Freitag: Kneipen-Rocker-Wunschkonzert mit Bremer Blödel-Podcaster-Kritik

Streaming-Konzerte waren bisher nichts für den auf regionaler Ebene bekannten Kneipenmusikanten „Jammin‘ Sam“. Nun spielt er ein interaktives Wunschkonzert um 20:00 Uhr auf BEGU TV bei dem ihm die Podcaster von Hensel und Bremen kritisieren dürfen. Er will es so. Wir haben mit dem Bremen-Norder Künstler aus dem Grillmaster-Flash-Umfeld gesprochen.

Der Lemwerderaner Musiker Christian Pfeiff, wie Jammin‘ Sam mit bürgerlichem Namen heißt, konnte sich für ein Online-Heimspiel der besonderen Art erwärmen. Nachdem Jammin‘ Sam für die BEGU Lemwerder vor wenigen Wochen bereits in einem Anhänger verborgen das „geheimste Konzert aller Zeiten“ auf dem Marktplatz Lemwerder absolvierte, folgt nun das interaktive Wunschkonzert bei dem die Zuschauer an den PC-Bildschirmen direkt in das Geschehen eingebunden werden. Das Online-Streaming-Wunschkonzert mit „Jammin‘ Sam“ und „Hensel & Bremen“ beginnt am Freitag, 16.04. um 20.00 Uhr auf der Website www.begu-lemwerder.de.

HB-people hat mit dem Künstler Jammin Sam über sein Wunschkonzert gesprochen:

 

1.     Warum machst du nun ein Wunschkonzert?

Ich habe immer gesagt, dass ich keine „Streamingkonzerte“ gucken und spielen werde, und dabei bleibe ich auch: Ein Konzert ist schließlich eine inszenierte Show, bei der so ziemlich alles festgelegt ist – von der Songreihenfolge über choreographische Gags bis zu Beleuchtungseinstellungen usw – und eine solche finde ich ohne direkte Publikumsinteraktion doch ziemlich langweilig. Unsere Aktion ist ja aber eher ein „Anarchischer Liederabend mit Kneipenflair“ – so etwas fehlt mir noch mehr. Ich will den Zuschauern keine „Show“ bieten, die ich wie ein Theaterstück einstudiert und immer wieder eingeprobt habe und dann einfach „abspule“– es geht um das Miteinander und die Spontaneität, die eben auch entsteht, wenn jemand dem Kneipenmusiker zuruft: „Ey, kannste mal Song XY spielen“? Deshalb sind ja auch die netten Herren „Hensel und Bremen“ mit dabei, die neben eigenen Entertainerqualitäten sozusagen auch als „verlängerter Arm des Onlinepublikums“ agieren und Songwünsche, Gemecker und wenn ich Glück habe auch ein bisschen Lob an mich weiterreichen 😉
Ein weiterer Grund ist natürlich die Zusammenarbeit mit der Begu und dass Ihr Euch in das Thema „Streamingtechnik“ wesentlich weiter eingearbeitet habt als ich. Klar könnte ich mich in meinem ‚Kinderzimmer‘ mit der Klampfe vor die Webcam hocken und ein ähnliches Konzept ausprobieren; das sähe aber wohl sehr langweilig aus und würde wohl auch nicht so gut klingen. So etwas gucke ich mir nicht an und will so etwas dementsprechend auch nicht selbst machen. In Zusammenarbeit entsteht aber hoffentlich ein Abend, der trotz aller Anarchie und Spontaneität noch mit einer gewissen „Production Value“ aufwartet; also gut aussieht und klingt – und hoffentlich für alle Beteiligten ein unterhaltsames Erlebnis wird.

2.     Was erwartet die Zuschauer?

Fiese Frage, wenn man selbst nicht so genau weiß, was einen eigentlich erwarten wird 😉
Es gibt da diese Liste mit 66 Songs, die ich zum Teil sogar schon mal gespielt habe oder mir vorstellen könnte, das mal machen zu wollen – und aus dieser können sich die Zuschauer dann sowohl im Vorfeld als auch am Abend selbst etwas aussuchen und sich per Mail, WhatsApp und SMS direkt in die laufende Übertragung einklinken.
Je nach Song werde ich dann überlegen, wie ich den mit meinem „Setup“ – neben meiner Gitarre bringe ich ja noch einen Haufen Pedale und eine sogenannte „Loopstation“ mit, durch die ich – wenn ich was richtig mache – auch ganz alleine schon so ein bisschen „bandmäßig“ klingen kann – spontan am besten umsetzen kann und ob ich möchte, dass „meine“ Version große Ähnlichkeiten zu der Originalvorlage aufweist – die theoretische Möglichkeit, mit der einen oder anderen Nummer auch mal krachend auf die Schnauze zu fliegen, ist also durchaus Bestandteil des Gesamtkonzepts 😉
Ob und wie mir das dann gelingt, werden „Hensel und Gretel“ dann wortgewaltig kommentieren. Es geht bei der Aktion also nicht (nur) um „Kunst“ und Musik, sondern eine Art „virtuelles Miteinander“ – und es wird auf gar keinen Fall ein bierernster, sondern im Bestfall eher feuchtfröhlicher Abend.
Natürlich darf ich die Zuschauer hier jetzt nicht ermutigen, sich an diesem Abend auch ein paar alkoholische Getränke neben den PC zu stellen; für eine schlechte Idee hielte ich dies jedoch keinesfalls 😉

3.     Warum ist der 16.4 für dich ein besonderer Tag?

Zum einen natürlich, weil an diesem mein zweiter „öffentlicher Auftritt“ in diesem verdammten Jahr stattfindet und den ersten ja kaum einer mitbekommen hat – das war ja der „Most Secret Gig Ever“ 😉
Zum anderen, weil an dem Tag eine neue Single der Band „Kerle Fornia“ erscheinen wird, bei der ich Anfang des Vorjahres ursprünglich als reiner Live-Bassist eingestiegen bin. Songs von mir waren bislang nicht dabei, schließlich schreiben die beiden anderen Jungs genug großartiges Zeug und ich hatte die letzten Jahre ohnehin eine fette „Songschreib-Blockade“.
Als mir dann Anfang Februar eher zufällig mein erster Song seit Jahren aus der Feder geflossen ist, dieser auch noch deutschsprachig und extrem ohrwurmig ausgefallen ist und zudem wie Arsch auf Eimer zum aktuellen Zeitgeschehen passt, ohne depressiv oder balladesk zu sein, haben wir den nicht nur im „Home Office“ mal eben eingespielt (so entsteht übrigens derzeit auch unser zweites, für den Herbst geplantes Album), sondern auch gleich spontan eine Single samt Musikvideo draus gemacht – und ich bin echt gespannt, wie die Leute in dieser komischen Zeit auf den Song reagieren werden. Ich hoffe, dem einen oder der anderen wird er ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Dasselbe erhoffe ich mir natürlich auch von unserer „Konzert“-Übertragung.

