Clubs in der Corona-Krise: Lila Eule

Durch die Corona-Pandemie sind Bremer Clubs, Musikspielstätten oder Kneipen in ihrer Existenz bedroht - so sieht die Situation beim Kulturzentrum Schlachthof aus

Lila Eule. Foto: pfa

Es sind schwere Zeiten für Clubs, Spielstätten, Kneipen und Festivals. Doch wie geht es den Bremer Einrichtungen eigentlich wirklich in dieser Club-Corona-Krise? Wie stellt sich ihre Situation dar? Wie kann eine Zukunft, eine Perspektive aussehen? Was passiert eigentlich, wenn die Läden dann wieder öffnen dürfen? Und was fehlt gerade besonders? Heute im Interview: Michael Pietsch von der Lila Eule.

Wie schlimm, beschissen oder gerade noch gut ist eure/deine Situation gerade durch die Coronavirus-Zwangspause gerade?

Für uns ist die Situation sehr schlimm. Als Club hat man höhere Betriebskosten, als eine Kneipe. Hinzu kommt, dass wir schon vor der behördlichen Anordnung geschlossen haben und somit bereits herbe  Einnahmeverluste hatten. Der Zuschuss der Soforthilfe war bei uns lediglich der gleiche Betrag wie der für  Solo-Selbständige. Geholfen hat die Spendenaktion vom Clubverstärker und Stundungen von Vertragspartnern.

Wie geht das alles weiter? Habt ihr einen Plan?

Ein Folge- oder gar ein dringend benötigtes nachhaltiges Programm zur Förderung der Kultur- und Gastroszene ist politsch bisher nicht in Sicht. Das liegt weniger an Bremen, sondern an Entscheidungen die länderübergreifend und auf Bundesebene getroffen werden. Hoffentlich gerät Bremen in Zukunft nicht weiter ins Hintertreffen gegenüber Oldenburg, Lingen oder Lünneburg. Urbanisierung bedingt vor allem soziokulturelle Orte (Clubs, Vereine…) und soziale Treffpunkte (Gastronomie, Einzelhandel…) um ein emotionales Gleichgewicht zu Hochhäusern, Verkehr und Arbeit zu bieten. Da wir für die Lila Eule mit einer langen Schliessungszeit rechnen, planen wir langfristige Projekte, um vielleicht überleben zu können. Die Union-Brauerei unterstützt uns zum Beispiel mit einer Soliaktion – das macht Mut.

Solidarität, Videokonferenzen und ein anderer Umgang miteinander: Was ist aus dieser Corona-Krise zu lernen?

Gemeinsame Aktionen sind effektiv. Das Spendenfeedback war grossartig, vor allem wenn man bedenkt, dass fast jeder unserer Gäste auch in seinem privaten oder beruflichen Umfeld in irgendeiner Form mit dem Coronavirus belastet ist.

Der Austausch in einer Gruppe von Betreibern funktioniert und ist sehr sinnvoll. Aber vor allem die Politik kann sehr viel lernen: Wie kann man endlich wieder ein Umfeld fuer die Kultur- und Gastroszene schaffen, in dem das Kosten/Einnahmeverhältnis im wirtschaftlichen Verhältnis steht. Jetzt offenbaren sich viele Probleme, die in den vergangenen Jahren entstanden sind: Steuern, Lohn- und Lohnnebenkosten, arbeitsrechtliche Verhältnisse, faire Wettbewerbsstrukturen, institutionelle Förderungen, Auflagen, Soziokultur/Systemrelevanz… alles darf hinterfragt und optimiert werden.

Was ist das erste, das ihr machen werdet, wenn euer Club/Kneipe wieder aufmachen darf?
Wir werden die Musik wieder aufdrehen – laut genug zum Tanzen, leise genug für die Nachbarn…

Welches Konzert, welchen Musiker wollt ihr in besseren Zeiten auf jeden Fall live sehen?

Coogans Bluff  – das letzte Konzert der Band bei uns war phantastisch. Geplanter Termin in der Lila Eule  ist der 19.12.2020, aber wir befürchten, der könnte auch verschoben werden…

Spenden für die lokale Clubszene geht hier: www.clubverstaerkerunited.de


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