The Penske File – Half Glow, Gunner Rec 2023

Lieder über und für Arbeiter, Betrunkene und Verliebte - The Penske File aus Kanada veröffentlichen Ihr zweites Album auf dem Bremer Label Gunner Records. Wie das klingt, könnt Ihr hier nachlesen.

Penske File. Foto: Gunner Records

Für einen Moment schließe ich die Augen beim zweiten Song „Chorus Girl“ und sehe eine riesige Open-Air Bühne. Nicht so eine, die von Festivals bekannt sind, sondern solche für Stadionrockbands, für eine Band alleine. Die Musik und der Chor setzten fürs Intro ein. Das Konzert ist schon fortgeschritten, die Nacht angebrochen, die Lichter wärmen, wenn sie auf das Publikum fallen. Arme heben sich, vor der Bühne hüpfen Menschen auf und ab. Der Rest nickt im Takt mit dem Kopf. Verschwitzte Haare fliegen von der Stirn zurück in den Nacken. Bis nur noch die Gitarre zu hören ist und statt des Sängers übernehmen Tausende Fans von The Penske File den Gesang: „Chorus Girl – I am bound for cover, peel me of this interstate line“, ehe Bass und Schlagzeug wieder hinzukommen! Die Party startet jetzt so richtig. Dann öffnen sich meine Augen wieder und ich bin zurück in der Wirklichkeit.

Ich glaube immer noch an das Gute im Rock’n’Roll! Und wenn es dieses Gute wirklich gibt, dann müssten die drei Kanadier von The Penske File sehr bald auf eben jene großen Bühnen stehen. In der Heimat Kanada hat wohl der Major Warner Music schon die Möglichkeiten dieser Band erkannt. In Deutschland (und Europa?) kommt das Album (noch) beim Bremer Lieblingslabel Gunner Records heraus. Es ist bereits das zweite Album von The Penske File auf dem Label.

The Penske File sind eine Heatlandrockband – eine jene Vertreter also, die die Energie, den Spirit und die Direktheit des Punkrocks mit persönlichen Themen über das Arbeiterleben, die Liebe, den guten und schlechten Seiten des Lebens und das Unterwegssein verbinden und das Ganze in zwar raue und schnell gespielte, aber doch eher klassische Rock’n’Roll Hymnen verpacken. Immer mit einem Schuss Romantik garniert. Und von diesen Hymnen gibt es auf „Half Glow“ jede Menge.

Von „Bad Dreams“ existierten unzählige Varianten, ehe der Dreier mit dem Albumopener zufrieden war. Vielleicht hat es deshalb zwischen Debüt und Nachfolger geschlagene fünf Jahre gedauert. Andererseits ist dazwischen ja auch nicht viel passiert, wofür es sich gelohnt hätte, Musik zu machen, zu veröffentlichen. So euphorisch die Musik auch ist, so melancholisch steht der Text dagegen, in dem es darum geht, inmitten einer überwältigenden Angst vor sich selbst trotzdem in dieser Welt optimistisch zu bleiben.

Highlights aus den 12 Liedern in 38 Minuten rauszupicken fällt schwer. Hits sind alle Stücke und The Penske File beherrschen die Kunst, jeden Song etwas anderes Klingen zu lassen und trotzdem ein rundes Album mit Abwechslung zu präsentieren, bei dem eben nicht ein oder zwei Lieder rausfallen. Wenn ich aber ein Lied rauspicken müsste, dann der Lovesong „Wolves Gather“ mit dem sich wiederholenden „Suzana, Suzana, Suzana! She got the New York City Smile.“ Romantik und so – also wegen meiner Wahl und des Textes.

Und dann natürlich zum Ende das alles verdichtende „Modern World“ mit der Eröffnungszeile: „let there be songs for the workers, songs for the drunks, songs for the lovers who cannot get back up!” Da ist sie wieder, die Romantik! Vielleicht ist das Album mit diesen kurzen Worten perfekt zusammengefasst! Auch Suzy taucht in diesem Stück wieder auf. Ich schließe abermals die Augen und sehe die Band vielleicht nicht mehr auf einer großen Open-Air Bühne, sondern in der Kesselhalle des Schlachthofes in Bremen. Da gehörten The Penske File aber mindestens hin. Und wer weiß, vielleicht wäre das nur ein Zwischenschritt.

Im anfangs erwähnten „Chorus Girl“ gibt es die Zeile: „And I know your favourite disc, it’s an old Tom Petty classic.“ Vielleicht singen andere Bands in ein paar Jahren so was auch mal über The Penske File und Half Glow! Damit Ihr dann wisst, worum es geht, solltet Ihr Euch unbedingt und intensives mit diesem Album beschäftigen.


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