4.     Welche Beziehung hast du zur Begu und zu Lemwerder?

Eine ähnliche wie zum mittlerweile nicht mehr existenten nordbremer Geburtskrankenhaus „Hartmannstift“ – schließlich war die Begu sowas wie meine „rockmusikalische Wiege“: Mit 16,17 haben wir jede Woche im Probekeller rumgehangen (ich habe keine Ahnung, was da jetzt wohl drin steht, nachdem mittlerweile ja in Eurem schönen Neuanbau geprobt wird…) und hatten mit „Hellion“ (später aus Urheberrechtsgründen dann „Helliön“) ab 1997 sogar sowas wie eine Band am Start, die gerade anfangs natürlich kaum spielen konnte und mangelnde Instrumentalkompetenzen durch Lautstärke wettmachen wollte – nicht alle Nutzergruppen des Hauses wussten unsere damaligen kreativen Benühungen zu schätzen, haha. Mittlerweile scheint das aber alles irgendwie okay: In den letzten Jahren durfte ich mit den Akustikduos „Nothing Left 2 Lose“ und „Chris’n Bex“ fantastische Konzertabende bei Euch bestreiten, die mir immer noch lebhaft in guter Erinnerung sind – und wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja sogar nochmal mit meiner Classic Rock-Tributeband „The Rockalots“ aufs Drachenfest? Angedacht war das ja schon für voriges Jahr…
Lemwerder ist und bleibt natürlich der ort meiner Kindheit und Jugend, in dem mein Elternhaus steht, aus dem ich echt lange nicht raus wollte 😉

5.     Was geht bei dir so im Lockdown?

Siehe Frage 3: Ich habe mir in den letzten 10-15 Jahren immer mal wieder ein bisschen Recordingequipment angelegt, wann immer mal ein paar Euro von den ca. 60 Gigs pro Jahr, die ich bis 2019 regelmäßig spielen konnte, über waren – und habe mir so über die Jahre ein Heimstudio eingerichtet, in dem ich jetzt u.a. Aufnahmen von Kollegen abmischen und -mastern als auch selbst etwas aufnehmen kann – die „Kerle Fornia“-Single „Die Welt da draussen“ ist größtenteils in eben diesem entstanden, so wie jetzt aktuell Basslinien und „Add-Ons“ für das im Herbst erscheinende zweite KF-Album. Dadurch merke ich wieder einmal, dass mir ein hohes Einkommen nicht so wichtig ist wie eine Tätigkeit, die sich für mich sinnstiftend und erfüllend anfühlt. Ansonsten lebe ich derzeit von Hartz 4 und stelle in meinem engsten Bekanntenkreis fest, dass die Leute immer angespannter, zum Teil sogar kurz vorm Durchdrehen wirken, weshalb sich auch soziale Präsenzkontakte extremst reduziert haben – dagegen geht es mir derzeit vielleicht nicht monetär, aber psychisch trotz latenter Einsamkeit sogar richtig gut. Wird also dringend zeit, den Leuten mal wieder etwas Schönes anbieten zu können, damit das Leben nicht nur aus Arbeit, Lockdown und RTL2 besteht – wir „Verrückten“ arbeiten dran 😉

 

So funktioniert das Wünschen

Das Online-Publikum kann sich aus einer Liste von 66 Songtiteln sowohl vor als auch direkt während der Online-Konzertübertragung ihre Favoriten auswählen und ihren Wunsch per E-Mail (können auch Wünsche vorab gesendet werden), WhatsApp und SMS (beides geht nur live während der Show) direkt an den vortragenden Künstler übermitteln.

 

Scheitern als Chance für Spott und Hohn – Bremer Podcaster bewerten den Künstler

Ob und inwieweit sich die daraufhin zu hörenden Interpretationen an den Originalversionen orientieren oder in gänzlich freien Songinterpretationen ausufern, weiß „Jammin‘ Sam“ bislang noch nicht mal selbst: „Manche dieser Songs habe ich noch nie gespielt; stelle sie mir aber ganz nett vor“, erklärt der mit Gitarre und Loopstation bewaffnete Barde. Gelegentliches Scheitern ist also durchaus als Teil des Konzepts zu verstehen, und um im gegebenen Bedarfsfall nicht mit Spott und Häme zu sparen, haben sich die Bremer Podcaster „Hensel & Bremen“ bereit erklärt, dem stressgeplagten Musikanten nicht nur die jeweils frisch übermittelten Publikumswünsche zu übermitteln, sondern die jeweils erfolgten Darbietungen mit einem ähnlichen Charme zu kommentieren, den einst bereits die Senioren Waldorf und Statler in der Loge des Muppet-Theaters versprühten.

Das etwas andere Online-Streaming-Wunschkonzert mit „Jammin‘ Sam“ und „Hensel & Bremen“ beginnt am Freitag, 16.04. um 20.00 Uhr und kann direkt hier auf www.begu-lemwerder.de kostenlos mitverfolgt werden.

Auf die folgenden Songwünsche hat sich Jammin‘ Sam vorbereitet:

-Wicked Game (Chris Isaak)
-Pumped-Up Kicks (Foster the People)
-I got stripes (Johnny Cash)
-Gone Away (Offspring)
-It’s all over now Baby Blue (Them)
-On the Road again (Canned Heat)
-Rockin‘ all over the World (Status Quo)
-All along the Watchtower (Bob Dylan)
-A Horse with no name (America)
-Emma ( Hot Chocolate)
-Hallelujah (Leonard Cohen)
-The Passenger (Iggy Pop)
-Chasing Cars (Snow Patrol)
-Free falling (Tom Petty & The Heartbreakers)
-Bad Moon Rising (Creedence Clearwater Revival)
-Achy Breaky heart (Billy Ray Cyrus)
-Pure Morning (Placebo)
-Once in a Lifetime (Wolfsheim)
-Simple Man (Lynyrd Skynyrd)
-The Middle (Jimmy Eat World)
-Fire, Water, Burn! (Bloodhound Gag)
-Aloha heja He (Achim Reichel)
-Where did you sleep last Night (Leadbelly)
-Stand by me (Ben E. King)
-Ball and Chain (Social Distortion)
-Jackpot (Tocotronic)
-Heart of Gold (Neil Young)
-Locomotive Breathe (Jethro Tull)
-Die Welt da draussen (Kerle Fornia)
-Atlantis (Donovan)
-Boys of Summer (Don Henley)
-Whole Wide World (Wreckless Eric)
-Wild Thing (The Troggs)
-Quit Playing Games (Backstreet Boys)
Lieder am Lagerfeuer/ Strassenmusik vom „Jungen mit der Gitarre“:
-In the Ghetto (Elvis)
-Hurt (Nine Inch Nails)
-Tom Traubert’s Blues (Tom Waits)
-Death of a Clown (Dave Davies)
-Not fade away (Buddy Holly)
-Desire (U2)
-The Balld of Lucy Jordan (Dr. Hook & The Medicine Show)
-Summer of Drugs (Soul Asylum)
-Es ist an der Zeit (Hannes Wader)
-Übers Meer (Rio Reiser)
-Der Traum ist aus (Rio Reiser)
-Tarzan ist tot (Funny van Dannen)
-Nana Mouskouri (Funny van Dannen)
-Enttäuscht vom Leben (Funny van Dannen)
-Blues (Die Schröders)
-Donna Clara (The Bates)
-Rollo der Wikinger (Torfrock)
-Volle Granate Renate (Torfrock)
-Die Sonntagsjäger (Torfrock)
-Eve of Destruction (Barry McGuire)
-Have you ever seen the Rain (Creedence Clearwater Revival)
-Hey Hey, My My (Neil Young)
-Save the last Dance for me (The Drifters)
-The Letter (The Box Tops)
-Personal Jesus (Johnny Cash)
-Folsom Prison Blues (Johnny Cash)
-The Wanderer (Dion)
-The Last Time (The Rolling Stones)
-Here comes the Rain again (Eurythmics)
-Don’t cry (Guns n‘ Roses)
-Dark Night (The Blasters)

So geht Jammin‘ Sam mit der Pademie um – Nicht still, aber heimlich

Das Konzert auf dem Lemwerderaner Wochenmarkt wurde ebenfalls von der BEGU Lemwerder veranstaltet. Die Absprache mit dem Gesundheitsamt war, dass wir eine Traubenbildung vermeiden sollten und so haben wir den Künstler „Jammin Sam“ in unserem Anhänger versteckt. Hier könnt ihr die Dokumentation zu diesem besonderen Auftritt sehen.


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