Tranny von Laura Jane Grace, Golden Press 2022

Wie aus Tom Laura und Against Me! beinahe die größte Band der Welt wurde, davon erzählt Tranny, dem Buch von Laura Jane Grace, welches nun im Golden Press vorliegt.

Lange hat es gedauert, bis das im Original im Jahr 2016 erschienene Buch Tranny von Laura Jane Grace, welche als Tom Gabel geboren wurde, auf Deutsch erscheint. Dank des Bremer Verlags Golden Press ist dies nun der Fall.

Wie der Titel (Transe) schon andeutet, handelt das autobiografische Buch von der schlussendlichen Geschlechtsumwandlung und den langen und beschwerlichen Weg dahin. Schon früh fühlte Laura Jane Grace sich dem weiblichen Geschlecht hingezogen. Auf den ersten Seiten von Tranny beschreibt die Autorin und Sängerin, wie sie von dem Madonna Musikvideo zu Material Girl angetan war und sich wünschte, wie die Künstlerin auf dem Bildschirm zu sein. Natürlich handelte es sich zu diesem Zeitpunkt um unterbewusste Gefühle, die von einer fünfjährigen (noch) nicht richtig zu deuten waren. Das änderte sich aber spätestens in der Jugend, ohne die Wirklichkeit anzuerkennen. Die 1990er Jahre waren nicht so aufgeschlossen, wie sie heute manchmal dargestellt werden. Für Laura folgte eine Flucht in Alkohol, Drogen und nicht zuletzt Punkmusik. Zunächst alleine, dann als Duo und viel später als Band, gründete Laura Jane Grace Against Me!.

Die Geschichte der Band nimmt in Tranny einen genauso großen Teil wie die Gendergeschichte ein, ist die Band doch untrennbar mit Laura Jane Grace verbunden. Wie üblich begannen Against Me! mit kleinen DIY-Touren, diese wurden größer, erste Plattenverträge, hohe Vorschusssummen für eine Band, die den Wunsch hatte und tatsächlich kurz davorstand, die größte Rockband der Welt zu werden. Dann aber doch scheiterte, weil die Bandmitglieder ständig verkracht waren, die Songs nicht besser wurden und Laura (damals noch Tom) sich in einen anderen Körper wünschte.

Tranny ist durchzogen von Tagebucheinträgen, die teilweise sehr skizzenhaft geschrieben sind und sich mit den erzählenden Passagen abwechseln. In den Tagebucheinträgen gibt Laura einen tiefen Blick in eine von Depressionen und Selbstzweifeln geplagten Seele preis. Doch statt sich dem längst Bekannten zu stellen, lebt Laura weiter ein verstecktes Leben, betäubt sich mit Alkohol und Drogen, heiratet, bekommt ein Kind, geht auf Tour, nimmt Platten auf, zofft sich mit Managern und feilscht um den nächsten Vertrag. Bis es nicht mehr weitergeht. Im Jahr 2012 macht Laura in einem Interview mit dem Rolling Stone ihren Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung öffentlich, nachdem sie es kurz vorher der Band mitgeteilt hatte.

Das faszinierende an Tranny ist, es ist für Nicht-Transgender genauso spannend zu lesen, wie für Transgender. Darüber hinaus muss nicht mal die Musik von Against Me! oder von Punkrock generell gemocht werden, selbst dann ist Tranny noch ein faszinierendes Buch, über einen Menschen, die sich ihre Freiheit erkämpft hat, trotz aller inneren und äußeren Widerstände.

Zur besseren Verständlichkeit befinden sich am Ende diverse Anmerkungen zum Thema Transgender, aber auch zu den Texten von Against Me!, in denen sich bereits sehr früh versteckte Hinweise einschlichen, die aber nie richtig gedeutet wurden.

Übersetzt wurde Tranny von Gunnar Christiansen, der in Bremen das Label Gunner Records betreibt und bereits in den frühen 2000er Jahren Against Me! durch Europa gefahren hat.

 


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