„ In Bremen landen wir am Ende immer betrunken am Weserwehr“

Beim Deichbrand Festival haben wir „Milliarden“ interviewt und mit ihnen über ihr kommendes Album und ihre Beziehung zu Bremen gesprochen.

Foto: Jörg Kröger

Bremen/Cuxhaven. Milliarden ist eine hochgehandelte Band aus Berlin, die mit ihrem rauen und satten Sound in kurzer Zeit Fans und Veranstalter begeistert hat. Bevor am 12. August das Debütalbum „Betrüger“ erscheint, haben wir Ben und Johannes beim Deichbrand Festival interviewt. Unsere Fotos vom Auftritt dort findet ihr hier. Am 27. Oktober spielt die Band ihren Tourauftakt im Bremer Tower, präsentiert von HB-People.de

Ihr habt den Samstag beim Deichbrand Festival mit eurem Konzert um 12:00 Uhr heute eröffnet. Wie hat es euch gefallen?

Johannes: Es war geil! Wie haben mit wenig gerechnet, da wir uns nicht vorstellen konnten, dass zu so früher Zeit schon so viele Leute aufgestanden sind. Gestern sind wir spät abends noch über den Platz gelaufen, und alle waren sturzbetrunken und richtig geil drauf. Es wurde lange gefeiert! Trotzdem standen heute Mittag schon wieder sehr viele Leute vor der Bühne, haben mitgefeiert und hatten Bock. Wir wurden sehr warm empfangen. Für uns war es sehr schön!

Vor der Bühne war es auch schön und vor allem auch schön warm!

Johannes: Warm war es oben auch. Wir hatten zwar das Glück, dass wir ein bisschen im Schatten stehen konnten, doch natürlich gibt man alles und schwitzt. Aber Respekt den Besuchern vor der Bühne! Benny ist beim Auftritt einmal ins Publikum gelaufen und hat einen Circle Pit angeleitet und als die Leute dabei auseinandergegangen sind hat man gesehen, dass der ganze Staub extrem hochkommt und die Sonne knallt. Aber den Leuten war es scheißegal, alle haben mitgemacht. Es war perfekt!

Am 12. August erscheint euer Debütalbum „Betrüger“. Wie kann man sich die letzte Zeit bis zur Veröffentlichung vorstellen?

Ben: An den Wochenenden spielen wir viele Konzerte bei Festivals. Letzte Woche haben wir gerade ein Video gedreht. Ansonsten haben wir viele Termine mit Journalisten und quatschen über das Album. Eigentlich sind wir die ganzen drei Wochen damit gut beschäftigt.

Vergleicht man eure EP mit den bisher vom Album veröffentlichten Songs fällt auf, dass sie insgesamt schneller geworden sind und ein höheres Tempo haben. War dies ein bewusster Prozess?

Ben: Die EP hatte vier Songs. Ich glaube, das Gefühl von der EP ist immer noch aktuell. Aber natürlich ist es in einer Rockband normal, dass schnelle Songs dabei sind. Wir haben uns für diese Vorab-Songs des Albums entschieden, weil wir die jetzt gerade für richtig finden. Letztlich gibt es auf dem Album eine große Bandbreite, in der wir uns bewegen und in der wir Songs schreiben. Daher sagt die Songauswahl von den Singles noch nicht so viel über die Platte aus. Die bisherigen Songs sind aber auf jeden Fall schneller. Wir sind viel auf Live-Konzerte bedacht und da müssen für uns schnelle Songs dabei sein, da wir die Energie so gut transportieren können und wollen.

Wo liegen auf dem Album die textlichen Schwerpunkte?

Johannes: Bei den Sachen, die uns so umgeben. Grundlegend sind das immer noch die Liebe und der Exzess. Das Geld haben oder kein Geld haben. Die Vision und die Hoffnung, dass es etwas geben kann, wovon man noch nichts weiß. Möchte man einen Rundumschlag machen, sind das die Themen auf dem Album. Es gibt auch eine kleine Pop-Kritik. Sonst ist es das, was jeden Menschen in unserem Alter umgibt, der nicht in einem festen Arbeitsverhältnis steckt.

