Pascow – Sieben, Rookie 2023

Am Freitag den 27. Januar 2023 veröffentlicht die Punkband Pascow ihr siebtes Album mit dem Titel: Sieben.

Sie sind zurück, die vielleicht älteste Newcomer-Punkband des Landes. So kommt es mir zumindest immer noch vor, dass Pascow trotz umjubelter Auftritte beim WDR-Rockpalast oder dem Hurricane Festival noch immer ein relativ neuer Geheimtipp ist. Stimmt wahrscheinlich überhaupt nicht, aber wenn doch, dann wird „Sieben“ diesen Zustand endgültig beenden.

„Sieben“ klingt von Beginn an zwar stürmisch, aber nicht so, wie eine junge Punkband (wie Pascow es selbstverständlich selber einmal waren – die frühen Alben der Band zeugen davon) stürmisch klingt, sondern auf eine Art abgeklärt. Das liegt vielleicht daran, dass bewerte Zutaten wie Gastsängerinnen oder Keyboard-Sounds erneut ihren Weg auf „Sieben“ fanden und an der klaren Produktion von Kurt Ebelhäuser. Für Dreck und Garage ist auf „Sieben“ kein Platz und wird tatsächlich nicht vermisst, weil das Ergebnis immer noch eine gewisse Rotzigkeit besitzt. Hier und da werden Textzeilen gespittet, die bereits in Songs anderer Bands so ähnlich verwendet wurden. Ob das Zufall oder eine Hommage ist, ist an keiner Stelle des Albums eindeutig zu bestimmen.

Thematisch sind Pascow eng an der Zeit. Gentrifizierung, desillusionierte Jugend, Flucht, Klimawandel, Nazis in Parlamenten und was jede:r von uns davon wusste, ohne etwas dagegen getan zu haben. Im Grunde ist es erschreckend, wie sehr Pascow den Nagel in einem fort auf den Kopf treffen. Das kann manchmal wehtun. Und der Schmerz wird nur verschwinden, wenn jede:r aufsteht und etwas gegen das ganze Chaos da draußen unternimmt. Das scheint „Sieben“ insgeheim sagen zu wollen. Hoffentlich kommt die Nachricht rechtzeitig an. Ansonsten übernehmen womöglich die letzten anarchistischen Meuten die Macht, wie in „Mailand“ in Erwägung gezogen werden kann, nachdem der Untergang von Staaten thematisiert wurde. „Und die Jungen singen / für keine Fahne mehr ein Mast.“ Schuld sind natürlich die immer gleichen, nennen wir das Kind ruhig beim Namen: die Finanzindustrie.

All diese Themen werden allerdings nicht mit dem moralisierenden erhobenen Zeigefinger, sondern im Grunde nüchtern in flotten, aber doch rauen Punkrock mit ordentlich Druck vorgetragen. Wir sind eben dem Untergang geweiht. Zumindest beinahe. Und Pascow bieten dazu den passenden Soundtrack. Aber es muss ja weitgehen: „Und ich stolpere einfach weiter / soweit die Beine können.“

Klammheimlich haben Pascow sich in den letzten Jahren in die erste Liga der hiesigen Punkrockbands gespielt und das sogar verdienterweise. Und auf „Sieben“ gibt es nicht ein einziges Anzeichen dafür, dass sich daran etwas ändern wird.

Am 30. März 2023 spielen Pascow zusammen mit Mobina Galore im Kulturzentrum Schlachthof.


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