„Die norddeutsche Mentalität ist eine sehr ehrliche Haltung“

Vor ihrem Hurricane-Auftritt am letzten Sonntag haben wir Jupiter Jones interviewt und mit Bassist Andreas Becker (Becks) und Schlagzeuger Marco Hontheim (Hont) über ihr nächstes Album, die Entwicklung der Band sowie über ihre Heimatverbundenheit gesprochen.

Foto: Jörg Kröger

Eine Band mit neuem Sänger weiterführen – selbst für etablierte Musiker gibt es wohl keine größere Herausforderung. Jupiter Jones haben diesen Schritt erstklassig gelöst, seit gut einem Jahr spielen sie nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden von Nicholas Müller mit Sänger Sven Lauer auf den deutschen Bühnen. Ihr Auftritt beim Hurricane war geprägt von Energie, Spielfreude und Gänsehaut und mein persönliches Highlight der drei Tage in Scheeßel.

Ihr spielt jetzt fast genau ein Jahr in dieser Konstellation zusammen? Ist inzwischen der Alltag bei euch eingekehrt?

Hont: Nein, Alltag kehrt in einer Band nie ein. Es bleibt immer eine aufregende Reise. Mit der neuen Konstellation war es letztes Jahr natürlich noch extremer als in den Jahren zuvor. Zudem stellte sich die Frage, ob die Leute uns so akzeptieren. Im letzten Festival-Sommer haben wir dann gemerkt, dass unser Publikum uns so voll annimmt. Wir haben das Glück, weitermachen zu können.

In welche Richtung entwickelt sich Jupiter Jones, eher laut und rau, oder eher in Richtung Popmusik?

Becks: Seit Ende Oktober sind wir damit beschäftigt, neue Songs zu schreiben. In zwei Wochen gehen wir ins Studio. Der Großteil steht sogar schon. Es geht eher in die Rock- als in die Poprichtung. Das neue Album wird rudimentärer und mehr auf das Wesentliche konzentriert. Schlagzeug, Gitarre, Bass… vielleicht ab und zu etwas Gesang (lacht). Jupiter Jones war schon immer eine Band, die Rock und Pop gleichzeitig gemacht hat und so wird es auch weiterhin sein.

Hont: Wir werden etwas rougher und roher werden. Die letzten zwei Alben waren auf große Produktionen ausgelegt. Diesbezüglich fahren wir diesmal etwas zurück. Wir lassen einfach das Gefühl raus, das gerade in der Band ist. Auf dem neuen Album klingen wir so, wie wir noch nie geklungen haben. Das ist total schwer zu beschreiben, vielleicht ein Hybrid aus den Beatsteaks, den Arctic Monkeys und weiteren Einflüssen. Es wird auf jeden Fall spannend.

Kommt das neue Album und das erste mit Sven als Sänger noch in diesem Jahr?

Becks: Wir werden das Album bin Ende August oder Anfang September fertigstellen. Der ganze Apparat in der Musikindustrie braucht dann einige Zeit, um ins Rollen zu kommen. Wir werden das Album etwa im Februar oder März des kommenden Jahres veröffentlichen. Wir wollen jetzt auch nichts überstürzen.

Wie verbunden seid ihr mit eurer Heimat in der Eifel? Immerhin wohnen drei von euch schon lange in Hamburg.

Becks: Ich bin ja der einzige, der nicht aus der Eifel kommt, ich bin im hessischen Hinterland geboren. Ich komme jetzt nicht mehr so oft nach Hause, aber ich bin schon noch sehr verbunden mit meiner Heimat. Wenn ich da bin, freue ich mich immer die Familie und alte Freunde zu treffen. Ich habe mich nicht davon distanziert.

Hont: Die Verbundenheit zur Eifel ist jederzeit präsent in der Band. Wir versuchen, immer mal wieder spezielle Events dort zu machen. Wir haben mal eine Lokalrunde angefangen und geben alle zwei bis drei Jahre dort ein ganz besonderes Konzert. Ich wohne zwar noch dort, aber auch die anderen haben nicht vergessen, wo sie herkommen.

Gibt es einen Auftritt, der euren neuen Weg mit Sven als Sänger besonders geprägt hat?

Hont: Wenn, dann der allererste Auftritt im Kulturzelt Wolfhagen. Wir hatten im letzten Jahr einen unglaublich tollen Festival-Sommer. Es war super aufregend, aber der erste Auftritt war schon krass.

Becks: Vor allem war es im Vorhinein außergewöhnlich. Wir sind immer etwas nervös und angespannt vor einem Auftritt, weil man das auch sein muss. Damals wussten wir aber nicht, was beim gleich beim Auftritt passiert. Wir hätten ja auch von der Bühne gepfiffen und nicht angenommen werden können. Nach einem Song haben wir aber schon gemerkt, dass die Leute es geil finden. Die Zuschauer sind damit klargekommen und wir konnten dadurch weitermachen.

Hont: Das war ein besonderer Moment. Sicher war es nicht das spektakulärste Konzert des Sommers, aber es war das erste Mal, dass wir von der Bühne gegangen sind und gedacht haben: Wow, die Leute nehmen es an. Vorher waren wir so emotional angespannt, weil halt alles möglich war. Von der Bühne zu gehen und das Zelt hat gekocht, das ist ein schönes Gefühl.

Becks, du lebst in Hamburg, kennst Norddeutschland also. Warst du schon mal beim Hurricane?

Becks: Privat noch nicht, aber wir waren als Band bereits 2011 hier. Damals waren wir sogar zwei Tage auf dem Gelände, weil wir einen Überbrückungstag hatten. Das war sehr spaßig. Ich habe noch einige tolle Erinnerungen daran. Ich war privat schon ewig nicht mehr auf einem Festival, da wenig Zeit dafür bleibt. Wenn zwischendurch mal ein Wochenende frei ist, verbringe ich das auch gerne zu Hause bei meiner Freundin.

Was zeichnet die norddeutsche und hanseatische Mentalität für dich aus?

Becks: Ich mag die norddeutsche Mentalität total gerne, da es nicht das sofort oberflächliche, total freundliche Begrüßen, sondern erstmal etwas distanziert sein. Wenn man jemanden näher kennengelernt und ins Herz geschlossen hat, weiß man es dann auch sehr zu schätzen. Es ist eine sehr ehrliche Haltung.

Welche Konzerte besucht ihr privat gerne?

Hont: Zeitlich ist es relativ schwer, aber wenn ich auf Konzerte gehe, dann gucke ich mir so Underground Death-Metal-Bands an. Ich gehe gerne in Läden, wo 50 Leute sind und es klein und stickig ist. Da fühle ich mich wohl.

Bleibt ihr noch länger beim Hurricane und welche Bands schaut ihr euch an?

Becks: Ich wollte eigentlich Death Cab For Cutie sehen, aber die spielen fast zeitgleich mit uns. Gestern Abend beim Southside wollte ich The Gaslight Anthem gucken, habe es aber auch nicht geschafft. Man nimmt sich viel vor, aber am Ende wird es doch oft schwierig.

Hont: Ich hätte gerne Death from Above 1979 gesehen, aber die spielen leider immer an einem anderen Tag als wir. Mit Marteria ist es genauso gelaufen. Wenn wir uns also noch einen Auftritt ansehen, dann spontan.

 


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