sichere Wahl, die aber Spaß macht.

Four simple Words

pfa sagt: Ich glaube, ich kenne keinen besseren Song, um ein Konzert zu eröffnen. Der langsame Part vorweg, die sich immer weiter aufbauende Spannung und dann: Durchdrehen. Fäuste in die Luft, mitgrölen, singen und: „I want to dance, I want to dance“. Jedes Mal, wenn ich ein Konzert von Turner sehe, hat er mich einfach.

Claas meint: pfa sprach ja bei Good & Gone von besseren Songs, die sich auf Tape Deck Heart befinden. Aber dann gerade dieser? Genauso eine sichere Wahl, wie I Still Believe, eine Zeit lang live auch gerne mal hintereinander gespielt. Live natürlich der Knaller, aber zuhause ist das ehr nichts. Bei mir ist es der Frank Turner Song, den ich am meisten geskippt habe, wenn ich ein Album durchgehört habe. Sowieso seltsam, beim Album Tape Deck Heart spare ich mir meistens den ersten Song der A Seite (Recovery) und den ersten Song der B Seite (diesen hier) aus. Der Rest von Tape Deck Heart ist natürlich fantastisch.

 

The Road

pfa sagt: Mit diesem Song hat mich Frank Tuner gekriegt. Alle meine Freunde feierten ihn damals, hörten die „Poetry of the Deed“ rauf und runter. Ich brauchte etwas länger. Bis ich Frank Tuner live sah und „The Road“ hörte. Diese Power, dieses Gefühl einfach immer nach vorne zu gehen. Stark. Zeilen wie „You wont find your precious answers now by staying in one place“ sind einfach  großartig.

Claas meint: Sehe ich ähnlich wie pfa. Kannte zwar bereits Love Ire & Song und hatte mein klassisches Problem mit der ersten Single aus einem Album. (The Road ist ganz cool, aber doch nicht so gut wie Prufrock! haha), aber ja, war eine ganze Weile mein absoluter Lieblingssong von Frank. Vor allem live besonders laut die Zeilen To the North gesungen. Geschrieben wurde das Stück auf der Tour mit The Gaslight Anthem, bei der Gunnar von Gunner Rec mit dabei war. Unterhielten wir uns letztens erst drüber. Mag ich immer noch sehr. Aber wie bei allen drei Songs von pfa, auch an The Road habe ich mich etwas überhört. Wäre gerne in diesem Video!

 


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