Rhonda – You Could Be Home Now, Pop Up Records, 2019

Mit You Could Be Home Now veröffentlichen Rhonda am Freitag ihr drittes Album.

Heimat – in Zeiten wie die jetzige, bekommt der Begriff von unterschiedlichsten Menschen, neue Bedeutungen zugesprochen. Vermutlich definiert jeder damit einen anderen Ort. Die Heimat von Rhonda, im Sinne von Ursprung, ist Bremen, obwohl die Bandmitglieder mittlerweile im Bremer Umland, in Hamburg oder in Los Angeles leben. Eine neue Platte haben Rhonda trotz der räumlichen Distanz hinbekommen. Eine ziemlich Gute noch dazu.

Ein unschlagbarer Vorteil in einer erfolgreichen Band zu spielen, ist die Möglichkeit von zu Hause auszubrechen, touren, etwas sehen, vom Land, Kontinent, der Welt. Und doch sehnen die meisten Menschen sich nach einem festen Ort, an dem sie hingehören. Solange ein fester Platz nicht gefunden wurde, wird die Suche weitergehen. „Darling could you hold me and let me hold you“, heißt es in (der hoffentlich nächsten Single) „Why We Stay“ – Heimat, das können Menschen sein, die uns halten und auffangen, wenn es am nötigsten gebraucht wird. Auf „You Could Be Home Now“ gibt es eine Menge Geschichten über (auch enttäuschte) Zweisamkeit.

Musikalisch spinnen Rhonda ihre Idee von Soundtrackgetriebenen Soul weiter voran. Erinnerte das erste Album an französische Agentenfilme der sechziger Jahre, folgte mit „Wire“ der James Bond Moment für die große Kinoleinwand, inklusive Babelsberger Filmorchester. Von dieser Perspektive betrachtet ist „You Could Be Home Now“ ein Schritt zurück zu den Ursprüngen der Band. Deutlich rauer geht es auf dem dritten Album zu. Staubiger ist vielleicht das richtige Wort, um den Sound zu beschreiben, staubig wie eine Wüste. Um bei Filmgenres als Kategorisierung von Rhondas Musik zu bleiben: „You Could Be Home Now“ ist ein Western, ein Spaghetti Western. Mariachi Elemente, Tex-Mex und die Filmmusik von Ennio Morricone haben sich, neben dem klassischen Beat & Soul, auf diese Platte eingeschlichen.

Eröffnet (und geschlossen) wird das Album (mit einem als Klammer funktionierendes) Instrumentals, welches zu einer Eröffnungsszene, eines John Wayne Films passen würde. Auch das Titelstück weckt Erinnerungen an alte Filme. Die erste Single „Couldn’t Say Yes“ klingt wie die Abrechnung mit einem alten Freund. „Habits“ geht als tanzbarer Clubhit dieser Platte durch und „Saturdays Shine“ ist eine Art düsteres Duett, welches Leonard Cohen in seiner Spätphase ebenfalls gut zu Gesicht gestanden hätte.

Rhonda gelingt eine behutsame Weiterentwicklung des eigenen Stils, machen im weitesten Sinn zwar Pop und sind manchmal gar radiotauglich, ohne dabei beliebig oder gar anbiedernd zu klingen. Die Wurzeln der Band liegen unüberhörbar in der Garage, im Rock’n’Roll, im Beat, in kleinen Clubs. Die Albumlänge überschreitet nicht 45 Minuten und würde damit auf eine TDK90 Kassette passen. Ob beabsichtigt oder nicht, passt das zur Band, zeigt es doch, von welchen Zeiten die Musiker beeinflusst wurden, nämlich vor einer Zeit vor Streamings, iPhones, Instagram und anderen Schnickschnack. Genauso klingt auch „You Could Be Home Now“, wie die „gute alte Zeit“, als alles noch irgendwie „in Ordnung“ war. Auch das kann ein Gefühl von Heimat erzeugen, die Rückbesinnung auf Vergangenes. Rhonda spielen eben eine „alte“ Musik, die ihren Ursprung in einer Zeit hat, als ein Album noch wie ein Album funktionierte, wie ein Film, der einer Dramaturgie folgte und eben nicht eine Aneinanderreihung von einzelnen Stücken bildete. Dieser Tradition fühlen sich Rhonda verpflichtet. Und das machen sie super.

You Could Be Home Now erscheint am 11. Januar 2019.
Live in Bremen sind Rhonda am 31. Januar 2019 in der Schaulust am Güterbahnhof. Tickets für das Konzert gibt es im Vorverkauf.


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