Eine Aufforderung zur Wahl zu gehen

Sonntag wird ein neuer Bundestag gewählt. Viele halten den Ausgang schon für entschieden. Vielleicht stimmt das. Trotzdem ist das kein Grund zuhause zu bleiben.

Wilhelmine Wulff / pixelio.de

Es ist Wahltag. Und viele Menschen, mich eingeschlossen, haben das Gefühl, keine wirkliche Wahl zu haben. Vielleicht geht es nur noch um taktische Überlegungen, aber nicht mehr um wahre Überzeugungen. Vielleicht stimmt das, vielleicht auch nicht. Darüber muss sich jeder Wahlberichtigte selber Gedanken machen. Dennoch ist es wichtig zu wählen. Es ist ein Privileg, welches ein Großteil der Menschen auf dieser Welt nicht hat. Da gelten auch keine Ausreden wie; es bringt doch eh nichts, die da oben machen, was sie wollen. Gerade diese Einstellung wäre eventuell ein guter und legitimer Grund zu einer Wahl zu gehen. Den Kopf in den Sand zu stecken ist jedenfalls keine Lösung und ein Stückweit auch Zeichen für Zufriedenheit und Übersättigung. Viele Menschen wissen nicht, wie gut es ihnen geht. Und trotzdem gibt es viel zu tun hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit, Rente, Integration, Bürgerrechte. Ich will nichts schönreden, aber in einer afrikanischen oder asiatischen diktaturähnlichen Situation leben wir nun mal wirklich nicht. Die Wahlberechtigten haben buchstäblich heute die Wahl!

Es ist immer leicht gegen etwas zu sein. Für etwas zu sein erscheint hingegen viel schwerer. In der Politik ist es manchmal eben so, dass das kleinere Übel gewählt werden muss. Es wäre wichtig, die AfD nicht als drittstärkste Partei im Bundestag zu haben. Eine Partei, die das Parlament alleine durch Rhetorik verändern wird, die Feindbilder aufbaut, wo keine sind, die ein WIR gegen DIE propagiert. Die eine Million Flüchtlinge sind nicht das Problem und werden dieses Land nicht zum Einstürzen bringen. Patriotismus und rechtes Gedankengut sind die wahren Gefahren. Ein wir gegen die, ist eine Gefahr. Ein Aufteilen der Gesellschaft in gute und schlechte Menschen. Wer gegen Medien hetzt und diese als Lügenpresse bezeichnet, selbst wenn Fehler passieren, gibt es eine lebendige und freie Presse und das ist gut und wichtig. Zensur, ein gern genommenes Schimpfwort, das bei jeder Möglichkeit einer nicht beliebten Berichterstattung gewählt wird, existiert nicht. Jeder ist frei zu sagen, was er will. Muss aber gleichzeitig damit leben, dass anderen dasselbe Recht zugestanden wird. Sobald dies nicht mehr der Fall ist, wird unsere Freiheit eingeschränkt.

In den USA wurde Trump vor beinahe einem Jahr gewählt und vor gut zehn Monaten vereidigt und seitdem hat sich dieses Land der Freiheit zurückentwickelt. Stumpfen Parolen sind keinem Glauben zu schenken. „Russlandversteher“ ebenso wenig, denn wer grundsätzlich auf der Seite von Despoten (Nordkorea, Iran, Syrien) steht, Oppositionelle unterdrückt oder mehr oder weniger offen in andere Länder (Ukraine) einfällt, Landstriche annektiert oder die Stabilität gefährdet, ist der eigentliche Kriegstreiber, und nicht umgekehrt!

Solidarität, Zusammenhalt, Gerechtigkeit und Demokratie sind Werte, die es zu verteidigen gilt. Stets, immer und überall. Selbst dann, wenn mit einzelnen Entscheidungen gehadert wird, ja sogar gehadert werden muss. Es ist immer noch besser eine Wahl zu haben, als keine.

 

 


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