In der neuen Zeit

Deaf Havana sind im Tower Musikclub mit viel Pop-Appeal und wenig härterer Rock-Vergangenheit aufgetreten.

Deaf Havana

Bremen. Nur ein Jahr nach dem Vorgänger, ist im August das fünfte Studioalbum „Rituals“ von Deaf Havana erschienen. Vom Post-Hardcore der Anfangszeit ist darauf endgültig nichts mehr zu hören, eher machen die Briten jetzt nur noch Indie-Pop mit Gitarrenschwerpunkt – ein Stilwechsel, der sich in den letzten Jahren schon angedeutet hat und der jetzt konsequent vollzogen wird. Manche Songs sind extrem eingängig und haben schon Radio-Hit-Charakter. Am Montag ist die vierköpfige Gruppe um die Brüder James und Matthew Veck-Gilodi im gut besuchten Tower Musikclub aufgetreten.

Als Support steht vorher BenjRose mit vierköpfiger Band auf der Bühne. Der ehemalige Kinderstar hat schon viel Erfahrung vor Publikum und singt ein breites Spektrum an Songs mit seiner klaren, recht hohen Stimme. Der charismatische Lockenkopf versprüht ebenso viel Pop-Atmosphäre wie später am Abend die Hauptband, der Anteil an Gitarrenrock kommt ebenfalls nicht zu kurz. Der gebürtige Osnabrücker und jetzige Wahl-Kölner spielt einen gleichbleibend souveränen, 30-minütigen Auftritt mit fetzigem Finale, was ihm im Repertoire aber fehlt, ist ein Song mit echtem Hit-Potenzial.

Nach „My Way“ als Intro starten Deaf Havana mit Gitarrenriffs und „I Will Try“. Früh spielen sie ihre eingängigen Nummern aus und spätestens im Chorus setzt auch das Publikum mit kräftigen Stimmen ein. Die Briten freuen sich über die höflichen, deutschen Besucher und berichten, diese seien zurückhaltender als die Fans in ihrer britischen Heimat. Instrumental ist das Quartett durchgehend stark, leider gibt es stimmlich auch dünne Momente. So bekommt die Single „Sinner“ ein eigenes Intro, die Stimme schwächelt anschließend leider und klingt bei weitem nicht so füllend wie auf dem Album. Dies ist besonders auffällig, weil sonst zwischen den Aufnahmen und Live-Qualität nur wenig Unterschiede auffallen.

„Happiness“ wird als Weihnachtssong angekündigt und eigens dafür wird die Akustik-Gitarre ausgepackt. Bei „Heaven“ wagen Deaf Havana Experimente an den Synthies und instrumentale Frickeleien. Besonders kräftig ist die erste Zugabe „Hell“ vom neuen Album, mit eingestreuten Schreien ist es der einzige Song, der an die früheren Musikstile erinnert. Nach einem lauten Finale folgt mit „Caro Padre“ ein eher ruhiger Abschluss.

Schaut euch hier unsere Fotos des Abends an!

 


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