Der Titel des Album ist „Betrüger“. Wann seid ihr denn das letzte Mal betrogen oder hinterhältig behandelt worden?

Ben: Keine Ahnung, das weiß man ja immer nicht. Das machen die Leute ja clever.

Johannes: Ich habe immer das Gefühl, dass ich von der Bürokratie manchmal hinterhältig behandelt werde, vom Staat. Ich muss immer zu viel zahlen. Vielleicht ist es ja richtig so, aber man hat natürlich immer das Gefühl. Dann versucht man selber, als Betrüger zu hantieren, indem man sagt, man ist noch Student oder so, um irgendwie Kohle nicht zahlen zu müssen. Ich will nicht so viel über Geld nachdenken müssen.

Für alle, die eure Musik nicht kennen, könnt ihr sie kurz in drei Worten beschreiben?

Ben: Rock, Pop, Punk – das wären jetzt die Worte, die mir einfallen, gar keine Adjektive. Es ist einfach genau die Mischung bei uns.

In euren Songtiteln finden sich einige Widersprüche, beispielsweise bei „Kokain und Himbeereis“. Beschreibt das in Teilen eine innere Zerrissenheit?

Ben: Es ist ja keine Konzeptmusik sondern das, was wir mit unseren Augen sehen. Die Gegensätze spiegeln sich in unserem Leben wider. Daher sind sie auch in unserer Musik Programm.

Am 27. Oktober spielt ihr den Auftakt eurer Tour in Bremen im Tower. Wir präsentieren das Konzert sogar. Warum startet ihr bei uns?

Johannes: Das war sogar eher Zufall, aber generell freue ich mich da sehr drauf. Wir waren letztes Jahr insgesamt viermal in Bremen. Zweimal haben wir im Tower gespielt, während der Breminale im letzten Sommer auf der MS Treue und im September als Support für Wirtz im Aladin. Es ist jedes Mal wieder geil da und wir freuen uns.

Ben: Wir haben dort schon ein paar geile Leute kennengelernt, beispielsweise die ganzen super Menschen vom Tower, ich freue mich auf die!

Woran erinnert ihr euch sonst noch in Bremen?

Johannes: Wir sind vor unseren Auftritten ein bisschen durch die Stadt gelaufen. Da haben wir mal ein Foto mit den Bremer Stadtmusikanten geschossen.

Ben: Vor allem waren wir in Bremen aber immer am Ende des Abends besoffen an der Weser, am Weserwehr. Wir pennen immer in einer Künstlerwohnung, die genau gegenüber vom Weserwehr ist. Am Ende des Abends steht man immer völlig zerschossen auf dem Wehr und schaut sich das fließende Wasser an, bis dann irgendjemand sagt: „Lass mal schlafen!“

Ihr habt den Tag heute früh eröffnet, wie geht es für euch heute noch weiter?

Johannes: Es ist ein geiles Line-Up hier, deshalb würden wir gerne bleiben und uns einiges ansehen. Wir haben heute allerdings so früh gespielt, da wir später noch einen Auftritt haben. In Bad Salzdetfurth bei Hildesheim ist Teichrock, dort treten wir heute Abend auf. Wir fahren also noch weiter, es ist ein voller Tag.

Welche Bands feiert ihr privat, auf wessen Konzerte geht ihr gerne?

Ben: Ich war letztens mit unserem Drummer bei Beck. Die ersten Platten von ihm finde ich wirklich hammermäßig! Ansonsten… könnten wir heute hier bleiben, würde ich mir einige alte Punkrock-Classics ansehen, die ich super finde. Wizo spielt heute, Millencolin, Lagwagon, das finde ich geil!

 


Mehr Beiträge aus" Interviews" zur Startseite

„ In Bremen landen wir am Ende immer betrunken am Weserwehr“ teilen auf: