Keine Neiddebatte sondern ein Akt der Solidarität für alle, auch den Jungen.

Es handelt sich bei der Diskussion um Rechte für Geimpfte, nicht um eine Neiddebatte, die in der Tat vollkommen unnötig ist, aber es muss sich um einen letzten solidarischen Akt handeln, damit alle in wenigen Monaten mit Corona durch sind! Also ist die Diskussion überhaupt überflüssig!

Claas Platte

Ich glaube, es hakt! Eigentlich wollte ich mich nicht mehr über die Corona Politik in diesem Land aufregen, viel zu viele Fehler wurden gemacht, niemand wird dafür Verantwortung übernehmen und was noch viel schlimmer ist, noch immer wurde nichts für die Zukunft gelernt.

Wenn die (zumindest viele Leit-)Medien nichts weiter über Corona zu berichten haben, werden Diskussionen und Debatten gestartet, die es vorher nicht gab. Das war bei den Schulschließungen so (übrigens, schon seltsam, dass auf einmal die Inzidenzen je Altersgruppe für die Pro-Argumentation herangezogen wird, jetzt, wo die Zahlen in dieser Altersgruppe relativ hoch sind, während die Inzidenzen das komplette Jahr 2020 und 1Q2021 bei Kindergarten- und Schulkindern die niedrigsten in allen Altersstufen war. Als Politiker*innen wird die Welt halt so gemalt, wie sie sein soll!) und geht nun mit Rückgabe von Grundrechten für Geimpfte weiter. (Eine Sache übrigens, die von Kanzlerin Merkel noch vor wenigen Wochen ausgeschlossen wurde.)

Gleichzeitig warnt die Deutsche Stiftung Patientenschutz davor, eine Impf-Freigabe regelrecht anzuheizen und gibt zu bedenken: „Ein Windhundrennen bedeutet, dass sich am Ende immer der Stärkere durchsetzt.“ Aber gerade mit der Diskussion um Rückgabe von Freiheitsrechten wird eben dieses Rennen nach dem Impfstoff angefacht. Ist doch logisch! Das scheinen Poliker*innen (wieder mal) vergessen zu haben. Dabei ist es keineswegs sicher, dass vollständig Geimpfte nicht weiterhin infektiös sein und das Virus weitergeben können. Darum warnte der Virologe Martin Stürmer am Sonntag im ARD Talk mit Anne Will auch: „Wir erlauben uns im Moment eine sehr unkluge Situation: Auf der einen Seite impfen wir viel, das ist sehr gut. Das sollten wir weiter tun, aber wir üben einen Druck auf das Virus aus, weil wir entziehen dem Virus ‚die Opfer‘, die es nehmen kann. Auf der anderen Seite erlauben wir uns 20.000 Neuinfizierte pro Tag.“ In eine ähnliche Kerbe schlägt der SPD -Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, der die bereits beschlossenen Änderungen in Nordrheinwestfahlen kritisiert. Bevor also über die Rückgabe von Freiheitsrechten, die weitergehen, als ein negativer PCR Test überhaupt nur nachdenken, sollten wir alle noch die ein oder zwei Monate durchhalten und die Inzidenzzahlen auf den ursprünglich mal als sicher angedachten Wert von 35 Neuinfektion auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen bringen!

Das hat auch nichts, wie diverse Medien von FAZ über Spiegel weiß machen wollen, mit einer Neiddebatte zu tun, sondern das gebietet der Gesundheitsschutz aller Menschen. Manchmal fühlt es sich so an, als ob die Politik absichtlich, blind und dumm in eine nächste Welle läuft! Das war nach der ersten Welle so, als viel zu früh der Reiseverkehr wieder geöffnet wurde. Das war im Herbst während der zweiten Welle so, als die Ministerpräsidenten*innen viel zu lange gezögert haben. Das war am Anfang der dritten Welle so, als viel zu selten die Positivproben auf die britische Mutation getestet wurde. Und das wird jetzt wieder so sein, wenn wohl auch nicht in dem Ausmaß zu erwarten wie zuvor. Wenn aber, wie manche Medien und die Politik behauptet, von Geimpften keinerlei oder deutlich weniger Gefahr ausgeht und diese Gruppe somit beispielsweise von den Kontaktbeschränkungen ausgenommen werden sollen, dann müsste es konsequent auch heißen, die Maskenpflicht müsste für diese Menschen wegfallen! Das soll aber nicht so sein, ließe sich ja auch schlecht kontrollieren. Aber wenn schon, denn schon.

Nur, in was für einem Land leben wir eigentlich, wenn nun ernsthaft eine Diskussion darüber geführt wird, ob vollständig Geimpfte nun ohne Testung zum Friseur können oder evtl. Restaurantbesuche für eben jene Gruppe möglich sein sollen, während Kinder und Jugendliche noch immer nicht regelmäßig zur Schule dürfen, keine Freunde sehen können, Vereine (Sport, Musik etc) nicht stattfinden dürfen, genauso wenig wie Kurse (Schwimmen, Nachhilfe, Computer). Seit fast eineinhalb Jahren wird die Hauptlast der Pandemie von Kindern, Jugendlichen und Familien getragen (die dafür weder einen monetären noch zeitlichen Ausgleich erhalten).

Es sind in Deutschland aktuell knapp sechs Millionen Menschen vollständig geimpft (übrigens im besten Wahlalter!) sind deren Wünsche nach Friseur- und Cafebesuchen wirklich wichtiger als die Bildung und soziale Teilhaben der Jungen (die im September eben nicht wählen können)? Nein! Das kann aber nur erreicht werden, wenn die Inzidenzzahlen sinken und zwar radikal. Daher gilt weiterhin der Vorsatz, jeden möglichen Kontakt zu vermeiden, auch für Geimpfte, solange die Inzidenz nicht unter 50 oder 35 Neuinfizierte ist!

 


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