Alben des Jahres 2023 – von Marius

Nun liegt es mir meine Top 10 für das Jahr 2023 mit euch zu teilen.

Frank Turner. Foto: pfa

Dieses fällt mir äußert schwer, da nach den beiden letzten Jahren mit grandiosen Veröffentlichungen und schon sehr starken Ankündigungen für 2024, dieses Jahr sehr vieles leider nur im persönlichen oberen Mittelfeld spielt. Was mir bei der Vorarbeit der Liste aufgefallen ist, dass dieses Jahres für mich sehr stark vom Old-School Death geprägt war. Denn alle szenerelevanten Bands, seien es Canibal Corpse, Suffocation, Obitury, oder Autopsy haben es sich nicht nehmen lassen, neues Material auf die Leute loszulassen. Ob es welche von ihnen in die Top 10 geschafft haben, könnt ihr nun dem folgenden Ranking entnehmen.

 

Platz 10: Crypta – Shades of Sorrow

Starten wir in Brasilien. Die Damen um die ehemalige Nervosa-Frontfrau Fernanda rumpeln sich, durchaus positiv gemeint, durch ihr zweites Album. Keifender Deathmetal, mit leicht rohem Sound, wird hier geboten. Wenn man sich die letzten Veröffentlichungen von Crypta und Nervosa anschaut, wünscht man sich, die Band wäre zusammengeblieben. Diese hätte das Potenzial gehabt, in dieser Zusammensetzung ein 10/10 Album auf den Markt zu werfen. Dennoch ist hier ein solides Album bei herumgekommen und bietet einen guten Einstieg in die Top 10.

 

Platz 9: The Hirsch Effekt – Urian

Natürlich muss in meiner Jahres Top 10 auch der aktuelle Output von The Hirsch Effekt auftauchen. Ich hätte mir gewünscht, diesen noch weiter oben ansetzen zu können. Leider ist dieses, aus meiner Sicht, nicht so stark wie die Vorgänger. Was bei The Hirsch Effekt natürlich aber auch heißt, dass das Material noch viele Mitstreiter in die Tasche steckt.

 

Platz 8: Carnifex – Necromanteum

Auf dem achten Platz hat es die amerikanische Deathcore-Keule von Carnifex geschafft. Das Album drückt von Beginn an grundsolide den mit Breakdown versehenden Deathmetal durch. Die Produktion ist überaus fett ausgelegt und mit etlichen symphonischen Passagen durchzogen. Einfach ein Brett!

 

Platz 7: Horrendous – Ontological Mysterium

Mit Horrendous gibt es die Neuentdeckung dieses Jahres für mich. Wenn man schon die Synonyme „Frettless Bass“, „Progressiv-Death“ oder „90er“ in den Ring wirft, sollte jedem klar sein wo die Reise hingeht. Die Anleihen an „Death“ sind nicht von der Hand zu weisen, doch sind hier und dort vermehrt Klassik-Elemente und sogar auch „clean“ Gesang eingestreut. Dieses hebt die Band vom bloßen „Chuck Worshipping“ ab, da man dort ganz eigenständige Elemente findet.

 

Platz 6: Orbit Culture – Descent

Zu Orbit Culture muss man eigentlich nicht mehr viel sagen. Diese Band wird ihren Weg machen. Das diesjährige Werk „Descent“ führt den bereits geebneten Pfad weiter. Ich musste mich unbedingt, nach der glorreichen Show auf dem Reload Festival 2023, weiter mit dieser Band beschäftigen. Der technische Melodeath der hyper modernen Art funktioniert einfach. Hoffentlich starten die Schweden nächstes Jahr, mit neuem Label im Rücken, noch ein paar Stufen weiter.

 

Platz 5: Endseeker – Global Worming

Eine weitere Band, welche sich dem traditionellen Deathmetal verschrieben hat. Die Hamburger von Endseeker liefern mit „Global Worming“ einen brutalen Stampfer mit HM-2 Sound ab. Freunde von Entombed, Dismember, oder Grave werden wahre Freude am diesjährigen Output haben. Ohnehin erstaunlich, dass die Hamburger seit 2015 pünktlich alle zwei Jahre eine neue Scheibe raushauen, welche durch die Bank weg auf hohem Niveu stattfinden. Auch haben die Fünf mit ihrem Videoclip zum Titelsong bewiesen, dass Deathmetal auch mit einem gewissen Augenzwinkern, aber dennoch fernab des Klamauks, funktionieren kann.

 

Platz 4: Nervosa – Jailbreak

Nun begeben wir uns abermals nach Brasilien. Mit Jailbreak haben Nervosa ein wahres Brett hingestellt. Hätte ich persönlich schon gar nicht mehr mit gerechnet, da sich in dieser Band das Besetzungskarussell schneller dreht, als in jedem Freizeitpark. Zu erwähnen ist nun das Gesangsdebüt der Gründerin Prika, warum nicht schon eher? Der treibende Thrash-Metal mit leicht deathigem Einschlag der vier Brasilianerinnen hat in diesem Jahr ganz klar, gegenüber ihren ehemaligen Bandkolleginnen, die Nase vorne. Zu keiner Sekunde wird das Gaspedal auch nur einen Zentimeter zurückgenommen, der Gesang ist allgegenwärtig und schiebt die ganze Geschichte noch einmal ein gutes Stück weiter nach vorne.

