Slowkiss – K.O., Gunner Records 2024

Slowkiss kommen aus Chile und veröffentlichen ihr neues Album via Gunner Records aus Bremen. Musikalisch wird eine Zeitreise in die 90er-Jahre geboten, mit all seinen Facetten. Eine kleine Gonzo-Geschichte:

Slowkiss K.O.

Die Geschichte von Slowkiss könnte so gehen: Ende der 1980er-Jahre gründet die Sängerin Elisa Montes in Chile eine Band, nachdem sie die Musik von Sonic Youth und das Debütalbum der Pixies entdeckt hatte. Schnell werden Slowkiss, so der Name der nun vierköpfigen Band, zunächst eine lokale, wenig später eine nationale Größe und schließlich (trotz der englischsprachigen Texte) in Underground von ganz Südamerika abgefeiert. Szenelieblinge mit ihrer Mischung aus Punkvibes, schleppenden Alternative-Rock und Shoegaze-Elementen.

1992 bezeichnet Kurt Cobain in einem Rolling Stone Interview Slowkiss als seine neue Lieblingsband und die beste Band seit den „verdammten“ Beatles. Im selben Jahr laden Slowkiss die Sub Pop-Helden von Mudhoney auf ihre erste Südamerika-weite Tour ein. Die Band aus Seattle revanchiert sich ein Jahr später und nimmt Slowkiss ihrerseits auf US-Tour mit. Vereinzelte Showcases in Europa sind die Folge. Ihre Demos und EPs werden haufenweise auf Tape kopiert und in Fanzinekreisen gehandelt. Das Debütalbum verkauft sich ohne Vertrieb über 20.000-mal weltweit. Irgendwann hat die Band genügend Geld zusammen, um ein weiteres Album zu produzieren, welches K.O. heißen soll. Die Aufnahmen laufen gut. Butch Vig bot sich als Produzent an, aber die Chilen:innen entscheiden, sich nicht reinreden zu lassen. Maximale Kontrolle.

Die Musik verbindet alles, was in den letzten drei bis fünf Jahren im Underground brodelte und schließlich mit Nevermind an die Oberfläche gespült wurde. Trotzdem verlieren die Aufnahmen nie ihren Popappeal und Eingängigkeit, die sowohl auf der großen Bühne als auch in kleinen Kellerclubs zu überzeugen weiß. Das kommende Slowkiss-Album wird als heißeste Platte des Jahres 1994 erwartet. Mehrere Labels, Sub Pop, Geffen, Atlantik und Epic stehen Schlange und warten auf den Zuschlag. Doch dann ein Schuss in den Kopf, das Ende eines Hypes, die Abkehr der Musikindustrie. Kein Interesse mehr. Der Markt wendete sich anderen Dingen zu. Slowkiss wissen nicht, was sie machen sollen. Das Album verschwindet in der Versenkung und Slowkiss schließlich auch. Hier und da taucht K.O. irgendwann auf den Tauschbörsen auf. Shirley Manson von Garbage nennt Slowkiss ihren wichtigsten musikalischen Einfluss und dass sie Elisa bewundere.

Ein paar Jahre später stolpert Gunnar Christiansen eines Nachts im Internet über die Band. Nach kurzer Recherche findet er tatsächlich die Bandmitglieder auf verschiedenen Social Media Profilen und beschließt K.O. endlich offiziell zu veröffentlichen. Nun liegt das Album endlich vor und es hat nichts von seiner Kraft, welches es damals zum Szenemeilenstein hätte machen können, verloren.

Das könnte die Geschichte von K.O. sein – ist sie aber nicht. Klingt aber gut. Band und Album sind trotz anderer Vorzeichen gut und seit dem 12. April via Gunner Records verfügbar.

 


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