„Der Anspruch an uns selber ist sehr hoch“ – Wirtz im Interview

Wir haben Daniel Wirtz in den Harbor Inn Studios Bremen bei seinen Tourproben für ein Interview besucht.

Foto: Jörg Kröger

Bremen. Am Sonntag, den 15. April tritt Daniel Wirtz mit seiner Band im Bremer Aladin auf. Das Konzert ist Teil einer großen Tour zum neuen Studioalbum „Die fünfte Dimension“, das Platz drei der Albumcharts erreichte. Für die Tourproben war die Band Anfang April für eine Woche in den Harbor Inn Studios Bremen und hat sich intensiv auf die Konzerte vorbereitet. Dabei haben wir den Sänger und Gitarristen für ein Interview getroffen. Tickets für das Konzert im Aladin gibt es noch im Vorverkauf.

Für die Tourproben habt ihr eine Woche in Bremen verbracht. Wie laufen diese Tage ab?

Die Tage sind sehr lang und anstrengend. Jeder ist hochkonzentriert und total fokussiert, da die Zeit begrenzt ist. Zwar sind wir gut vorbereitet angereist, dennoch müssen viele Baustellen ausgemerzt werden. Die Besucher sollen alle ein geiles Konzert erleben. Deshalb sind wir eine Woche hier und das Ergebnis wächst von Tag zu Tag. Mittlerweile haben wir unsere Setliste für die Tour entwickelt, sodass alle gut durch den Abend kommen.

Warum probt ihr in Bremen, wie ist euer Bezug?       

In Bremen ist Timo Hollmann mit seinen Harbor Inn Studios. Er macht auch live unseren Sound und in diesen Studios können wir alles in einer Echtsituation proben. Wir können unser ganzes eigenes Equipment aufbauen und letztlich das komplette Set-Up für die Tour schon mikrofonieren, verkabeln und einstellen. Wir können es so in den Bus räumen und müssen an den Locations nur noch auf „on“ drücken. Dann sollte es theoretisch so stehen und klingen wie hier.

Wie oft spielt ihr das feste Set hier vorher durch?

Die gut 25 Songs gehen fast über zwei volle Stunden und diesen Ablauf proben wir dreimal am Tag. Wir arbeiten fast acht Stunden durch und betreiben sehr viel Feintuning. Gegen zehn Uhr kommen wir in den Studios an und waren an den ersten Tagen erst um ein Uhr nachts zurück im Hotel. Mittlerweile haben wir uns so fit gespielt, dass wir schon um acht oder neun Uhr für den Tag durch sind.

Wo habt ihr an solchen Tagen die Stunden nach Feierabend verbracht?

Durch die langen und hochkonzentrierten Proben ist abends einfach jeder erschöpft ins Bett gegangen und hat geschlafen. Das ist so zum ersten Mal im kompletten Wirtz-Kosmos vorgekommen. Es hat noch keinen Abend an der Bar gegeben. Dafür haben wir jeden Tag wirklich alles gegeben.

Ist das auf der Tour auch so?

Wir werden nicht jünger und müssen uns unsere Kräfte einteilen. Der Anspruch an uns selber ist sehr hoch. Auf einer Tour kommen am nächsten Tag wieder viele Leute, die sich eine Karte gekauft haben und sich auf das Konzert freuen. Sie sollen dieselbe Show in bester Qualität auf 110% bekommen. Dementsprechend leben wir ziemlich diszipliniert, gehen nach dem Auftritt direkt in den Bus, duschen und schlafen.

Ihr habt auf Facebook die „musikalisch und optisch fetteste Tour“ bisher angekündigt. Was ist anders als sonst?

Wir haben einen weiteren Gitarristen in die Band geholt, er nimmt mir sehr viel ab. Wenn du singst und Gitarre spielt, hast du das Pedalboard vor dir liegen und bist recht limitiert und festgenagelt auf diesem Quadratmeter. Es gibt keinen großen Bewegungsradius, da du permanent an einen Punkt gefixt bist. Jetzt übernimmt er viele Gitarren, die ist bisher gespielt habe. Dadurch kann ich mit dem Mikrofon in die Leute springen und herumrennen. Wir wollen interagieren und uns noch mehr um die Besucher kümmern. Zusätzlich klingt es mit drei Gitarren an vielen Stellen noch satter und fetter.

