„Bremen ist eine zweite Konzertheimat für uns“
Tonbandgerät sprechen im Interview über ihr Verhältnis zu Bremen, ihre aktuelle Tour und ihre zweite CD „Wenn das Feuerwerk landet“.

Bremen. Am letzten Wochenende haben Tonbandgerät gleich zwei Konzerte im Schlachthof gespielt. Vor ihrer ausverkauften Show am Samstag haben wir die vier sympathischen Musiker zum Interview getroffen.
Willkommen in Bremen, wie fühlt es sich als Hamburger Band an, hier ein Konzert zu spielen?
Ole: Bremen ist für uns tatsächlich eine zweite Konzertheimat. Die „Heute ist für immer“-Tour hat vor zwei Jahren im Lagerhaus Premiere gefeiert und bei der Breminale durften wir auch schon spielen. In Bremen kommen immer echt viele Leute zu unseren Konzerten. Deswegen waren wir so glücklich, als dieser erste Termin schnell ausverkauft war. Beim zweiten wird es auch richtig voll werden. Wir sind sehr glücklich darüber!
Morgen dürft ihr hier eine Zusatzshow geben, wie überbrückt ihr den freien Zeitraum?
Ole: Auf jeden Fall werden wir Rollo essen! Vor zwei Jahren habe ich im Viertel einen Rollo gegessen und vollmundig gesagt: „Mach´ das Ding mal extra scharf.“ Danach habe ich total geweint, weil es zu scharf war. Seitdem probiere ich ungelogen, so scharf wie möglich zu essen, um dieses Rollo-Trauma endlich überwinden zu können. Heute Abend ist es soweit. Ich bin gespannt, was passiert.
Sophia: Dann ist nur die Frage, ob du morgen die Show spielen kannst.
Ole: Genau, aber das ist es mir wert. Einfach, weil es so aufgestaut ist. (lacht)
Eure Deutschland-Tour ist in vollem Gange, von welchen bisherigen Erfahrungen könnt ihr berichten?
Jakob: Wir spielen ganz unterschiedliche Größen, das ist cool zu sehen. Wir haben in Erfurt im Museumskeller gespielt, das ist ein kleiner Club, wo nur etwa 120 Besucher reinpassen. Es war ausverkauft und eine super Stimmung. Wir sind aber auch schon in Hannover vor 800 Leuten aufgetreten und heute sogar vor 1000. Da ist eine große Spanne dabei und es ist cool, so viel Abwechslung zu haben.
Ole: Es ist zudem wirklich interessant zu beobachten, wie unterschiedlich das Publikum von Stadt zu Stadt ist. Jede Show ist anders!
Gerade die Interaktion mit dem Publikum ist bei einer Clubtour doch sicher leichter als beispielsweise beim Hurricane, oder?
Ole: Es ist eher anders! Ich finde nicht, dass es leichter oder einfacher ist. Hier singen die Leute natürlich noch mehr mit, weil sie sich eine Karte extra für uns gekauft haben und viele die Alben gehört haben. Aber bei Festivals sind die Leute gefühlt ein bisschen betrunkener und deswegen manchmal noch leichter zu animieren.
Fällt es euch leichter, in guten Zeiten fröhliche Songs oder in schwierigen Zeiten melancholische Songs zu schreiben?
Isa: Das hängt gar nicht unbedingt miteinander zusammen. Meistens steckt hinter einem Song eine Idee, etwas ist passiert oder man hat nur einen Gedanken im Kopf, über den sich ein Song schreiben lässt. Ich glaube, man kann es nicht auf eine Gesamtsituation beziehen.
Sophia: Du schreibst deine Songs ja nicht tagebuchmäßig über das, was du gerade fühlst. Wenn du eine schwierige Phase hast, schreibst du das nicht direkt auf und machst einen Song.
Ole: Es spielt da aber trotzdem mit rein, das ist ja klar.
Sophia: Wenn man einen Song schreibt, dann selten darüber, was gerade passiert. Das geschieht mit ein bisschen zeitlicher Verzögerung. Wie eine Reflexion.
Ich habe das Gefühl, eure zweite Platte klingt etwas weniger nachdenklich. Worin ist diese Entwicklung begründet? Und seht ihr das überhaupt auch so?
Ole: Oha, das ist eine spannende Frage!
Isa: Also ich sehe das nicht unbedingt so, nein.
