„Mit viel Energie und Enthusiasmus“ – Alex Mofa Gang im Interview

Pünktlich zum Release ihres dritten Studioalbums „Ende offen“ hat uns die Alex Mofa Gang auf dem Hurricane Festival Rede und Antwort gestanden.

Foto: Alex Mofa Gang

Scheeßel. Am 21. Juni ist das dritte Album der Alex Mofa Gang erschienen. Mit „Ende offen“ wollen die Berliner ihre Protagonisten und ihre Fans aus dem Alltag reißen. Auf der Platte setzt die viel zu laute Pop-Band mit Punk-Wurzeln ihre Reise fort. Es ist eine Geschichte, deren Album-Trilogie nun ihren finalen Teil bekommt.

Es wird die Geschichte von Alex Mofa erzählt: Alex ein junger Mann im Hier und Jetzt. Zeitgeist und auch politische Entwicklung beeinflussen ihn, sein Denken und Handeln. Zu Beginn des Debütalbums siedelt Alex aus der niedersächsischen Provinz in den urbanen Großstadtdschungel um. Nun muss Alex weiterziehen. Wohin die Reise geht, bleibt erstmal unklar. Aufbruchsstimmung und ein positiv aufgeregter Blick in die Zukunft – „Ende offen“ handelt von dem Gefühl, alle Möglichkeiten in den Händen zu halten.

Nach ihrem Auftritt auf dem Hurricane Festival haben wir Sänger und Gitarrist Sascha Hörold und Schlagzeuger Michael Breuninger zum Interview getroffen.

Ihr habt heute euer zehntes Konzert in zehn Tagen gespielt. Wie schafft ihr es, da fit zu bleiben?

Ich habe in den letzten Tagen viel Kamillentee getrunken. Wenn der Zeitplan nicht so eng ist, gönnen wir uns aber natürlich auch das ein oder andere Kaltgetränk. Es hilft trotzdem, sich im richtigen Moment mal für das Bett und gegen Bier zu entscheiden. Ab und zu tappen wir aber doch in die Falle.

Euer Release-Konzert habt ihr nicht wie viele Bands in eurer Heimatstadt gespielt sondern auf einem Schiff im Hamburger Hafen. Wie ist die Idee entstanden?

Wir wollten so ein Konzert unbedingt und schon sehr lange machen, seit wir es selber mal als Besucher erlebt haben. Zum Release sollte es speziell sein und die Idee lag dann nahe. Sie war schnell geboren und dann zum Glück auch umsetzbar. Es war ein Herzenswunsch von uns. Natürlich war es total aufregend, bei Seegang Musik zu machen. Das war etwas Besonderes!

Gestern ist euer drittes Studioalbum „Ende offen“ erschienen. Wie habt ihr den Release gefeiert?

Wir haben vorgestern in den Release-Tag reingefeiert, um zwölf Uhr runtergezählt und einen Sekt aufgemacht – nachts auf einem Festivalparkplatz. Gestern haben wir gleich zwei Konzerte an einem Tag gespielt: Mittags auf der Red Stage beim Southside und abends im Jägermeister-Hirsch auf dem Gelände.

Das Datum für den Release stand schon fest, als noch kein einziger Album-Song geschrieben war. Ihr probt immer blockweise vor anstehenden Konzerten oder zum Songwriting. Hattet ihr zwischendurch das Gefühl, der Plan könnte wackeln?

Wir hatten nie das Gefühl, es könnte nicht klappen. Das Ziel war natürlich ambitioniert, aber nicht wahnwitzig. Wir haben die Euphorie der letzten drei Jahre stark gespürt. Seitdem wir 2016 das erste Album veröffentlicht haben, kommt der Motor immer mehr in Wallung. Die zwei Jahre danach haben wir fast durchgehend Konzerte gespielt, selbst im Songwriting-Prozess. Jetzt hatten wir eine kleine Live-Pause von drei Monaten und konnten uns voll auf neue Songs konzentrieren. Mit viel Energie und Enthusiasmus hat es letztendlich gut funktioniert.

Wie beschreibt ihr euer neues Album im Vergleich zu den beiden vorherigen Platten?

Wir haben unsere Stärken und Vorlieben noch konsequenter umgesetzt. Wenn es krachen und rau sein soll, ist es noch rauer als vorher und an anderen Stellen, an denen es ruhiger Momente bedarf, ist es noch ruhiger und fragiler.

Worum geht es thematisch in den neuen Songs?

Insgesamt behandelt die Platte die Tatsache, dass Alex aus seinem Haus und seiner Stadt wegzieht und erstmal kein Ziel hat – deshalb „Ende offen“. Es geht um Abschied und Neuanfang und natürlich um anderen Themen, die uns beschäftigen – tagesaktuelle Sachen, politische Gedanken, zwischenmenschliche Dinge und gesellschaftliche Spiegelbilder, also das ganz normale Leben.

Ist es im Bereich deutschsprachiger Gitarrenmusik in den letzten Jahren schwieriger geworden sich zu beweisen, weil alle Felder längst schon bestellt sind?

Darüber machen wir uns nicht so sehr einen Kopf und lassen uns nicht davon beeinträchtigen. Wir machen unsere Musik und geben sie ohne taktische Gedanken in die Welt raus. Ich ziehe das mal als Beispiel heran: Jeder von uns hat ein Instrument gelernt und kann Noten lesen. Trotzdem würde im Proberaum niemals jemand sagen, „jetzt für den C-Teil gehen wir auf die Kadenz“ – da wird nur gezockt und aus dem Bauch heraus Musik gemacht. Es gibt keine Musiktheorie, die Köpfe sind frei und wir machen genau das, worauf wir Bock haben. Wenn es dafür eine Nische gibt, schön – wenn nicht, Pech gehabt, um es mal überspitzt auszudrücken. Den Druck können wir einfach fallen lassen, es gibt bei uns zwölf Töne und die sind alle schonmal gespielt worden. Wir haben nicht den Anspruch, das Rad neu zu erfinden, sondern Musik zu machen die uns Spaß macht und uns was bedeutet.

Ein Teil des letzten Albums „Perspektiven“ habt ihr in Uruguay aufgenommen. Wo ist das neue Album „Ende offen“ entstanden?

Wir haben dort wieder Songs geschrieben und die Bläser wurden in Argentinien aufgenommen und uns per Internet geschickt – also weniger glamourös als es klingt. Wir haben das Album in verschiedenen Studios mit verschiedenen Produzenten geschrieben, aufgenommen haben wir es wieder bei Florian Nowak in den Dailyhero-Studios, etwas nördlich von Berlin auf dem Land, wo wir uns eingeschlossen und nur Musik gemacht haben. Das ist alles in den besagten drei Monaten passiert, in denen wir kein Konzert gespielt haben.

In den letzten Jahren wart ihr viel in Südamerika unterwegs, habt einen Song über Montevideo geschrieben und im Fußballstadion vor mehr als 20.000 Menschen gespielt. Gibt es da schon neue Pläne?

Wir wollen dort unbedingt wieder hin! Bei solchen Reisen ist es wie bei Urlauben, es hängt viel vom Geld ab. Sobald die Finanzierung steht, fliegen wir wieder runter. Das ist geplant, wir haben alle Sehnsucht. Es war dort so unglaublich und es ist immer unser Ziel, Zeit und Möglichkeiten zu finden, wieder dorthin zu reisen.

Sicher geplant ist eine Clubtour im November und Dezember. Die Konzerte sind nicht zusammenhängend, sondern über sieben Wochen immer freitags und samstags. Madsen machen es auch seit Jahren so. Warum habt ihr euch für diese Aufteilung entschieden?

Es ist ein allgemeiner Trend, der Markt hat sich in diese Richtung entwickelt. An den Wochenende haben einfach mehr Leute Zeit, auf ein Konzert zu gehen. Dafür haben wir uns auch entschieden. Wir sind es von Festivals ja gewohnt, nur an Wochenenden zu spielen.

Ist der Kompromiss aus Hauptberuf und Musiker nach fast sieben Jahren mit der Band anstrengender geworden?

Das Verhältnis ist ständig im Wechsel und verlagert sich immer mehr zur Band. Vielleicht ist es etwas anstrengender und zeitintensiver geworden, aber es wird immer schöner. Das ist eher die Einheit dafür.

Am 13. Dezember tretet ihr in Bremen auf, bisher ist das Konzert noch geheim. Worauf können sich die Fans freuen?

Nach der Show heute dürfen wir das Konzert im Tower endlich offiziell ankündigen. Wir werden uns Ende September, sobald das letzte Festival gespielt ist, sofort in den Proberaum verziehen und nur für die Tour proben. Die neuen Songs sind teilweise etwas anders instrumentiert, wir werden uns also überlegen, wie wir das möglichst gut auf die Bühne kriegen. Wir werden es uns wieder kuschelig machen mit den Leuten, die Bock darauf haben. Wir wollen die Festivalstimmung mit in die Clubs nehmen und versuchen, noch mehr miteinander zu singen und zu tanzen und alles noch schweißtreibender zu gestalten.

Ihr habt schon häufiger im Tower gespielt, welche Erinnerungen gibt es an die letzten Shows?

Auf unserer ersten eigenen Tour war das Auftaktkonzert in Bremen. Es war ein ganz denkwürdiger Moment, als direkt beim ersten Song „Nimm die Beine in die Hand“ sofort Leute mitgesungen haben. Das war der Wahnsinn und wir werden es nie vergessen. Deswegen freuen wir uns, endlich wieder in Bremen zu spielen.

Tickets für das Konzert am Freitag, den 13. Dezember im Tower Musikclub gibt es ab sofort im Vorverkauf.

 


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