Dietmar Dath’s Raumerzählung „Du bist mir gleich“

Neu im Verlag Golden Press - Dietmar Dath Raumerzählung "Du bist mir gleich" - fast exklusiv bei uns, das erste Kapitel.

Bremen. Unglaublich in welcher Geschwindigkeit Golden Press neue Veröffentlichungen raus bringt. Nun liegt der erste Roman oder besser eine Raumerzählung erschienen. Autor ist niemand geringeres als Dietmar Dath – „Du bist mir gleich“ heißt das Werk, ein verhältnismäßig kurzer  und sehr zugänglicher Roman um die Wissenschaftsredakteurin Samira Weiss, die an einem Buch über die Mathematikerin Maryam Mirzakhani schreibt. Diese stirbt überraschend und Samira Weiss soll nun einen Nachruf verfassen. Dies geht ihr zu nah und sie muss den Auftrag ablehnen. Sowohl von ihrem Chef bei der Zeitung, als auch von ihrer zukünftigen Verlegerin und sogar von ihrem Liebsten fühlt sie sich zunehmend bedrängt und missverstanden. Einzig die Gespräche mit ihrem Mentor, einem alten Mann, der Stimmen hört, geben ihr Halt. Aufhalten lässt sie sich aber auch von ihm nicht, als sie bemerkt, wie sie durch ihr unglaubliches Gespür und Verständnis von Mathematik immer besser lernt, sich im Raum und Zeit Gefüge zu bewegen und sogenannte „Tricks“ anzuwenden, die ihre Umwelt nicht versteht.

Bisher nur exklusiv für Golden Press Newsletter Mitglieder, nun auch bei HB-PEOPLE – das erste Kapitel des Buches:

„Die Wahrheit über Peter Trötsch kann niemandem gefallen, am wenigsten ihm selbst. Peter Trötsch tut sich leid. Er hasst Spiegel und Selbstreflexion. Allmählich verliert er die blonden dünnen Haare vorn über der Stirn. Allmählich verliert er die Geduld. Allmählich verliert ihn sein Job. Er ist körperlich schmal, fast dürr, dabei schlaff wütend, das gibt’s. Sein Gesicht schmilzt. Sein Ziegenbärtchen, früher Gold in Kupfer, vergilbt allmählich. Es ähnelt immer mehr schlechtem Stroh. Er hat siebenundfünfzig Lebensjahre hinter sich. Seine Aussichten aufs Künftige trüben sich jeden Tag weiter ein. Sie werden saure Milch. Er ist ein Feigling, krank, überfordert, Tyrann, Mensch ohne Geist, Dreckschwein, Opfer, sagen einige, sagen andere, weiß kein Mensch. Er meint es nicht so. Er hat einen sehr guten Musikgeschmack. Peter Trötsch ist der unwichtigste Mensch in dieser Geschichte. Aber sie muss mit ihm anfangen, weil sie nicht mit ihm aufhören darf. Seine Gesichtshaut sieht oft aus, als hätte er sie nach dem Colabad mit Löschpapier abgetrocknet. Manchmal bläst er Wutanfälle aus sich heraus, »vor versammelter Mannschaft«, wie er sagt. Dann mault er etwa, eindeutigzu laut: »Suleyman, das war kein Artikel, das war ein Haufen Müll.«Oder er leiert: »Herr Meiner, Herr Meiner, Herr Meiner. Sie können doch nicht ohne die Bilder in die Konferenz kommen. Ach, Herr Meiner.«Oder er schimpft: »Samira, das war unmöglich, wie du dich gestern angestellt hast. Wir sind hier nicht bei der Kunst oder bei der Träumerei, wir sind hier im Tagesgeschäft. Da wirdprompt geliefert und nicht rumgezickt. Allen ist es peinlich, wenn er sich so aufspielt, denn das Gehabe deckt keinerlei natürliche Autorität, etwa die der überlegenen Leistung. Diese Anfälle sind eigentlich Hilferufe, aber sie bringen nichts. Denn seine Vorgesetzten, die diese Hilferufe allenfalls hören könnten, interessiert nie, was Peter Trötsch macht, denkt oder sagt, und seine Untergebenen, die seine Hilferufe hören müssen, interessiert nie, wie es ihm dabei geht. Diesen Zustand nennt man hier Chef. Am Schlimmsten sind nicht seine Strafpredigten, sondern seine Solidaritätsappelle: »Hand in Hand«, so sagt er dann, soll »hier gearbeitet werden«. Es hat was von Kindergarten, wir fassen uns bei den Händen, die Großen und die Kleinen, »das ist das Entscheidende, dass wir hier einander zuarbeiten, wir brauchen keine Stechuhr, wir sitzen alle im selben Boot, das muss Hand in Hand gehen.« Der Mensch Trötsch ist elend unwichtig, der Chef Trötsch ist widerlich  wichtig, denn da er weder führt, noch folgt, noch aus dem Weg geht, kann  man in seinem Zirkus nicht weiterkommen und sich daher nur nach innen  wenden. Das geschieht in dieser Geschichte einer Person, wie es um 1969 der  ganzen Welt geschah. Diese Geschichte hat eine Heldin, anders als die  Geschichte der ganzen Welt. Aber ohne den Chef Peter Trötsch müsste die Heldin gar keine Heldin werden, und  wie sie es wird, das ist traurig, grausam und hart. Böse freilich ist es  nicht. Niemand, nicht einmal der Liebende, kann die Heldin zurückhalten. Nicht einmal der Liebende kann ihr helfen.  Das ist die Moral dieser Geschichte. Diese Moral ist, im Gegensatz zur  Handlung und den Motiven aller Handelnden in dieser Handlung, eindeutig böse.“

Mit freundlicher Genehmigung vom Verlag

„Du bist mir gleich“ von Dietmar Dath kann im Buchhandel bestellt werden oder direkt im Golden Shop im Viertel (Feldweg 4) gekauft werden.


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