Interview mit 100 Kilo Herz zum AufMUCKEn gegen Rechts

Bevor die Leipziger Punkband mit Bläsern am 2. Juli in Weyhe auf der Bühne steht, haben die Jungs uns einige Fragen beantwortet.

Pressefoto

Weyhe. Bereits in wenigen Wochen findet am 2. Juli in der Gemeinde Weyhe vor den Toren Bremen das AufMUCKEn gegen Rechts statt. Beim Festival auf dem Mühlenkamp-Gelände werden Bands wie Kettcar, Neonschwarz, 100 Kilo Herz, Akne Kid Joe und Grillmaster Flash auftreten. In unserer Interviewreihe stellen wir einige Bands des Line-Ups genauer vor. Los geht’s mit 100 Kilo Herz.

Wir verlosen 2 x 2 Tickets für das Aufmucken. Schreibt eine Mail mit dem Betreff „Aufmucken“ und eurem vollen Namen an pfa@hb-people.de und schon seid ihr im Lostopf. 

Mit knackigem Punkrock und Ohrwurmmelodien mit Saxophon und Trompete reisen 100 Kilo Herz aus Leipzig an. Textlich und musikalisch werden sie häufig mit Feine Sahne Fischfilet verglichen, ihr Bandname leitet sich dagegen vom Song „100 Kilo“ von Muff Potter ab. Ihr Live-Spektakel aus dem Tower Musikclub im letzten Herbst blieb noch lange in Erinnerung, wie ihr unserem Konzertbericht entnehmen könnt. Am 2. Juli gibt es die Band unter freiem Himmel beim AufMUCKEn gegen Rechts zu erleben.

Wisst ihr noch, wann und in welchem Zusammenhang ihr das erste Mal vom AufMUCKEn gegen Rechts gehört habt? 

Marco: Ich muss ehrlich gestehen, dass mir das Festival bis zur Anfrage an uns leider nicht bekannt war. Aber seit der Anfrage haben wir uns natürlich damit auseinandergesetzt. Es ist wirklich cool, was da in Weyhe über die Jahre gewachsen ist und welche namhaften Bands hier bereits gespielt haben. Wir sind sehr froh, dass wir in diesem Jahr ein Teil davon sein dürfen. Umso trauriger ist es aber auch, dass es leider immer noch Festivals mit so einem klaren Statement benötigt.

Vergangenen Herbst habt ihr ein spektakuläres Konzert im Tower mit springenden, feiernden und crowdsurfenden Fans gespielt. Welche Erinnerungen habt ihr an das Gefühl, endlich wieder auf der Bühne zu stehen? 

Rodi: Vielen Dank für das Kompliment und dass du das Konzert so in Erinnerung hast. Es war auf jeden Fall ein sehr schöner Abend für uns.

Marco: Das Konzert fand ja im Rahmen unserer ersten eigenen Tour statt und wir haben dabei in Städten gespielt, in denen wir noch nie waren. Bremen war für uns auch eine Premiere. Es war das zweite Konzert und man hat uns und natürlich auch dem Publikum angemerkt, dass alle ausgehungert waren und heiß auf jeden Beat und jede einzelne Note waren. Das jetzt – nach zwei Jahren – endlich wieder alles halbwegs normal läuft, tut unglaublich gut. Wollen wir hoffen, dass es so bleibt.

In Rezensionen werdet ihr gerne mit Feine Sahne Fischfilet verglichen, andere Referenzen wie Muff Potter oder But Alive bringt ihr selber ins Spiel. Welche dieser Bands hat euch besonders geprägt? 

Marco: Wir sind sechs Leute in der Band, die musikalisch alle anders geprägt wurden, da ist von Hardcore über Metal von Skatepunk bis Hip-Hop alles dabei. Auch wenn wir eine ähnliche Besetzung haben, waren Feine Sahne Fischfilet eher nicht prägend für uns als Band, den Vergleich verstehen wir aber natürlich. Andere Bands waren da wichtiger, aber wie gesagt, fragst du hier jeden einzelnen von uns, bekommst du sechs verschiedene Antworten. Muff Potter sind wohl der kleinste gemeinsame Nenner bei uns. But Alive und vor allem Marcus Wiebusch sind sicherlich bezüglich des textlichen Inputs eine Basis von Rodi, ohne Zweifel. Daher ist das Festival bei euch mit Kettcar eben auch etwas ganz Besonderes.

