Was macht ein Albatros in Fedelhören?

Michael Hockel erhöffnete am heutigen Freitag in Fedelhörn die Buchhandlung Albatros neu. Wie es dazu kam, was ihn antreibt, was sich ändert und was gleichbleibt, erzählt er uns im Interview.

Stell Dich doch kurz vor, was hast Du vorher gemacht und woher könnten unsere Leser Dich in Bremen kennen?

Mein Name ist Michael Hockel. Ich bin 44 und lebe seit 25 Jahren in Bremen. Nach Bremen bin ich damals gezogen, um bei der Lufthansa eine Ausbildung zum Piloten zu machen. Das war am Ende aber nicht der richtige Job für mich. Bremen hat mir trotzdem so gut gefallen, dass ich einfach hiergeblieben bin. Neben einigen seriösen Jobs in der Software-Branche und bei urbanscreen war ich immer auch musikalisch in Bremen aktiv. Als DJ im Römer, Heartbreak Hotel und Rum Bumpers, als Bassist einer Band namens Remington Beach Club, als Label-Betreiber und als Organisator diverser Lindy Hop Veranstaltungen. Darüber bin ich in Bremen ganz gut vernetzt.

Wie kamst du auf die Idee einen Buchladen zu übernehmen?

Das war in erster Linie ein glücklicher Zufall – wäre ich esoterisch, würde ich es Schicksal nennen. Letzten Sommer stand ich morgens unter der Dusche und hatte absolut keinen Bock auf einen weiteren Homeoffice-Tag für ein Projekt, das mich inhaltlich so gar nicht interessiert hat. Wie schon oft habe ich mir dann vorgestellt, einen eigenen Laden zu haben – so ähnlich wie meine Lieblings-Buchhandlung Albatros. Ein paar Stunden später hatte ich einen Brief im Flur liegen, der an alle Albatros-Kund*innen ging und in dem Hermann und Ingrid Figge ankündigten, dass sie aus Altersgründen zum Jahresende aufhören möchten. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit habe ich bei Albatros angerufen und so ging das alles los.

Erzähl uns was über die (bisherige) Albatros Buchhandlung.

Die Albatros Buchhandlung hat im Herbst schon ihren 40. Geburtstag. Seit ungefähr 5 oder 6 Jahren bin ich dort Stammkunde. Ich fand das Sortiment immer ansprechend und sympathisch, weil die Literatur-Auswahl sich nicht an Bestseller-Listen orientiert, sondern zwischen ernsthaft und unterhaltsam immer einen Anspruch an Originalität hat. Bei den Sachbüchern gefällt mir die Ausrichtung an (linken) humanistisch-aufklärerischen Werten und das Bekenntnis zur Wissenschaft. Dass es keine Lebensratgeber-Bücher mit Titeln wie “Schlank und glücklich in 5 Minuten” gibt, ist ein angenehmer Bonus, ebenso die umfangreiche Kinderbuch-Abteilung.

Was soll bleiben, was soll / wird anders?

Die gerade genannte Grund-Ausrichtung wird erhalten bleiben. In Details möchte ich das Sortiment noch etwas jünger, diverser und feministischer gestalten. Mehr Bücher zum Thema Musik und Kultur, dafür keine Klassik-CDs mehr – der Platz ist ja mit knapp 70qm doch begrenzt. Das Ladenlokal habe ich in den letzten 3 Wochen zusammen mit Freund*innen und der Familie renoviert und es ist ein bisschen gemütlicher als vorher geworden mit einem ins Regal integrierten Sessel und einem gelben Plüschsofa.

Planst Du auch kleinere Veranstaltungen / Lesungen?

Wenn es wieder verantwortungsvoll erscheint: ja! Eigentlich wollte ich die Eröffnung auch mit Livemusik feiern und hatte dafür schon einen befreundeten Musiker aus Schweden engagiert, aber das muss ich irgendwann nachholen.

Zielst du auf ein bestimmtes Klientel ab?

Ich möchte gerne offene und neugierige Menschen erreichen. Menschen, die sich für die Gesellschaft interessieren, für Kultur und/oder Politik. Dabei habe ich keine bestimmte Altersgruppe im Blick, sondern freue mich, wenn hier eine bunte Mischung in den Laden kommt. Zudem bin ich auch die Nachbarschafts-Buchhandlung und somit Grundversorger für den Umkreis von 1-2 Kilometern. Die Menschen, die hier leben und/oder arbeiten, können nahezu alle Bücher, die gerade nicht im Regal stehen, bestellen und in weniger als 24 Stunden in der Hand halten.

Kannst Du uns ein paar deiner Lieblingsbücher aufzählen? 

 Letztes Jahr hat mich “Die Enkelin” von Bernhard Schlink begeistert, ein Autor, den ich vorher seltsamerweise immer verpasst hatte. Ansonsten in wahlloser Reihenfolge: “Glückstage in der Hölle” (Mark Oliver Everett); “Verteidigung der Missionarsstellung” (Wolf Haas); “Schilf” (Juli Zeh); “Beale Street Blues” (James Baldwin); “Der Trick” (Emanuel Bergmann); die “Dunne”-Reihe von Rose Lagercrantz.

 

Wer nun aufmerksam geworden ist, mache sich auf zur Albatros Buchhandlung:

Fedelhören 91, 28203 Bremen

Telefon 0421 / 327248

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