Hot Water Music – Feel The Void, End Hits Records, 2022

Hot Water Music können als Pioniere eines Genres bezeichnet werden. Am heutigen Freitag veröffentlichte die Band ihr neues Album Feel The Void

Hot Water Music sind längst eine Referenzband im modernen Punkrock und Posthardcore, manche mögen es Emo nennen, geworden. Hunderte von Punkgruppen versuchen so zu klingen und noch mehr Sänger eifern dem (einen) Leadsänger Chuck Ragan nach. Die meisten scheitern beim Versuch. Zum Glück ist nun das Original zurück.

Nach der schon sehr guten E.P. Shake Up The Shadows gibt es mit Feel The Void seit heute einen neuen Longplayer, der das ehr mittelmäßige Light It Up vollständig vergessen lässt. Vielleicht brauchten Hot Water Music einen Impuls von außen, um wieder in die alte Spur zu finden und fanden eben dies in Chris Crasswell, der Hot Water Music Gründungsmitglied Chris Wollard seit einigen Jahren bei Konzerten ersetzte und nun auch offiziell zur Band stieß, mehr noch, sogar Songs zu Feel The Void beisteuerte.

Eröffnet wird das Album von dem schleppenden, sich düster und unheilvoll dahinziehenden Another Breath. Das Lied klingt wirklich wie ein letzter tiefer Atemzug, der getan wird, bevor etwas Anstrengendes bevorsteht, bevor die Leere gefühlt wird. Anstrengend im Sinne von kräftezehrend. Denn Hot Water Music stehen für Verausgabung. Das gilt für die Bühne, aber eben auch für die Platten. Alles was Hot Water Musick tun, tun sie mit vollem Einsatz und bis zur Grenze der Erschöpfung.

Es scheint, als wollen sie uns auffordern, stets unser Bestes zu tun, weil sonst alles nur halber Krams ist. Egal wie schwer uns das manchmal fällt und wie niederschmetternd das auch sein kann. Und Niederschmetterndes gibt es eine Menge auf Feel The Void zu hören. Aber eben auch viel Aufbauendes. „Kein Frühling ohne Winter, kein Schatten ohne Licht“ und keine Hot Water Music Review ohne Muff Potter Verweis.

„I Don’t want To Spend The Rest Of My Life In Doubt. Don’t Shake Me, Don’t Wake Me. I Got A Better Life To Win Now”, heißt es im tollen “Habitual”.

Wallard lässt die Band in dem Stück Collect Your Things And Run so jugendlich wie seit Jahrzenten klingen. Dem gegenüber sing Chuck Ragan in Ride High gegen den Krebs, an, den sich einige seiner Weggefährten in den letzten Jahren eingefangen haben.

Und das von Cresswell gesungene Turn The Dial fügt der Band etwas hinzu, was sie vorher nicht besaßen, was ihnen aber sehr gut zu Gesicht steht. Eine andere Form der Melancholie, die gleichzeitig, und das ist bei Hot Water Musick so üblich und macht die Band aus, dennoch kämpferisch daherkommt.

Das Wallard und Ragan in The Weeds sich den Gesang endlich mal wieder teilen ist bloß ein weiterer kleiner Baustein, weswegen Feel The Void ein sehr gutes Hot Water Music Album geworden ist. Ein Album, das natürlich abgeklärt klingt und gut produziert ist. Trotzdem spielen Hot Water Music alle ihre Stärken hier aus. Feel The Void passt zurzeit, klingt frisch und jugendlich, ohne das Alter der Musiker (und der meisten Fans) zu verleugnen.

War der Anfang des Albums noch schleppend, rutscht vor allem die zweite Hälfte wie nichts durch und endet schließlich mit dem hellen, fast schon sonnigen Lock Up. So schließt sich ein Kreis vom anfänglichen, beschwerlichen, kräftezehrenden und anstrengenden Weg, aber immer mit dem Wissen, es lohnt sich, diese Straße zu laufen und an sich und den Zuständen, die einem umgeben, zu arbeiten, denn am Ende wird es gut, muss es gut werden. So wie dieses Album.


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