„Mit Respekt und Vorfreude“ – Montreal im Interview vor Bremen-Konzert

Montreal treten morgen, am 9. November mit ihrem neuen Album „Hier und heute nicht“ erstmals im Kulturzentrum Schlachthof auf.

Foto: Max Threlfall

Bremen. Im vergangenen November veröffentlichten Montreal ihre Jubiläums-Single „15 Jahre für die Punchline“ – ein lustiges Dankeschön an alle Fans und eine selbstironische Zusammenfassung einer tollen Punkrock-Karriere. Mitte August haben Montreal ihr inzwischen siebtes Studioalbum „Hier und heute nicht“ veröffentlicht. Seit mittlerweile also über 15 Jahren ist die Band ständig auf Tour und feuert ebenso emsig und regelmäßig Platten raus. Am Samstag, den 9. November holt Hafensänger Konzerte Hirsch, Yonas und Max Power nach Bremen, diesmal ins große Kulturzentrum Schlachthof. Vorher hat Sänger Hirsch uns einige Fragen beantwortet.

Ihr habt in Bremen häufig im Tower gespielt, jetzt geht es in den größeren Schlachthof. Seid ihr schon aufgeregt?

Wir haben in Bremen insgesamt glaube ich sechsmal im Tower gespielt, zuletzt zwei Konzerte auf einer Tour. Wie in Bremen, gehen wir jetzt in einigen Städten den Schritt in die größeren Clubs. Im Tower haben wir uns immer sehr wohl gefühlt, jetzt geht’s mit unseren lokalen Jungs von Hafensänger Konzerte in den großen, altehrwürdigen Schlachthof. Wir kommen ja aus Norddeutschland, daher wissen wir um den Status als Kultclub. Anfang der 2000er habe ich dort Die Ärzte und Nada Surf live gesehen. Wir haben Respekt davor und freuen uns sehr auf das Konzert!

Im Jubiläumssong „15 Jahre für die Punchline“ singst du von „drei guten Alben und drei, die so naja“ sind. Euer neues Album „Hier und heute nicht“ ist im August erschienen und bisher das erfolgreichste in den Albumcharts. Was denkst du, wo du es nach den nächsten 15 Jahren einsortierst?

Unsere Alben sind ganz klar aufgeteilt in zwei Gruppen. Die ersten drei sind in der Summe schon die eher schwächeren. Seit 2012 veröffentlichen wir unsere Musik auf unserem eigenen Label „Amigo Records“ und arbeiten mit einem anderen Produzenten zusammen. Damit fühlen wir uns deutlich wohler und daran wird sich so schnell nichts ändern. Auf „Hier und heute nicht“ haben wir fortgesetzt, was wir mit „Schackilacki“ angefangen haben, das werden wir bei der nächsten Platte nicht alles über den Haufen werfen. Wir wollen so weitermachen – mit kurzen, knackigen Punkrock-Songs ohne C-Teil und ohne Rockballaden.

Was war bei den ersten drei Alben mit dem alten Label anders?

Bei der Zusammenarbeit mit einem fremden Label redet dir automatisch immer jemand rein. Das war gerade bei der dritten Platte „Montreal“ aus 2009 schwierig – das Label wollte „Maurer“ und „Pullover“ nicht drauf haben, dafür zwei andere Songs, was wir bis heute für absoluten Bullshit halten. Daher fühlen wir uns sehr wohl mit dem Schritt zum eigenen Label. Das Verhältnis zur eigenen Platte ist einfach angekratzt, wenn man Diskussionen über Songs, Cover usw. führen muss, obwohl man es selber anders machen würde.

Welches eurer sieben Studioalben ist dein persönlicher Favorit?

Generell die neuen beiden, der Stil der Lieder unterscheidet sich nicht so stark, während einige Songs von älteren Alben heute nicht mehr so stattfinden würden. Ein besonderes Album ist für uns auch „Malen nach Zahlen“ aus 2012, da es das erste ist, das wir komplett selber gemacht haben. Für uns als Band war es ein sehr wichtiger Befreiungsschlag, deshalb hat es einen hohen persönlichen Stellenwert.

Welcher Song, der keine Single war, darf auf Tour nicht fehlen?

„Walkman Revolution“ und „Ubahnlinie 2“ waren keine Singles und werden auf fast jedem Konzert gespielt. „Auf der faulen Haut“ ist live ebenfalls sehr beliebt. Am Anfang unserer Tour haben wir noch überlegt, ob wir „Max Power“ überhaupt in das Set einbauen, als die Fans unseren Plan bemerkt haben, wurde der Song aber so lautstark eingefordert, dass wir ihn natürlich noch gespielt haben.

Eure Konzerte spielt ihr hauptsächlich an den Wochenenden. Fühlt es sich noch wie ganze eine Tour an mit kurzen Blöcken von 2-3 Tagen?

Wir spielen die Tourblöcke so ganz bewusst! Eine ganze Tour am Stück ist anstrengend für den Körper und alle Beteiligten. Nach 5-6 Tagen lässt die Qualität nach und man kann nicht mehr 100% geben. Wir haben sehr viel Spaß an dem ganzen Trubel um ein Konzert und diesen Tour-Lebensstil hält man nicht mehr als 2-3 Konzerte am Stück durch. Mit den Pausen haben wir immer Bock und können uns komplett auspowern. Zudem haben viele aus dem Publikum am nächsten Tag frei, die Stimmung unter der Woche wäre nicht so locker und gelöst. Diese Aufteilung ist für beide Seiten sehr gut!

Ihr wart im Sommer viel unterwegs, unter anderem beim Hurricane Festival. Was war das kurioseste, das im Sommer passiert ist?

Ein Festival ist wegen Unwetter ausgefallen. Bei der Bekanntgabe standen wir schon am Bühnenrand und hatten alles fertig aufgebaut. Laut dem RegenRadar sollte gleich die Welt untergehen und der Veranstalter hat uns sogar ganze fünf Minuten vorher darüber informiert. Wir haben ganz schnell alle Instrumente in ein Zelt geräumt und uns im Auto verkrochen. Von da aus haben wir das nur vier Meter entfernte Zelt nicht mehr gesehen, so krass hat es geregnet und gestürmt. Das Gelände wurde zu Evakuierungsgebiet und wir mussten uns bei der Feuerwehr abmelden, bevor wir den Landkreis verlassen. Dort saßen die ganzen evakuierten Leute im Speiseraum und sobald wir auf dem Rückweg waren, sind wir direkt in eine Polizeikontrolle gefahren – mit einer Person zu viel im Auto, da wir noch natürlich noch festsitzende Leute mitnehmen wollten. Das war schon ein moralischer Tiefpunkt des Jahres. Hurricane und Highfield waren größere Highlights!

Ihr kennt Bremen gut und habt Sonntag frei – was geht noch nach dem Konzert?

Da werden wir uns wie gewohnt auf die Bremer verlassen – mal schauen, was an dem Abend in der Stadt so los ist. Im Bermuda-Dreieck zu starten, ist immer eine gute Option, später geht es gerne ins Eisen oder Rum Bumper‘s. Im Römer nebenan haben wir unsere ersten Konzerte in Bremen gespielt, als ihn noch die Bassistin von Slime gemacht hat. Wir sind oft nach den Shows oft in Gruppen von 10-20 Leuten unterwegs, gerne auch mit Fans, und immer gespannt, wo sie uns hinführen.

Montreal treten morgen am Samstag, den 9. November im Kulturzentrum Schlachthof auf. Es gibt noch E-Tickets zum Ausdrucken im Vorverkauf in Manni’s Ticketshop oder bei Montreal und Karten an der Abendkasse.

 


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