„Wir sind ein noch besseres Team geworden“
Vor ihrem Konzert in Bremen haben wir Giant Rooks zum Interview getroffen und mit ihnen über ihre Tour und die aktuelle Doppelbelastung aus Schule und Bandleben gesprochen.

Bremen. Giant Rooks aus Hamm sind eine der spannendsten Bands der jungen Musikszene. Mit ihrem Art-Pop und der brandneuen EP „New Estate“ befinden sie sich gerade auf ihrer ersten eigenen Headliner-Tour. Ende Februar haben sie den ausverkauften Tower mit ihrer unglaublichen Energie beeindruckt und ein grandioses Konzert gespielt. Vorher haben wir uns Sänger Frederik und Bassist Luca für ein Interview geschnappt.
Ihr wart mit Razz, Von Wegen Lisbeth, Kraftklub und weiteren Bands unterwegs und habt in den letzten Jahren auf diversen Festivals gespielt. Nun seid ihr auf eigener Headliner-Tour. Was ist anders?
Frederik: Statt nur einer halben Stunde spielen wir gleich 70 oder 80 Minuten. Das war am Anfang für mich eine echt schwierige Umstellung. Natürlich wollen wir beim Konzert über die ganze Zeit eine Spannung halten und das ist die Schwierigkeit. Ich bin häufig auf Konzerten von Bands, die ich super gut finde, aber immer wieder fällt es mir auf, dass Bands in der Mitte des Sets in so ein Loch fallen und sich erst am Ende wieder ausgraben. Mittlerweile finde ich es aber richtig cool, solange auftreten zu können. Es macht mittlerweile sogar mehr Bock als Supportshows, oder?
Luca: Auf jeden Fall! Anders als bei Supports ist der Gedanke daran, dass von den Besuchern ein Großteil nur für deine Band gekommen ist. Als Vorband geht man auf die Bühne und hat gar nicht so große Erwartungen an das Publikum. Im besten Fall wird man gefeiert, aber wenn nicht, dann ist es …
Frederik: … auch egal! Man hat keinen Druck, aber auch keine besonderen Erwartungen als Support. Als Headliner möchte man den Leuten schon geben, wofür sie bezahlt haben. Dieses komische Gefühl hatte ich am Anfang.
Im letzten Jahr seid ihr schnell gewachsen, vor einem Jahr habt ihr noch im Tower als Vorband gespielt, heute habt ihr den Laden selber ausverkauft. Was ist die größte Veränderung für euch?
Frederik: Vor allem haben wir das ganze Jahr über total viel gespielt, hatten einen wahnsinnig großen Festivalsommer, Support-Touren mit Von Wegen Lisbeth und The Temper Trap. Ich glaube, wir sind ein noch besseres Team geworden, eine Einheit als Band. Das merkt man an unserem Auftreten auf der Bühne. Das hat sich im positiven Sinne verändert. Abseits der Bühne haben wir eine EP aufgenommen und veröffentlicht und ein Label gefunden.
Zwei von euch machen gerade ihr Abitur, wie schwer ist der Spagat zwischen Schule und Tourleben?
Luca: Es geht ganz gut. Natürlich ist es viel mit den Konzerten, aber wenn man sich das richtig einteilt und gut plant, dann ist es zu schaffen. Ich habe zum Beispiel schon in den Winterferien jeden Tag dran gesessen und für das Abi vorgelernt. Das macht es natürlich hinterher leichter und an den Tagen, an denen ich weg bin, kann ich es mir häufiger erlauben, nichts dafür zu tun. Ab und zu ist es etwas stressig, geht aber insgesamt gut, zumal die restliche Zeit ja absehbar ist.
Frederik: Das krasseste war als die beiden zu den zwei Konzerten mit Von Wegen Lisbeth Anfang Februar in Berlin hingeflogen sind und anschließend wieder zurück. Das war der größte Band-Schul-Konflikt.
Sind schon Autogrammstunden in der Pausenhalle angesagt?
Frederik: Das interessiert mich auch, davon erzählt ihr nie.
Luca: Ich hatte mal italienische Austauschschüler an meiner Schule, die mich live auf einem unserer Konzerte gesehen haben. An nächsten Tag sind die alle zu mir gerannt und wollten Autogramme und Fotos machen. Da habe ich mich echt unwohl geführt. Häufiger kommt so etwas aber nicht vor, das fände ich auch komisch.
Frederik: Die sehen Luca ja auch nicht als Musiker, sondern als ihren Mitschüler.
