Zärtlich ist die Nacht – F. Scott Fitzgerald, Anaconda 2024

Neuerscheinung eines Klassikers im Hause Anaconda aus der Pinguin Verlagsgruppe

Bei „Zärtlich ist die Nacht“ handelt es sich neben dem großen Gatsby um den zweiten großen Roman von Scott Fitzgerald, der im Jahr 1934 erschien, aber zu Beginn des Buches im Jahr 1925 spielt. In dem Jahr also, als auch der große Gatsby erschien und Scott Fitzgerald zusammen mit seiner Frau Zelda (deren Leben toll in der Serie „Z“ auf Amazon Prime verfilmt und leider schon nach einer Staffel abgesetzt wurde. Leider, weil die interessantesten Lebensphasen von Z, also von Zelda, inhaltlich nach der letzten Folge erst noch kommen sollten.) so etwas wie Celebrities der Kulturszene waren. Bei Erscheinen wurde der Roman eher mittelmäßig besprochen, was wohl auch mit daran lag, dass das Jahr 1925 neun Jahre und diverse kulturelle, wirtschaftliche und politische Entwicklungen später aus der Zeit gefallen schien. Erst im Laufe der Jahre erfuhr „Zärtlich ist die Nacht“ bessere Kritiken und seinen Platz in der Geschichte.

Der Psychiater Dick Diver lebt mit seiner Frau Nicole an der französischen Mittelmeerküste. Schnell stellt sich für die Lesenden raus, dass Nicole an einer psychischen Krankheit leidet, die an Schizophrenie erinnert. Der Autor dürfte an dieser Stelle aus eigener Erfahrung heraus schreiben. Eben jene Krankheit wurde seiner Frau Zelda ebenfalls zugeschrieben (was in der Serie leider nicht mehr vollständig verarbeitet wurde). Die junge Schauspielerin Rosemary verliebt sich in Dick und er in die Schauspielerin. Obwohl er weiß, dass er Nicole niemals verlassen wird. Mit der Dreiecksbeziehung müssen zunächst alles Beteiligen klarkommen, was zunehmend schwerer fällt. Dick muss sich entscheiden, was er im und vom Leben will, auch wenn er darin zerbrechen kann.

Bei dieser Ausgabe im Anaconda Verlag handelt es sich nicht um eine Neuübersetzung, sondern um eine überarbeitete Fassung, die sich weitestgehend an vorherige Übersetzungen hält. Vorab wurde ein Disclaimer gesetzt, der besagt, dass bestimmte Wörter und Ausdrücke heute nicht mehr verwendet werden. Da dieser Roman allerdings vor fast hundert Jahren spielt und damals eben so geredet wurde, ist es gut, dass die Originalausdrücke beibehalten wurden. Selbstverständlich spiegeln diese weder die Akzeptanz des Verlages, noch dieser Seite oder des Verfassers wider. Jedoch wäre es heuchlerisch, in einem Roman von 1934 beispielsweise die Wörter „Black People of Color“ zu verwenden.

„Zärtlich ist die Nacht“ ist eine genaue Personenbeschreibung. Gleichzeitig kann der Roman auch als Sittengemälde dienen. Die Welt der Schönen und Reichen zerbricht an ihren Gefühlen und Handlungen. Ein Thema, welches aktuell in der Kultur wieder seinen Zuspruch findet (z.B. in „Triangle of Sadness“) und schon damals aktuell erschien. Was an so alten Geschichten immer seltsam ist, ist der Umstand, dass moderne Medien, Handys oder elektronische Hilfsmittel in der Geschichte nicht vermisst werden. Was schlussendlich nur bedeuten kann, dass es im Leben auf andere Dinge ankommt. Und alleine für diesen Gedanken hat sich die Lektüre von „Zärtlich ist die Nacht“ gelohnt. Andererseits ist ein Duell mit Pistolen dann doch arg aus der Zeit gefallen, um heute auch nur im Entferntesten etwas mit der Realität der (hoffentlich) meisten Menschen zu tun zu haben. Doch das sind ja nur Rahmenhandlungen. Im Mittelpunkt des Romans steht die menschliche Psyche. Und da scheint sich in den letzten hundert Jahren nicht so viel verändert zu haben.

 


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