Rodi: Das stimmt auf jeden Fall. Muff Potter, die Wiebusch-Bands und auch Pascow, Turbostaat und andere sind ganz wichtige Bands für mich, die tief in meinem Herzen sind, die ich aber alle frühestens mit 18 kennengelernt habe. Meine Jugend und dadurch auch ich sind ganz stark von Früchte des Zorns, Fahnenflucht und Dritte Wahl geprägt – vor allem, was die eigenen Werte und die Weltanschauung angeht.

„Tausend Kriege gekämpft und nie etwas gelernt“ singt ihr in eurer aktuellen Single „Nichts ist anders“ aus dem Februar 2022. Ist es frustrierend, wenn die Wirklichkeit die düsteren Szenarien nochmal überholt? 

Rodi: Das Lied war eigentlich nicht so sehr als fiktives Szenario gedacht, sondern eigentlich eine Zustandsbetrachtung. Ich kann einfach nicht verstehen, warum es immer noch Kriege gibt. Wieso Menschen in Entscheidungspositionen aus wirtschaftlichen, politischen oder anderen Interessen der Meinung sind, es wäre in Ordnung, Menschen zu töten. Und es gab ja jederzeit kriegerische Handlungen im Laufe der Menschheitsgeschichte – nur eben lange Zeit keine, die so nah an unsere Lebensrealität heranrückt. Das Lied wird durch die zeitliche Überschneidung für uns als Band wahrscheinlich für immer mit dem Krieg in der Ukraine verbunden sein. Ich würde aber nicht sagen, dass wir hier von der Wirklichkeit eingeholt wurden – sie ist nur näher an uns herangerückt.

Wie unterscheidet sich bei euch ein Festivalauftritt, gerade wenn er unter einem besonderen Motto steht, von einem gewöhnlichen Tourkonzert? 

Marco: Wir sind eine politische Band mit klaren Statements und klaren Inhalten. Insofern gibt es diesbezüglich kaum einen Unterschied. Bei einem Tourkonzert ist die Stimmung etwas intimer und persönlicher als auf einem großen Festival. Da besteht mal ein bisschen mehr Freiraum für persönlichere Ansagen.

Rodi: Oder politisch tiefergehende Ansagen. Auf einem Festival ist die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen doch auch mal etwas kleiner bzw. kürzer – da müssen dann die Lieder noch ein bisschen mehr für sich sprechen.

Worauf können sich die Besucher*innen bei eurer Show am 2. Juli freuen? 

Marco: Das Festival mit diesem Line-Up ist einfach sensationell. Und wir werden da unseren energiegeladenen Teil dazu beisteuern. Wir hoffen, dass unser Rodi vor Aufregung (wegen Marcus Wiebusch) seine Basstöne richtig spielt und die Texte nicht vergisst.

Rodi: Ich spiel auch falsch, wenn Kettcar nicht nach uns spielen! Nein, tatsächlich freue ich mich einfach sehr auf die anderen Bands, vor allem natürlich auch auf Akne Kid Joe, mit denen wir uns schon häufiger die Bühne teilen durften und die immer toll sind.

Tickets für das AufMUCKEn gegen Rechts gibt es im Vorverkauf – entweder im Shop vom Grand Hotel van Cleef oder bei Nordwest-Ticket. Schicke Hardtickets gibt es bei Go Bäng in der Innenstadt und vergünstigte U18-Tickets für 15€ telefonisch unter 04203-71228 direkt bei der Gemeinde Weyhe.

 


Mehr Beiträge aus" Interviews" zur Startseite

Interview mit 100 Kilo Herz zum AufMUCKEn gegen Rechts teilen auf: