„Ich werde mit jedem Konzert sicherer“ – Ten Tonnes im Interview

Wir haben uns beim Hurricane Festival mit dem 23-jährigen Singer-Songwriter zum Interview getroffen.

Foto: Phoebe Fox

Scheeßel. Ten Tonnes ist die Band um den Briten Ethan Barnett, der Anfang Mai sein selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht hat. Darauf kombiniert er lockeren Indie-Rock mit Pop-Rock im Singer-Songwriter-Stil. Der 23-jährige kommt aus einer musikalischen Familie, er ist der drei Jahre jüngere Bruder von Superstar George Ezra. Beim Hurricane haben wir mit ihm über die gemeinsame Tour, seine kreative und selbstironische Art und die anstehenden Deutschland-Konzerte gesprochen.

Im letzten Herbst hast du als Support einige große, ausverkaufte Hallenkonzerte gespielt. Wie fühlt es sich an, als Frontmann deiner Band vor so vielen Menschen zu stehen?

Es fühlt sich großartig an, auf so einer großen Bühne zu stehen und viele neue Leute zu erreichen. Das Gefühl, mit meiner Band im Mittelpunkt von solch riesigen Hallen zu stehen, ist wirklich beeindruckend und überwältigend. Aber eigene Headline-Konzerte sind natürlich noch viel besonderer, auch wenn sie im kleineren Rahmen stattfinden. Heute war es auch eine wirklich tolle und rundum gelungene Show.

Warum hast du dich entschieden, unter einem Künstlernamen und nicht mit deinem richtigen Namen aufzutreten?

Ich wollte immer eine Band um mich herum haben, deshalb wollte ich nicht mit meinem richtigen Namen auftreten, da es die anderen Musiker zu sehr in den Hintergrund rücken würde. Ich sehe es zwar in erster Linie als ein Soloprojekt, da die Musiker der Band manchmal wechseln, also ist Ten Tonnes mein Name auf der Bühne, aber mit mehreren anderen Musikern hinter mir.

Anfang Mai ist fast genau drei Jahre nach deiner ersten EP dein Debütalbum erschienen. Wie hast du dich auf dem Weg dorthin musikalisch entwickelt?

Ich denke, unsere Musik und auch wir auf der Bühne haben in den letzten Jahren eine gute Entwicklung durchgemacht. Mit vielen Konzerten haben wir zunehmend Sicherheit bekommen, auch im Songwriting. Viele Songs sind für den Live-Moment und die Bühne gemacht, da helfen die Erkenntnisse aus vielen Shows.

In Songwriting-Sessions, in denen z.B. „Better Than Me“ entstanden ist, hast du bis auf Schlagzeug alle Instrumente selbst gespielt. Warum hast du dich als Multi-Instrumentalist live für die Gitarre entschieden?

Die Gitarre ist das Instrument, das ich mit Abstand am besten beherrsche. Außerdem geht Gitarre spielen und singen recht einfach gleichzeitig, das ist wichtig für die Konzerte – mit dem Bass wäre das unmöglich. Das funktioniert nur bei den Aufnahmen, wo ich mich für den Moment ausschließlich auf dieses eine Instrument konzentrieren kann.

An den Aufnahmen war unter anderem Hugo White von The Maccabees, einer britischen Nummer-Eins-Band beteiligt. Welche musikalischen Einflüsse bringt er ein?

Er hat uns gerade zu Beginn der Albumproduktion sehr unterstützt. Hugo ist ein großartiger Gitarrist und bringt viele Ideen mit. Er hat uns auch sehr bei der Suche nach unserem eigenen Klang und individuellen Sound geholfen, gerade dabei, die Ideen und Gedanken in Gitarrenriffs und Akkorde umzusetzen. Zudem war es sehr beeindruckend, in den Studios der Maccabees aufzunehmen. Es hat sehr viel Spaß mit ihm gemacht, er ist ein cooler Typ!

Sich wie du mit einer selbstironischen Art vor ein großes Publikum zu stellen, erfordert viel Selbstbewusstsein. Hast du dich live seit den ersten Aufritten verändert?

Ja, auf jeden Fall! Ich denke, ich werde nach drei Jahren immer noch mit jedem Konzert sicherer. Der Umgang mit dem Publikum hat sich stark verändert, anfangs habe ich viel nach unten geschaut und war unsicher, den Leuten direkt in die Augen zu sehen. Heute suche ich auf der Bühne viel mehr den Kontakt mit den Zuhörern. Dadurch haben auch die Ansagen ein anderes Selbstverständnis bekommen, sie gehen mir jetzt viel leichter von der Hand.

Wie viel Abstand brauchst du von der Thematik, um zum Beispiel in „G.I.V.E“ über eine nachdenkliche Geschichte (gescheiterte Liebe) mit fröhlicher und eingängiger Melodie zu singen?

Dafür darf es natürlich nicht zu persönlich werden – klar, die Grundlage des Songs sind meine eigenen Erfahrungen, die für den Song natürlich ausgeschmückt und erweitert werden. Dieser Spielraum, kombiniert mit etwas zeitlicher Distanz, lässt mich auch über nachdenkliche Themen sehr locker und befreit singen. Positive und spaßige Texte sind mir grundsätzlich lieber als Texte, die einen runterziehen.

Deine Videos sind oft einfallsreich und unterhaltsam. Wer kommt auf die Ideen zu Clips wie „Lucy“ oder „G.I.V.E“?

Gewöhnlich habe ich eine Idee oder einen Einfall, wie man ein Musikvideo zu den Songs umsetzen kann. Die Gedanken werden dann in einem größerem Team besprochen und entschieden, wie sich der Clip final realisieren lässt. Manchmal muss mich das Team auch etwas bremsen und den Umfang des Musikvideos reduzieren.

Tauscht du dich mit deinem großen Bruder George Ezra über eure Konzerte aus? Gibt er dir Tipps oder hat sonstige Einflüsse auf deine Musik?

Vor allem auf der gemeinsamen Hallentour haben wir letztes Jahr viel über unsere Konzerte gesprochen. Ansonsten sind wir beide sehr viel unterwegs und haben den ganzen Tag mit Musik zu tun – da sprechen wir in der seltenen Zeit, die wir uns sehen, lieber über andere Dinge und hängen zusammen ab. Musikalische Ratschläge gibt es mir deshalb eher selten. Es ist trotzdem gut, mit ihm einen erfahrenen Ansprechpartner zu haben, wenn große Dinge passieren, zum Beispiel in der Entscheidungsphase, bevor ich meinen Plattenvertrag unterschrieben habe oder vor dem Release meines Debütalbums. Ansonsten machen wir in unserer gemeinsamen Freizeit eher den Quatsch, den Brüder eben so machen.

Ist die Bekanntheit deines Bruders für dich eher von Vorteil, weil du auf Support-Tour in sehr großen Hallen spielen durftest, oder ist es eher anstrengend, weil die Leute die Musik oft vergleichen und dich darauf ansprechen?

Es ist insgesamt schon eine coole Sache, so einen berühmten großen Bruder zu haben. Die Support-Tour war für uns ein aufregendes Erlebnis, aber auch grundsätzlich ist es toll, jemanden in der Familie zu haben der es geschafft hat, im Musikbusiness durchzustarten. Natürlich ist es auch etwas besonderes, dass wir als Geschwister beide beruflich Musik machen und unsere Projekte haben.

Anfang Oktober spielst du vier Konzerte in Deutschland. Worauf freust du dich bei den Konzerten und was magst du am deutschen Publikum?

Es ist meine erste Solo-Tour durch Europa und ich hoffe, es wird eine großartige Zeit. Am deutschen Publikum mag ich, dass es besonders reaktionsfreudig und aufmerksam ist. So war es auch bei meinem heutigen Auftritt in der White Stage.

Im Oktober kommt Ten Tonnes für vier Konzerte nach Deutschland:

02.10. – Hamburg, Molotow
05.10. – Berlin, Privatclub
06.10. – München, Orangehouse
07.10. – Köln, Helios

 


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