Ole: Würde ich auch sagen. Ich hätte es sogar eher umgekehrt gedacht. Ich finde, gerade auf der zweiten Platte sind einige richtig verkopfte Sachen dabei, beispielsweise die Essenz in „Kopfland“. Beim ersten Album waren wir viel naiver und das spiegelt sich im positiven Sinne auch in den Texten wider. Wir haben einfach nicht so viel darüber nachgedacht. Da war ja noch gar nicht klar, dass wir mal eine Platte rausbringen und eine Menge Leute die Songs hören werden.
Ihr kommt aus Hamburg, spielt heute in Bremen. Was zeichnet die norddeutsche und hanseatische Mentalität für euch aus?
Ole: Man sagt ja, die Norddeutschen seien eher reserviert. Auf so einer Tour merkt man tatsächlich, dass die Leute im Süden ein bisschen einfacher zu kriegen sind. Doch wenn man die Besucher im Norden erstmal bekommen hat, gehen sie schon sehr krass aus sich heraus.
Welche Konzerte besucht ihr privat gerne?
Isa: Wenn wir auf Festivals spielen, schauen wir uns gerne noch andere Bands an. Das ist das Schöne daran!
Jakob: Ja, auf jeden Fall. Da bekommen wir häufig noch viel mit. Privat gehen wir ab und zu in Hamburg auf Konzerte. Da die meisten Konzerte aber zwischen Donnerstag und Sonntag stattfinden und wir dann selber oft unterwegs sind, verpassen wir leider auch viel.
Sophia: Im Moment ist die beste Toursaison für viele Bands. Auf einige Daten anderer Bands hätten wir Bock, aber da spielen wir dann selber ein Konzert.
Ole: Wenn es mal einen freien Tag in Hamburg gibt, haben wir allerdings auch nicht unbedingt Lust, in einen Club zu gehen und uns ein Konzert anzusehen. Da ist es auch mal schön, einen Tag zu Hause zu bleiben.
Habt ihr einen Lieblingssong von euch?
Ole: Ja, aber wir haben keinen gemeinsamen Lieblingssong und dieser ändert sich bei jedem immer wieder. Auf dieser Tour sind einige Songs nochmal besonders schön geworden, die ich davor gar nicht so auf dem Zettel hatte. Ich finde zum Bespiel jetzt auf dieser Tour „Ich komm jetzt heim“ total krass. Dazu haben wir vorher ein Video gemacht und den Song verbreitet. Ich habe das Gefühl, die Leute können den Text jetzt noch etwas besser. Es wird immer richtig laut und emotional mitgesungen.
Welche Projekte stehen im nächsten Jahr an? Denkt ihr schon an ein drittes Album?
Isa: Im Januar werden wir Songs schreiben und an neuem Material arbeiten. Daneben möchten wir natürlich weiterhin viele Konzerte spielen.
Ole: Anfang 2016 fahren wir als Supportact auf der ganzen Tour von Andreas Bourani mit. Das ist ein richtiger Wahnsinn für uns. Es wird ganz toll, weil wir mal in riesigen Arenen spielen dürfen. Doch es sind auch krasse Reisestrecken, in 20 Tagen fahren wir über 7000 Kilometer fast nur innerhalb Deutschlands. Das ist eine Mammutaufgabe.
Ihr habt verschiedene Vorgruppen auf eurer Tour dabei, nach welchen Kriterien werden diese ausgewählt?
Jakob: Natürlich wollten wir Bands mitnehmen, die wir persönlich cool finden und deren Musik uns gefällt. Redensart kannten wir beispielsweise schon von unserer letzten Tour und damals wie heute war es supernett mit ihnen. Auf andere Bands wiederum sind wir über Kontakte aus unserem Team oder der Bookingfirma gestoßen. Dann haben wir uns noch selber bei Facebook umgehört, welche kleinen deutschen Newcomerbands oder Künstler es gibt. Junge Bands, die wir cool finden, nehmen wir gerne mit und unterstützen sie damit.
Was könnt ihr jungen Bands raten, die euch als Vorbild ansehen?
Ole: Durchhaltevermögen! Das war bei uns der Schlüssel überhaupt. Wir haben drei oder vier Jahre immer nur vor unseren Freunden und im kleinen Kreis gespielt. Es ist ganz wichtig weiterzumachen, an seinen Songs und an seinem musikalischen Können zu arbeiten und sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Was man uns außerdem ganz früh gesagt hat, ich aber damals nicht so richtig verstehen wollte: Als Band sollte man wirklich nur ein erstes Album haben. Man sollte erst dann an sein Debütalbum rangehen, wenn es auch richtig gut wird!
Mehr Beiträge aus" Interviews" zur Startseite