Hypertonus – „Tidal Wave“ (Rezension)

Zwischen Jazz- und Postrock, zwischen totaler Kontrolle und ungebändigter Energie - Hypertonus aus Bremen haben eine Instrumentalplatte rausgehauen, die es in sich hat!

Hypertonus aus Bremen haben vor Kurzem mit „Tidal Wave“ eine handwerklich äußerst anständige Instrumentalplatte an den Start gebracht. Live eingespielt an nur zwei Tagen, beeindruckt die Band mit acht experimentellen Songs zwischen Jazz- und Postrock.

Weiß man im „Intro“ noch nicht, welche Tore die klirrenden Schlüssel zu öffnen im Begriff sind, findet man sich kurz darauf bereits wieder zwischen düster knarrenden Synthezizern und nervös zischelnden Drums. Dann wird Platz gemacht für saftiges Riffing und Wah-Gitarren. Die finalen Klänge ebnen den Weg für „Eghost“, ein ausuferndes Stück Rockmusik, mal vertrackt, mal straight. Hier, wie auch im Folgenden, passiert eine Menge. Wie das eben so ist bei Instrumental-Alben muss man schon bereit sein, sich auf die Reise einzulassen. Zu der laden auch die „Fake Tales of modern hysteria“ mit verspulten Gitarren und einem beinahe gegenläufigen Basslauf ein. Trotz dieser kontrollierten Dissonanz finden die Instrumente stets rechtzeitig wieder zueinander. Das Tempo ist nun entschleunigt, der Groove bleibt vorhanden. Gegen Ende lassen vielleicht die Queens of the Stone Age grüßen, aber nur kurz. Auch der „Technequal Waltz“ genießt das Spiel mit der Dynamik, gönnt sich gar Ruhepausen und rastet zum Ende hin komplett aus. Bei „Breaking Kadabra“ fuzzt der Bass aus tiefster Tiefe, „H.E.D.E.R.A“ legt mit einem Killer-Groove los, der für mich zu den Highlight-Momenten der Platte zählt. „Aeropause“ gibt sich als traumwandlerisches Interlude, geht dann nahtlos über in das progressive „Expect the sky below“, bevor im finalen „Phantasmagoria“ ein letztes Mal die Schlüssel rasseln und der Funk Einzug hält. Für diesen „Improvisation Jam“ gönnen sich Hypertonus nochmal satte 8 Minuten, bevor der Hörer wieder entlassen wird aus der Welt der sphärischen Reverbgitarren, krachenden Riffs und entfesselten Drums.

Fazit: Von Form gelöst und vom Gefühl getrieben. Bereitschaft zur Geduld und Aufmerksamkeit sind Voraussetzung für „Tidal Wave“. Wer auf dynamische, anspruchsvoll komponierte Rocksongs abfährt und nicht unbedingt einen gesanglichen Anker braucht, um sich durch die Musik führen zu lassen, ist bei Hypertonus perfekt aufgehoben!

Hypertonus spielen am 29.07. in Bremen auf dem Dümpeldoom Festival!

Links:

https://hypertonus.bandcamp.com/

https://www.facebook.com/hypertonusband

https://www.instagram.com/hypertonusband/

 

MKR


Mehr Beiträge aus" Musik" zur Startseite

Hypertonus – „Tidal Wave“ (Rezension) teilen auf: