Punkrock auf der Höhe der Zeit
Pascow und Mobina Galore traten am Donnerstag im Kulturzentrum Schlachthof auf.

Ich gebe es gerne zu: Zu Hause höre ich die Alben von Pascow nicht besonders häufig. Live überzeugt mich der Vierer dafür jedes Mal aufs Neue. Nehmen wir nur mal die letzten Konzerte in Bremen. Da spielten Pascow im Magazinkeller des Schlachthofs, im Kulturzentrum Lagerhaus und am Donnerstag schließlich in der Kesselhalle es Schlachthofs. Was ist das überhaupt immer noch für ein schöner Club! Einer der schönsten im Land würde ich behaupten. Überall eine tolle Sicht, eine große Bühne, nette Menschen an der Tür und der Bar und ein super Sound. Eigentlich war im Vorfeld schon klar, an diesem Tag konnte gar nichts schief gehen. Und so war es dann auch. Von der ersten Minute an waren Band und Publikum gleichermaßen auf dem Punkt.
Das besondere an dieser Band und ihrer Fans ist es sicherlich, dass selbst die Lieder des neuen Albums Sieben, welches erst vor wenigen Monaten veröffentlicht wurde, vom Publikum frenetisch aufgenommen und wie die alten Gassenhauer mitgesungen wurden. Arme wurden in die Höhe gereckt, Stage-Diven und Surfen war erlaubt und wurde von mehreren Menschen mit Freude genutzt. Die Euphorie ist spürbar und überträgt sich von Band auf Publikum und wieder zurück.
In vielerlei Hinsicht fühlte sich der Abend so an, als ob Corona endgültig vorbei ist und die Fans zum ersten Mal seit einer langen Zeit endlich wieder eine gute Zeit haben können, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Becher flogen, Bier spritze, es wurde geklatscht, gelacht und gesungen. Hier konnte wirklich niemand schlechte Laune bekommen. Das zu schaffen, macht eine gute Band aus. Es gibt so viel scheiße da draußen, da tut etwas Freude und sei es nur während eines 1,5-stündigen Konzertes echt gut.
Aber es spielten ja nicht nur Pascow, sondern die mindestens genauso guten Mobina Galore aus Kanada, die auf dem Bremer Label Gunner Records mittlerweile vier Platten veröffentlicht haben und für viele Leute als das nächste große Ding im Punkrock gelten. Zuletzt konnte Mobina Galore im Oktober auf einer Headliner Show im Tower gesehen werden. Dieses Mal war ein wesentlich größeres Publikum anwesend und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn die beiden Frauen sich nicht eine Handvoll neue Fans erspielt haben. Die Kanadierinnen präsentierten ihren rauen Punkrock, der lediglich aus Gitarre, Drums und zwei Stimmen besteht. Vielleicht konnte gespürt werden, dass sie die ganz großen Bühnen noch nicht so gewohnt sind. Aber die Songs sind einfach gut und so war bereits nach dem zweiten Lied ein kleiner Pogo in der Mitte entstanden.
Doch es geht beim Punkrock ja nicht nur um die reine Musik (oder die Texte), sondern auch um die Haltung dahinter. Und da können beiden Bands ebenfalls kein Vorwurf gemacht werden. Mobina Galore standen nach dem Set am Merch und waren für Gespräche und Fotos bereit und die Preispolitik an den Merchständen kann als durchaus fair beschrieben werden. Oder wo finden sich heutzutage noch hochwertige Vinyls mit Klappcover, Textblatt etc. für unter 20 EUR? Genau! Das war ein Rundweg gelungener Abend. Vielen Dank dafür an allen Beteiligten.
Seht euch hier unsere Konzertfotos an:
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