„Bremen ist das kleinere, aber schönere Hamburg“ – Montreal im Interview
Wir haben mit Montreal beim Hurricane Festival über ihr neues Album „Schackilacki“ gesprochen. Im Herbst kommt die Band zurück nach Bremen.

Bremen/Scheeßel. Montreal ist eine der beliebtesten Punk-Rock-Bands aus Deutschland. Ende Juni haben sie ihm Rahmen des Hurricane Festivals ihr sechstes Studioalbum veröffentlicht. In weit über einem Jahrzehnt als Band haben sie Konzerte in fast 20 Ländern gespielt, auch Bremen war immer eine Stadion auf ihren Reisen. Am 28. Oktober spielen sie wieder im Tower Musikclub. Vorher haben wir Sänger Hirsch zum Interview getroffen.
Gestern Abend habt ihr den Release eures neuen Albums „Schackilacki“ gefeiert. Wie fällt der Rückblick einen Tag später aus?
Zunächst war es wie für alle Beteiligten gestern eine sehr holprige Anreise, es war relativ knapp bis zum Konzert. Die Show war super, ein ganz guter Abriss. Hinterher wurde uns gesagt, dass es sogar einen Einlassstopp gab, das heißt es waren 6.500 Besucher im Zelt. Wir haben sehr zünftig in den Releasetag reingefeiert.
Wie ist die Idee entstanden, die Veröffentlichung beim Hurricane zu feiern?
Den Plan dazu gab es schon relativ lange. Vor gut eineinhalb Jahren haben wir mit den Veranstaltern gequatscht, bereits da stand die Idee im Raum, das Album im Rahmen des Festivals herauszubringen. Entsprechend war der Fixtermin da und wir haben im letzten Herbst mit der Arbeit begonnen, eine Platte zu machen. Natürlich wollten wir diesen Termin unbedingt schaffen und sind sehr froh, dass es geklappt hat.
Ihr seid jetzt drei Tage beim Hurricane Festival. Was wollt ihr in dieser langen Zeit alles anstellen?
Nach dem Auftritt beim CampFM heute Morgen haben wir nicht mehr viel zu tun, also werden wir uns nachher sicher Rancid und Green Day angucken. Natürlich trifft man auch überall viele Freunde und Kollegen. Zusammen mit der Alex Mofa Gang haben wir uns für das Wochenende einen Nightliner gemietet, wir sind gemeinsam unterwegs. Da ergibt sich der Tagesplan früher oder später von alleine.
Spielt ihr morgen das gleiche Set nochmal? Oder worauf können sich die Besucher freuen?
Nein, denn gestern hatten wir 75 Minuten Zeit und morgen nur eine Dreiviertelstunde. Da müssen wir uns etwas kürzer halten, die bekannten Songs werden aber natürlich auch dabei sein.
Sonntag spielt ihr dann schon recht früh beim Southside. Fühlt ihr euch in Norden aufgrund der stärkeren Bekanntheit besser aufgehoben?
Wir sind hier aufgewachsen, dadurch haben wir zum Norden ein anderes Verhältnis als zum tiefen Süden, das Southside ist fast in der Schweiz. Gerade ich habe aber zum Southside ein sehr enges Verhältnis, da ich dort die letzten sechs Jahre einer der Moderatoren beim Beck´s CampFM-Radio war. In diesem Zeit waren wir immer auf dem Festival, gerade bin ich zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder auf dem Hurricane. Insofern ist mir das andere Festival viel vertrauter. Aber klar, als Band ist der Norden die größte Hochburg.
Konzerte spielt ihr in ganz Deutschland, was unterscheidet das Publikum in Norden von den Besuchern im Süden?
Besonders merkt man den Unterschied in der rheinischen Region um Köln. Dort sind die Besucher generell ausgelassener, während der Norddeutsche länger braucht, um seine Emotionen zu zeigen, sie dann aber umso mehr zeigt. Im Norden muss man mehr Überzeugungsarbeit leisten als im Westen. Im Süden ist es schwierig, es kommt sehr auf die Musik an. Süddeutscher Blaskapellen-Kram wie LaBrassBanda funktioniert dort bestimmt super, das wird die Leute in Schleswig-Holstein wahrscheinlich nicht unbedingt im Sturm packen..
Euer neues Album ist bereits das sechste der Bandgeschichte, wo liegen die wesentlichen Unterschiede zu den vorherigen Alben?
Wir haben zum ersten Mal roher, nicht minimalistisch, aber schon sehr entschlackt aufgenommen. Es gab nicht viele Tonspuren. Wir haben sonst immer den Gesang gedoppelt, wodurch er präsenter und glatter klingt. Diesmal haben wir alles nur einmal aufgenommen, dadurch klingt die Musik mehr nach einer dreiköpfigen Band. Vorher hatten wir sehr oft das Problem, dass wir eine Albumversion mit unserer Live-Besetzung nicht hinbekommen haben, da einfach elementare Spuren fehlten.
Im Song „Osnabrück“ verwendet ihr im Video Bilder aus Münster. Ist Münster in Wahrheit das schönere Osnabrück oder einfach nur Feuer in die Rivalität?
Wohlwissend um die Rivalität haben wir das Video in Münster gedreht, da es dort auch einfach viel schöner ist. Beim Song „Osnabrück“ dachten wir eigentlich, das Lied sei sehr klar zu verstehen. Viele haben es dann aber doch als Hymne auf die Stadt empfunden. Mit dem Video wollten wir nochmal einen kleinen Hinweis geben, dass es vielleicht doch anders gemeint sein könnte.
Ihr seid in fast 20 Ländern aufgetreten. Habt ihr einen Traum, wo ihr noch auftreten wollt?
Wir haben es nie darauf angelegt, unbedingt in Moskau oder Äthiopien zu spielen. Es hat sich alles irgendwie ergeben, meistens über Supportgeschichten oder wie zuletzt in Äthiopien mit Viva con Agua. Wir haben guten Kontakt zum Goethe-Institut und regelmäßig geguckt, was sich so machen lässt. Wir hatten aber nie bestimmte Länder vor Augen, da sind wir sehr offen.
Am 28. Oktober kommt ihr nach Bremen in den Tower. Was kennt ihr von der Stadt?
Wir kennen Bremen sehr gut, mein Bruder wohnt auch dort. Bremen ist ja das kleinere, aber schönere Hamburg, das kann man wirklich so sagen. Wir haben da immer schon Konzerte gespielt, auch am Anfang unserer Bandlaufbahn war Bremen sehr gut zu uns. Dementsprechend kommen wir gerne und häufig zurück in den Tower.
Eine Bilderserie zum Auftritt von Montreal auf dem Hurricane Festival findet ihr hier.
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