 

Platz 3: Sylosis – A Sign of Things to Come

Eines meiner persönlichen Highlights dieses Jahr. „A Sign of Things to Come” überzeugt durch sein super tightes Riffing, abwechselnd mit leichten, sphärischen Parts hier und dort eingestreut. Den Kopf hinter der Band, Josh sollte den meisten durch seine bis dieses Jahr andauernde Tätigkeit bei „Architects“ vielleicht ein Begriff sein. Daneben war Josh Middleton nie untätig mit Sylosis. Auch haben diese nur wenig mit seiner bisherigen Tätigkeit gemein, denn bei Sylosis gibt es super modernen Death-Thrash geliefert. Auch trotz aller Moderne schweift das Album nicht zu stark von den Wurzeln ab, gibt aber genau die richtige Brise frischen Wind in das Gerne.

 

Platz 2: Cattle Decapitation – Terrasite

Für mich die Überraschung des Jahres stellt „Terrasite“ der Amerikaner von Cattle Decapitation dar. Ich war nie ganz mit der Stimme des Sängers Travis warm geworden, besonders erschien mir sein sehr eigenwilliger „clean“ Gesang immer fehl am Platz im sehr technischen Deathgrind des Quartetts. Doch auf „Terrasite“ fügt sich dieser angenehm in die doch sehr komplexen Kompositionen ein. Dies liegt vielleicht auch an einem etwas konservativeren Mix der Platte, in diesem sich der Gesang wesentlich eleganter einfügt. Die Platte prescht von vorne bis hinten durch, die einzigen Verschnaufpausen bieten der bereits beschriebene „clean“ Gesang. Dieser wird aber in den meisten Fällen von rasant schnellen Doublebass-Passagen begleitet. Vielleicht habe ich nun mit diesem Album meinen Einstieg in diese Band gefunden. Bin sehr auf den nächsten Output und die Tour im nächsten Jahr gespannt.

 

Platz 1. AsInHell – Impii Hora

Auf meinen ersten Platz hat es, wie in der Einleitung bereits angedeutet, eine Old-School Deathmetal Band geschafft. Zwar keine Truppe aus der Reihe der alten Heroen, aber auch keine unbekannten Akteure in der Szene. Denn bei AsInHell handelt es sich um eine Truppe mit Allstar-Besetzung. Dieser Fakt trifft bei mir in den meisten Fällen auf eine gewisse Skepsis, denn die schiere Anzahl an mittelmäßigen Sideprojects von bekannten Künstlern sollte jedem bekannt sein. Hier sind nämlich Michael Poulsen (Volbeat), Marc Grewe (ex. Morgoth) und Morten Toft Hansen (Raunchy) am Werk. Was die drei aber dennoch auf Platte gebrannt haben ist schon erstaunlich. Ein wilder Ritt durch die 90er-Ära des Deathmetals im satten Soundgewand, ohne dabei staubig und altbacken zu wirken. Auch hat Herr Poulsen es geschafft, die Songs so dermaßen catchy auszuarbeiten, dass sich einige davon eine dicke Scheibe abschneiden können. Dennoch wirken die Tracks des Albums in keiner Weise zu poppig oder aufgesetzt. Marc Grewe brüllt sich, wie in alten Morgoth-Zeiten, durch die Scheibe. Auch ein geschickter Move des Volbeat-Frontmanns, den Gesangsposten anderweitig zu vergeben. Ein klarer Anspieltipp und meine Empfehlung an euch aus dem Jahr 2023.

 

Nach all den Lobpreisungen für das nun endende Jahr, muss ich euch leider auch meine Arschbombe aus 2023 mitteilen. Danach habe ich noch eine Honourable Mention für euch, welche leider in meinem Sinne kein „Album 2023“ darstellt.

 

Arschbombe 2023: In Flames – Foregone

In Flames haben leider für mich mit „Foregone“ die Mogelpackung des Jahres auf den Markt geschmissen. Nachdem ich die erste Single „Meet your Maker“ gehört habe, habe ich mich sehr auf diese Scheibe gefreut. Denn endlich hatten In Flames den Härtegrad wieder etwas hochgeschraubt, ohne die aktuellen Pfade zu verlassen. Dieses klang sehr vielversprechend, auch haben die Schweden beim diesjährigen Reload Festival stark abgeliefert, sodass der Spannungsfaktor nochmal erhöht war. Aber was dann nach ein paar Durchläufen von „Foregone“ hängengeblieben ist, ist pure Ernüchterung. Die Platte zieht sich wie ein alter Kaugummi und die schnelleren Songs klingen nach Melodeath-Schablone komponiert. Leider sehr schwach. Tiefpunkt stellt für mich mit „End the Transmission“ der letzte Song des Albums dar.

 

Honourable Mention 2023: Children of Bodom –  A Chapter called Children of Bodom (Final Show)

Was soll man nun zur Aufnahme der letzten Children of Bodom-Show sagen. Einige bestimmt Cashgrab, aber ich konnte einfach nicht widerstehen, mir auch diese Platte ins Regal zu stellen. Trotz des hohen Nostalgiebonus (RIP Alexi), ist dieses ein solides Livealbum mit einer starken Setlist und brutalem Sound. Leider konnte ich es nicht mit mir rechtfertigen, die Scheibe in das reguläre Ranking zu packen, da sie keinerlei neues Material enthält. Dennoch sollte man sich die letzte Show der Finnen, welche 2019 in Helsinki aufgenommen wurde, nicht entgehen lassen und ein Ohr riskieren.

 

Damit wünsche ich euch ein gutes 2024!

 


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