Still Talk – St. Banger, hithome 2023

Die Kölner Still Talk legt mit St. Banger ein Debütalbum vor, welches überhaupt nicht so klingt. Das verspricht großes

Also, den Anwärter auf den coolsten Albumtitel haben Still Talk mit St. Banger auf jeden Fall schon sicher. Und das Wortspiel, das Album ist ja auch Banger, wird sicherlich an der einen oder anderen Stelle im Netz schon benutzt worden sein. Das macht die Sache bei Still Talk allerdings nicht unwahrer. Ich bin noch immer auf der Suche nach den richtigen Worten, aber St. Banger ist wirklich ein wahnsinnig tolles und vor allem interessantes Album geworden. Es ist im Grunde kaum zu fassen. Pop-Punk, Hardcore-Shouts, End-90er Indie-Pop, Riot Girrrls Sounds, Pop, Emo- mit und ohne -core, all das findet auf St. Banger statt und trotzdem klingt das Album wie aus einem Guss. Da stören selbst Hair-Metal-Gitarren-Solis beim Song „Move to L.A.“ nicht mehr. Das ist schon eine Kunst für sich.

Das Titelstück könnte hingegen ohne Probleme aus dem Jahr 1995 stammen, wäre damals auf MTV rauf und runter gelaufen und würde heute als Indie-Klassiker gelten und noch immer die Tanzflächen füllen. „Headsheck“ ist hingegen perfekter Poppunk, inklusive Mitsingteil. Und das bereits erwähnte „Move to L.A.“ beginnt als Radiopopsong und steigert sich schließlich in ein Emo-/Punkgemisch. Zusammengehalten wird die ganze Platte von Tanja Kührers Stimme, die alle Stimmungslagen von sanft bis kraftvoll beherrscht und die vor allem immer wieder tolle Betonungen hinbekommt.

Und auch lyrisch plätschert die Platte alles andere als dahin. Viele Texte handeln von mentaler Gesundheit, dem Gefühl, nicht zu genügen und darum, die eigenen Unsicherheiten zu begraben, bis hin zu suizidalen Gedanken. Bieten also die Vorlage für eine 1A Emoplatte. Doch Still Talk lassen sich nicht in eine Richtung drängen oder in eine Schublade pressen. Auf St. Banger kann und darf alles ausprobiert werden. Nur ernsthaft muss es betrieben werden. So fröhlich und euphorisch das Album (musikalisch) auch klingt, so kann die harte Arbeit, die Still Talk in diese Songs gesteckt haben, an jeder Stelle rausgehört werden.

Dass es sich bei St. Banger um ein Debütalbum handelt, überrascht dann vielleicht an dieser Stelle etwas. Zu abgeklärt und eingespielt und (musikalisch) selbstbewusst klingen die Lieder. Als ob die Band schon seit Jahren zusammenspielt, unzählige Konzerte gespielt hat und nun endlich zum großen Wurf ansetzt. Aber wer gut ist und es draufhat, braucht dann vielleicht weniger Anlauf und ist gleich vom Start weg vorne dabei. Halt ein Banger!


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