Die zehn Alben des Jahres – eine etwas andere Liste – von Claas

Ein Rückblick auf das Musikjahr 2017 - Vielleicht ist noch der eine oder andere Tipp für fehlende Weihnachtsgeschenke dabei

Ein hervorragendes, ja überdurchschnittliches Musikjahr nähert sich dem Ende. Fantastische Platten haben das Licht der Welt erblickt. Jedenfalls mehr gute als es letztes Jahr noch der Fall war. Ich habe das Gefühl, alle zwei Jahre gibt es ein gutes Musikjahr. Demzufolge dürfte 2018 wieder mau werden. Los ging es bereits im Januar mit dem fantastischen Album NEAR TO THE WILD HEART von den JAPANDROIDS, sicherlich in den Top 3 meiner persönlichen Lieblingsalben. Aber für eine schnöde Top 10 Liste reicht es nicht, dafür gab es zu viele gute Platten. Und selbst die diesjährigen Mittelmäßigen würden wahrscheinlich nächstes Jahr für Hits reichen. Ich denke da an BURY ME IN PHILLY von DAVE HAUSE. Sicherlich eine gute Rockplatte, schnörkellos, nach vorne, in diesem Jahr, bei der Konkurrenz dann aber leider doch zu wenig.

Also, die JAPANDROIDS, hymnischer, punkangehauchter, stürmischer Heartlandrock mit, auf dem ersten Blick, simplen Texten, über das Tourleben, die Nacht, die Frau fürs Leben (oder für diese eine besondere Nacht) und Lebensweisheiten, so einfach, wie gut. „Sun will burn your skin, love will scar your heart.“ Das ist einfach, das ist wahr und manchmal braucht es nicht mehr. Und nicht zu vergessen: „A drink for the body is a dream for the soul!“ Ganz nebenbei auch noch eins der besten Konzertes dieses Jahr gespielt (Übel & Gefährlich) und das schönste Musikvideo (North East South West) gedreht.

Schon im Februar ging es weiter mit den Wahnsinnsplatten. RYAN ADAMS verarbeitet die Trennung von seiner Frau auf PRISONER. Auf einmal ergibt für mich sogar das selbstbetitelte Vorgängeralbum Sinn, in der noch um die Beziehung gekämpft wird. Mit PRISONER folgt die Abrechnung auf einer sehr brutalen Art und Weise. ADAMS lässt keinen Zweifel daran entstehen, wer für das Scheitern der Ehe verantwortlich ist, betont stetes, wieviel er investiert hat und wie er nun mit den Folgen leben (lernen) muss. „Morning coming early every day.“ Musikalisch verpackt in fast klinischen, fast vergessenen Rocksounds und warmen Akustikgitarren. Werde ich hören “till doomsday comes.”

In einer ganz eigenen lyrischen und musikalischen Welt bewegt sich WE ALL WANT THE SAME  THINGS von CRAIG FINN. Einer, wenn nicht der begnadetste, aktuelle Songwriter überhaupt. Texte über kleine Dealer, gescheiterten Drogendeals, dem amerikanischen War on Drugs und der manchmal unvermeidbaren Tot. Musikalisch verpackt in einer Mischung aus Country, Americana, Folk und Indie-Rock. Die Single GOD IN CHICAGO wird praktisch nur gesprochen und ist gerade deswegen so ergreifend. Jeder Song ein eigenes Drehbuch für einen Film. Die ganze Platte wie eine Serie, besser als THE WIRE! (In den USA auf Tour gewesen mit John K Samson – dessen Konzert im Tower ein weiteres Highlight des Jahres war. Nicht zuletzt wegen der vielen The Weakerthans Songs im Set)

Was gab es noch? RHONDA zeigten auf WIRE, wie Soul-Pop und große Filmmusik zusammenpassen, ja fast natürlich zusammengehören. BASH & POP veröffentlichen nach über 20 Jahren ein neues Album und stecken sofort (fast) alle punkinspirierten neuen Rockbands locker in die Tasche. PAUL WELLER beweist mit A KIND REVOLUTION, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört und zeigt jüngere Vertreter, wie LIAM GALLAGHER, wie Brit-Rock in diesem Jahr zu klingen hat. Leichtfüßig, Soulinspiriert, rockend, locker aus dem Handgelenk. JADE JACKSON (wie JAPANDROIDS auf dem Label ANTI-) zeigt, wohin Country in der Zukunft gehen kann. KETTCAR finden zu alter Stärke zurück und geben einen cleveren Kommentar zur Lage des Landes ab. TIM VANTOL entwickelt sich weiter, traut sich mehr zu singen und ist musikalisch ausgereifter, denn jemals zuvor. EA80 bringen, fünf Jahre nach DEFINITIV NEIN, DEFINITIV JA raus. Ersteres gefällt mir zwar noch immer besser. Aber EA80 sind eine Institution und Kritik überflüssig! Auch HOT WATER MUSIC melden sich mit einem neuen Album zurück. Ebenso, wie bei EA80, geht Kritik nicht, auch wenn das Album zum Jahresende etwas untergeht. Schließlich folgen noch THE NATIONAL mit SLEEP WELL BEAST, ein wunderbares Herbstalbum, mit warmer Elektronik ummantelt, eine weitere kleine Entwicklung. Und schließlich, Ende November, der große NOEL GALLAGHER. Manche behaupten, das Album WHO BUILD THE MOON wäre ein mutiger Neuanfang. Ich finde viel mehr, eine logische Weiterentwicklung. Noch habe ich das Album nicht gänzlich für toll befunden, aber das kommt noch. Die Platte höre ich mir schön, bis ich nicht mehr anderes kann, als es zu lieben.


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