THEY SLEEP WE LIVE: Ein mutiges Screamo-Debut, das Hoffnung macht!

Bremen. Ihre musikalische Sozialisierung fand zweifelsfrei in den 90ern statt. In Hörweite sind ebenso Genre-Heroes wie „Envy“, „Orchid“, „Yage“ oder Neil Perry als auch Bands wie „Loxiran“, „Calling Gina Clark“, „Angstzustand“, „Systral“ und „Acme“, die zu jener Zeit die norddeutsche Hardcorekultur bedeutend mitprägten. Es war eine Jugendkultur, in der das emotionale und politische Treiben exzessiv auf die Bühne gebracht wurde. Wenn es denn eine sein durfte, ich habe einige Konzerte erlebt, bei denen sich die Band weigerte ihre Kunst auf einer Bühne vorzutragen, weil selbst die kleine Empore schon als zu „aufgesetzt“ empfunden wurde. Im Fokus standen Kritik an der Konsumgesellschaft, Reflektion der eigenen Persönlichkeit und das friedliche Zusammenleben  jeglicher Kulturen, unabhängig ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, sexueller Orientierung, oder was auch immer.  Wer über das Scheitern seiner Beziehung mit seiner Ex musiziert hat, galt schon als Popmusiker. Mit dieser Haltung gehen auch „They Sleep We Live“ zu Werke.

Auf ihrer EP finden sich vier Songs, die sich musikalisch vogelwild ihren Einflüssen bedient ohne dabei ihre eigene Identität vermissen zu lassen. Mal schreiend, mal sprechend randalieren sie sich durch ihre postprogartige Gitarrenarbeit und immer wieder aufkommenden Terrorbeats. Bei Equillibrium  musste ich beim Gesang am Ende sogar an Chris Leo von Van Pelt denken. Aufgenommen wurde das Ganze mit dem nötigen Lofi-Charme, der ihren Songs genau die Glaubwürdigkeit verleiht, die sie benötigen. Und da sind wir genau an dem Punkt wo sie sich von vielen anderen Bands unterscheiden: sie spielen energetisch glaubhaft, nichts klingt aufgesetzt, hier sind echte Selbsttherapeuten am Werk, kein Kajal, keine schwarz bemalten Fingernägel.

Wie bei DIY-Bands üblich, bewegen sich „They Sleep We Live“ in einem dichten Netzwerk von unzähligen Kleinstlabels und Bandkollaborationen. So gingen dieser Debut-EP bereits zwei Split Veröffentlichungen mit einer malaysischen und einer schwedischen Band voraus. Nur ein bremer Konzert hat bislang noch nicht stattgefunden. Wenn es soweit ist, werden wir berichten.

Zu kaufen gibt’s die auf 300 Stück limitierte Vinyl hier.

Wer in „escaping the measures of time“ reinhören will, oder sie downloaden möchte, kann dies hier tun.

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