Nach dem Abi setzt ihr dann alles auf die Musik, oder?
Luca: Genau, wir werden dann erstmal nur Musik machen und natürlich die Zeit genießen, bei Terminen nicht mehr schauen zu müssen, ob an diesen Tagen Schule ist.
Ihr seid zwischen 18 und 20 Jahren und damit noch sehr jung. Eure Musik klingt nach vielen Einflüssen älterer Musik. Welche Vorbilder hattet ihr in eurer Jugend oder habt sie immer noch?
Frederik: Das ist mega unterschiedlich. Man darf fast gar nichts sagen, ohne die Hälfte zu vergessen.
Luca: Jeder hat seinen eigenen Stil und Lieblingsbands. Auf ein paar können wir uns aber einigen, die uns wahrscheinlich den größten Einfluss in unserer Musik geben.
Frederik: Wie zum Beispiel The War On Drugs. Arcade Fire würde ich auch immer nennen, Radiohead ist glaube ich der Einfluss von jeder Band, die halbwegs Indie macht. Aber auch nicht ganz so bekannte Bands wie Balthazar oder Half Moon Run sind wichtig für uns. Grizzly Bear finde ich richtig fett. Was ich auch geil finde ist das neue Alicia Keys-Album.
Das kenne ich wiederum nicht.
Frederik: Ich dachte immer, die Musik von Alicia Keys sei irgendwie nichts für mich und spricht mich gar nicht an. Dann habe ich es mir angehört und es ist mega fett, ich finde es richtig gut.
Ihr spielt heute bereits euer viertes Konzert in Bremen, ist es mittlerweile schon ein gefühltes Heimspiel?
Frederik: Nein, überhaupt nicht. Das finde ich aber total gut. Morgen spielen wir in unserer Heimatstadt Hamm und so ein Heimspiel finde ich viel schwieriger, da die Erwartungen ganz andere sind, auch an uns selbst. Wir werden morgen vor allem vor Freunden und Bekannten spielen, die jetzt vielleicht nicht unbedingt, ohne es ihnen unterstellen zu wollen, wegen der Musik kommen, sondern eher weil sie uns kennen. Das ist ja auch total in Ordnung. Dann tut es aber gut und ist richtig cool, wenn man in Berlin 500 Karten verkauft und auch Bremen ausverkauft ist. Da kommen die Besucher nur wegen der Musik und nicht weil es unsere Freunde sind.
Woran erinnert ihr euch in Bremen?
Frederik: Vor allem an die Breminale vor zwei Jahren. Da haben wir auf der MS Treue gespielt, es war unser erster Festivalsommer und für uns ein riesiges Ding. Das war echt cool! Da würden wir auch gerne nochmal spielen.
Luca: Das ganze Festival war geil, auf dem Schiff war es total schön, aber auch die Zelte haben mir sehr gut gefallen.
Frederik: Open Air am Wasser, das ist super! Das Wetter war an dem Tag auch perfekt!
Eure EP ist jetzt seit fünf Wochen draußen, wie zufrieden seid ihr mit der Resonanz darauf?
Frederik: Mega gut! Es ist halt eine EP, die bekommt ja nicht so viel Aufmerksamkeit wie ein Album, das muss man schon so sagen. Aber ich bin total zufrieden damit. Echt cool war, dass New Estate, die Single von der EP, in Berlin, aber auch bei uns in Nordrhein-Westfalen tagsüber bei den großen Radiosendern wie Fritz und Flux, oder eben 1live gespielt wird. Dementsprechend war das Konzert ausverkauft und alle Leute konnten das mitsingen, weil sie den Song morgen auf der Weg zur Arbeit oder so hören. Das ist das schönste Gefühl!
Was sind eure Pläne für dieses Jahr?
Luca: Wir werden wieder einen großen Festivalsommer spielen. Viel genauere Pläne haben wir noch nicht gemacht.
Frederik: Gerade sind wir dabei, für den Herbst zu planen. Es gibt ja verschiedene Möglichkeit, eine Support-Tour, eine eigene Tour, vielleicht werden wir uns einfach nochmal ins Studio setzen, vielleicht machen wir Songwriting. Jetzt im März werden wir wahrscheinlich nach Schweden fahren, uns dort ein Haus mieten und Songs schreiben. Das wird total spannend, ob und wie das klappt. Da sind wir total eingesperrt, haben kein Internet, keine anderen Termine oder Ablenkung und können uns voll auf das Songwriting konzentrieren.
Hier findet ihr unseren Konzertbericht sowie die Bildergalerie aus dem Tower.
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