Was habt ihr euch optisch ausgedacht?

Wir haben ein sehr schönes Konzept entwickelt, was die Umsetzung des Lichts betrifft. Auch dabei wollen wir uns weiter verbessern. Zusätzlich zur Musik haben wir ein tolles optisches Gesamtbild geschaffen. Da will ich noch nicht zu viel verraten, einfach überraschen lassen. Aber so hat das Aladin wohl noch nicht ausgesehen.

Was gibt euch bei den Proben das Gefühl, dass ein Song oder Ablauf perfekt ist?

Wenn wir am Ende des Sets angekommen sind und das Gefühl haben, es ging sehr schnell vorbei. Das ist der Indikator für eine gute Setliste. Es geht nicht darum, bestimmte Songs zu tauschen, es ist die Art und Weise, wie man den Bogen spannt. Beim finalen Set schauen wir am Ende überrascht auf die Uhr und es sind plötzlich zwei Stunden vergangen.

Wie unterscheiden sich die Vorbereitungen auf die Tour zu Auftritten auf Festivals wie z.B. Rock am Ring oder Wacken?

Vor Festivals gibt es eine Setliste per E-Mail, jeder reist für sich an und wir treffen uns an der Bühnenkante. Wir proben gerade so intensiv, da die neue Platte in dieser Form noch nie zusammen gespielt wurde. Da müssen wir alles aufeinander abstimmen. Wir achten auf einen guten Sound, alles soll klar verständlich und trotzdem voller Energie sein. Wenn es aber einmal steht, können wir es speichern und auf einen Stick ziehen. Mit dem Set-Up, das wir uns jetzt gerade erarbeiten, fahren wir auch zu den Festivals. Dort kommt der Stick ins Digitalpult und wir müssen nur noch sagen, welche Songs wir spielen.

Zwischen dem letzten Album „Auf die Plätze, fertig los“ und dem neuen Album „Die fünfte Dimension“ lag die Teilnahme an der Vox-Show „Sing meinen Song“. Wie hat sich das ergeben?

Das war eine schöne, rasante TV-Zeit. „Sing meinen Song“ hat sehr viele Türen aufgetreten, an denen wir vorher ewig gekratzt haben. Daraus sind viele geile Sachen entstanden, sei es die Stadion-Tour mit Udo Lindenberg oder plötzlich bei der Jubiläumsshow von Nena im ZDF singen zu dürfen. Die Aufmerksamkeit ist gestiegen und neues Publikum wurde erreicht. Es war eine tolle Erfahrung und hat viel Spaß gemacht. Es war aber hinterher total schön, wieder im Studio anzukommen und die neue Platte zu schreiben. Den Strand in Thailand hatte ich irgendwann satt, ich bin dann gerne nach Hause gekommen. Es war aber gut für den Kopf, mal ganz andere Dinge zu sehen. Danach war ich kreativ sehr angefixt. Die Arbeit am neuen Album war so entspannt, wie ewig nicht mehr.

Inwiefern hat die Erfahrung und die gestiegene Bekanntheit den Entstehungsprozess vom neuen Album beeinflusst?

Ich habe jetzt keine Features auf dem Album, Freunde eingeladen oder bekannte Musiker dazugeholt. Auch habe ich mir keine Songs schreiben lassen oder ähnliches. Ich habe in der Zeit eher Spaß gehabt und das Leben gelebt. Die Entstehung und die Aufnahmen des Albums haben sich nicht verändert. Wir haben uns wie immer ins Studio eingeschlossen und geschrieben.

Zwischen dem Ende der Proben und dem Tourauftakt liegen fünf Tage, wie verbringt ihr diese Zeit?

Jeder bekommt die ganzen Files in die Dropbox gelegt und hat ein paar Hausaufgaben mit auf den Weg genommen. Ich habe einen Solo-Part, den ich noch trainieren muss. Donnerstag wird die Tasche gepackt, ich verabschiede mich von meiner Familie und dann geht es in den Bus. An dem Tag haben wir Generalprobe, da kommt das große visuelle Konzept hinzu. Das Gesamtwerk steht dann, wir sind topfit und auf den Punkt da. Freitag findet der Tourauftakt in Münster und Sonntag das zweite Konzert der Tour im Aladin statt.

 


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