Irgendwie, wie Rammstein

Am Freitagabend spielten Adam Angst ein wirklich gutes Konzert im Schlachthof und ließen den Autor der nachfolgenden Zeilen trotzdem unberührt zurück.

Adam Angst

Bremen. Noch während das Konzert im vollen Gange ist, stehen „Pfa“ und ich an der Theke und unterhalten uns über die eigentliche Unsinnigkeit von Konzertkritiken, wie diese hier. Ich bin der Meinung, dass wenn in einem Artikel das Neutralitätsprinzip aufgegeben werden kann, es Kritiken generell sind. Was aber, wenn meine Meinung offensichtlich konträr zu dem der meisten anwesenden Gäste ist?

Adam Angst Debütalbum fand ich vor einigen Jahren durchaus gelungen. Erst letztens las ich zufällig noch ein Interview, welches ich mit Sänger Felix Schönfuss fürs Fanzine Trust gemacht hatte, und finde seine Antworten zu meinen Fragen, noch immer äußerst interessant und charmant. Songs wie „Splitter von Granaten“ oder „Professoren“ sind noch immer gültig und zünden sowohl auf Platte, als auch auf der Bühne. Trotzdem hat mich die Band aus unerklärlichen Gründen verloren. Schon das neue Album „Neintology“ ließ mich kalt und ging schließlich an mir vorbei. Das Konzert im Schlachthof war mein Versuch, sich der Band live zu nähern.

Nur leider funktioniert das nicht. Klar ist die Band gut drauf, ihr Markenzeichen, der harte, manchmal fast metallige Punksound, die Hingabe der Fans und die einheitliche Kleidung (weiße Hemden / schwarze Hosen) erinnern mich an eine hellere und freundlichere Version von Rammstein. Vor der Bühne bricht sofort nach Konzertbeginn der Pogo aus, Fäuste werden gereckt, praktisch jede Zeile mitgesungen. Der Frontmann der Label-Kollegen von Fjort und Adam Angst Gitarrist Precht gibt so was, wie einen zweiten Frontmann, stellt sich immer wieder an den Rand der Bühne, reißt seine Gitarre in den Himmel und brüllt die Textzeilen auch ohne Mikrophon dem Publikum entgegen. Sympathisch sind außerdem die klaren Ansagen gegen Rassismus, Faschismus und Homophobie, die – es  muss leider so gesagt werden, wichtiger als je zuvor sind. Diese Aussagen alleine auf Platte zu treffen reichen nicht mehr aus und auch wenn Felix Schönfuss (hoffentlich) zu einem Raum voller Gläubiger predigt, muss gesagt werden, was gesagt werden muss.

Wie Eingangs schon erwähnt, überzeugt mich das Konzert trotzdem nicht. Vielleicht liegt es an dem gewählten Platz oder am Sound, der weiter oben nicht mehr so bombastisch daherkommt, wie er eigentlich sollte. Vielleicht liegt es daran, dass ich alleine den Altersdurchschnitt schon um zwei Jahre anhebe. Aber dann sind es leider auch die Songs des zweiten Albums. Gab es auf dem Debüt noch das fantastische „Was der Teufel sagt“, einem Tango, folgt nun mit „Alle sprechen Deutsch“ eine Polka. Was kommt auf, dem in Bremen bereits angekündigten, Album Nummer drei? Ein Walzer vielleicht.

Was bleibt ist Ratlosigkeit bei mir und die Erinnerung an einen tollen Konzertabend bei den anderen. Vielleicht finden Adam Angst und ich irgendwann mal wieder zusammen, aber jetzt ist es an der Zeit alleine zu gehen. Tschüss, mach‘s gut, wünsch dir alles Gute.

Bilder von dem Abend gibt es hier.


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