Von Wunden und vom Heilen, von Angst und vom Hoffen – Michèl von Wussow mit Sophomore-Album „Traum B“

Der Hamburger Singer-Songwriter Michèl von Wussow veröffentlicht am Freitag sein zweites Studioalbum. Unser Redakteur Malte durfte bereits einige Tage vorher reinhören und hat seine Eindrücke für euch festgehalten.

Michèl von Wussow - Foto: Nicolai Ditsch

Michèl von Wussow dürfte einigen Bremer*innen bereits bekannt sein. Der gebürtige Hamburger, der sich allerdings als Fan von Werder Bremen geoutet hat, hat in diesem Jahr bereits zweimal in Bremen gespielt – zunächst auf dem SummerSounds in der Neustadt, anschließend bei der Breminale. Bevor er am 8. November ein drittes und (voraussichtlich) letztes Mal in 2024 in Bremen spielt, veröffentlicht Michèl am Freitag sein zweites Studioalbum „Traum B“, welches – abgesehen von einem Intro und einer Interlude („Honey, You Are The Sea“) 13 Songs umfasst, von denen fünf bereits als Singles ausgekoppelt worden sind.

Nach einem kurzen Intro geht es direkt mit dem bereits veröffentlichten Titeltrack „Traum B“ los, in dem Michèl eine Hoffnung besingt, die schwerer wiegt als jede Angst. Angst und Schmerz sind insgesamt starke Themen, die sich durch das gesamte Album ziehen, welches gut und gerne als offenes, ehrliches Konzeptalbum betitelt werden kann. So nämlich auch in dem Song „Geschichten von früher“. Mit dem Album verarbeitet Michèl von Wussow ein Kindheitstrauma, welches er zu keiner Zeit konkret macht, dessen Nachwirkungen dafür umso deutlicher zu spüren sind. In „Alles geht vorbei“ betont er allerdings auch, dass diese Narbe nur ein kleiner Teil von ihm ist – er hat immer noch Hoffnung, seinen „Traum B“. Diese Hoffnung wird auch in dem Song „Gib nie auf“ deutlich.

Mal besingt Michèl die eigenen Probleme, Ängste und Schmerzen. Mal richtet er seine Texte direkt an (noch) unbekannte dritte Personen. Das kennen wir schon von seinem ersten Album „Angst gegen Vertrauen“, auf dem er mit „Nabenherz“ seine Mutter oder mit „Atmen“ eine gute Freundin adressiert. Der Singer-Songwriter behandelt allerdings auch Themen, die insbesondere seine Generation beschäftigen: Selbstzweifel („Wieder nicht genug“), Zukunftsängste („Keine Angst vor der Zukunft“) und nicht zuletzt – wie in dem mit Abstand lautesten Song „Mitte 20 im Arsch“ – den Klimawandel sowie gesamtgesellschaftliche Konflikte. Textlich hervorzuheben ist außerdem der Song „Für dich“, welcher an den Ärzte-Song „Schrei nach Liebe“ erinnert: „Hass ist kein Argument, sondern die einfachste Antwort, wenn man sonst keine kennt.“ ist ein Satz, der sich schnell einprägt.

„Ich bin melancholisch-optimistisch!“, fasst Michèl von Wussow sein Album selber zusammen. „Klar, es geht auf dem Album viel um Angst und den Umgang damit. Aber am Ende geht es darum, die Hoffnung niemals zu verlieren. Nie, nie, nie, nie, nie. Denn das ist das einzige, worauf ich Einfluss habe. Das ist, was ich tun kann, damit die Welt vielleicht ein kleines bisschen besser wird.“

Der düsteren Themen auf dem Album entsprechend, sind die Songs überwiegend als Indie-Pop mit rockigen Elementen einzuordnen. Im Vergleich zum Debüt-Album wurde nämlich die Akustik-Gitarre durch E-Gitarren ersetzt, um der Energie Michèls gerecht zu werden. Produziert wurde das Album wie bisher alle Michèl von Wussow Songs von Helge Preuss, der bereits mit Größen wie Twenty One Pilots oder Lewis Capaldi zusammengearbeitet hat. Einflüsse sind hierbei aber nicht zu erkennen, Michèl von Wussow klingt wie Michèl von Wussow: laut und wütend, gleichzeitig aber auch verletzlich und gefühlvoll. Die Texte sind überwiegend in gemeinsamen Songwriting-Sessions mit Max Richard Leßmann entstanden. Neben Benjamin Rosenbohm oder Jona Straub war auch Nina Müller, welche für Künstler*innen wie Max Mutzke oder Die Prinzen schreibt, am Komponieren und Songwriting beteiligt.

Bei „Traum B“ handelt es sich um ein rundum gelungenes Werk, welches darüber hinaus dem Anspruch an ein Sophomore-Album gerecht wird, die Songs eignen sich überaus gut für Live Performances. Apropos Live Performances: Michèl von Wussow geht im Herbst auf Album-Tour und hält dabei auch im Bremer Tower Musikclub. Alle Infos und Tickets gibt es hier.

 


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