Clubs in der Corona-Krise: Kulturbüro Bremen-Nord

Durch die Corona-Pandemie sind Bremer Clubs, Musikspielstätten oder Kneipen in ihrer Existenz bedroht - so sieht die Situation in Bremen-Nord beim Kulturbüro aus.

KITO - Kulturbüro Bremen-Nord.

Es sind schwere Zeiten für Clubs, Spielstätten, Kneipen und Festivals. Doch wie geht es den Bremer Einrichtungen eigentlich wirklich in dieser Club-Corona-Krise? Wie stellt sich ihre Situation dar? Wie kann eine Zukunft, eine Perspektive aussehen? Was passiert eigentlich, wenn die Läden dann wieder öffnen dürfen? Und was fehlt gerade besonders? Heute im Interview: Malte Prieser für das Team des Kulturbüros Bremen-Nord.

Wie schlimm, beschissen oder gerade noch gut ist eure/deine Situation gerade durch die Coronavirus-Zwangspause gerade?

Als von der Stadt geförderte Einrichtung ist zumindest der Fortbestand unserer Häuser (KITO, Kulturbahnhof KUBA, Overbeck-Museum und Bürgerhaus Vegesack) sowie die Beschäftigung unserer Mitarbeiter gesichert. Wir haben also das große Glück nicht in Existenzängste verfallen zu müssen. Da sind unsere Gedanken viel mehr bei befreundeten Clubs sowie all den kleinen und selbstständigen Künstlergruppen, Technik-, Secu-, und Cateringfirmen, ohne die unsere Arbeit nicht denkbar wäre. Nach der Verschiebung und Absage dutzender Veranstaltungen liegt unsere Herausforderungen gerade eher im soziokulturellen Bereich. Immerhin haben wir diverse Projekte und Gruppen für Kinder und mit unser eigenen Begegnungsstätte für Senioren den Fokus ohnehin auf einer der aktuellen Risikogruppen.

Wie geht das alles weiter? Habt ihr einen Plan?

Malte Prieser, Programmgeschäftsführer des Kulturbüros

Ideen haben wir genug aber aktuell lassen sich daraus einfach keine konkreten Pläne schmieden. Für die Umsetzung gänzlich neuer Konzepte benötigen alle Einrichtungen endlich Ansagen für den gesamten Sommer und nicht nur für jeweils zwei Wochen. Wie soll ich schließlich einen meiner Läden neu aufstellen und „Corona“-Konform konzeptionieren, wenn ich laut Aktenlage in wenigen Tagen theoretisch wieder „ganz normal“ offen habe. Und das mit allen vertraglichen Verpflichtungen, denen ich dann unterliege. Ich muss aber dazu sagen, dass ich die bisherigen Maßnahmen richtig fand und auch mit der Arbeit unsers Kultursenators zufrieden bin. Nur jetzt, nachdem die Indoor-Saison ohnehin gelaufen und verschoben ist, würde ich mir für den Sommer langfristig Klarheit wünschen – das bedarf aber einer Klärung auf Bundesebene. Aktuell nutzen wir unsere Möglichkeiten aber schon im kleinen Rahmen: Vom „Gabenzaun“ am Bürgerhaus, über Getränkespenden aus unseren Lagern bis hin zu telefonischen Kontakten mit „unseren“ Senioren oder Support für die Aktionen des Clubverstärkers sowie kreatives „Home Office“ mit unseren 200 Zirkuskids.

Solidarität, Videokonferenzen und ein anderer Umgang miteinander: Was ist aus dieser Corona-Krise zu lernen?

Für unseren Bereich haben natürlich die Aktionen des Clubverstärkers gezeigt, dass sich Solidarität auszahlt. Selbst wenn man vermeintlich in Konkurrenz zueinandersteht, kommt man miteinander immer weiter als gegeneinander. Sollte ein Teil der kulturellen Einrichtungen nicht überleben, profitieren letztlich nur globale Großkonzerne und ganz sicher nicht der benachbarte Szeneladen mit einer ähnlichen inhaltlichen Ausrichtung. Bezogen auf technische Fragen zeigt die Corona-Krise, dass wir in Sachen Digitalisierung ganz sicher was tun müssen. Also ich habe keine Videokonferenz ohne absurde Momente erlebt.

Was ist das erste, das ihr machen werdet, wenn euer Club/Kneipe wieder aufmachen darf? 
Wir speziell werden zunächst schauen, wie es „unseren“ Senioren und Kids geht und was wir für sie tun können. Das Alltagsgeschäft wird uns schon schneller einholen als uns lieb sein wird.

Welches Konzert, welchen Musiker willst du in besseren Zeiten auf jeden Fall live sehen?

Nachdem Netflix und Co. im Lockdown wirklich irgendwann ihren Reiz verloren haben, lief tatsächlich vermehrt das Radio. Radio Meuh aus der Schweiz hat mir echt eine neue Welt geöffnet. Dort gibt es wunderbar strange Funk, Soul und House-Mucke aus der allen Dekaden und Winkeln der Weltgeschichte. Vulfpack aus New York fassen diesen Sound für mich zusammen und das dürfte dann auch mein offizieller Corona-Soundtrack und langfristiges Live-Ziel sein.

Spenden für die lokale Clubszene geht hier: www.clubverstaerkerunited.de


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