Heimvorteil spät ausgespielt

Revolverheld sind am Montag in der ÖVB-Arena aufgetreten und hatten als Support den Briten Joel Baker dabei.

Revolverheld

Bremen. Mit ihrem deutschsprachigen Pop-Rock zählen Revolverheld zu den populärsten Bands des Landes. Auch ihr neues Album „Zimmer mit Blick“ erfreut sich großer Beliebtheit in der Radiohörer-Zielgruppe. Gut ein Jahr nach Release hat die vierköpfige Band mit Bremer Vergangenheit einen Tourstopp in der ÖVB-Arena eingelegt. Dabei dauert es jedoch sehr lange, bis Band und Publikum komplett warm miteinander werden.

Mit einem Video-Intro aus dem Backstage-Bereich der Halle inklusive Begrüßungszettel und Werder-Schal wissen Revolverheld schnell, wie sie die Besucher auf ihre Seite bringen. Mit einem lauten Knall fällt zu Beginn der Vorhang, auf dem kurz zuvor noch Schattenspiele mit Drums und Percussion zu sehen waren. Die Band nutzt die große Bühne voll aus, hat eine riesige Videowand als Hintergrund aufgebaut und kleine, schwebende Wände über ihren Köpfen.

Neben den bekannten Radiohits spielen Revolverheld einige Songs aus dem eher rockigen Frühwerk der Band, bis zu vier Gitarren klingen gleichzeitig in der erweiterten Live-Besetzung. Doch es ist ein ungewöhnliches Bild. Selbst bei wirklich schmissigen und tanzbaren Songs kommt in der Halle kaum Stimmung auf, die Ränge bleiben geschlossen sitzen. Die Musik wird eher wahrgenommen als erlebt. Auch ein akustisches Set mit rotem Vorhang und zahlreichen Fans auf Sitzkissen und Teppichen auf der Bühne plätschert eher vor sich hin, mit weiblichen Feature-Gästen performen Revolverheld auf Barhockern eher ruhige und melancholische Songs.

Für Sänger und Gitarrist Johannes Strate ist das Gastspiel in der Stadthalle eine Rückkehr in die alte Heimat. Gemeinsam mit Gitarrist Niels Hansen hat er in Bremen studiert und damals am Ostertorsteinweg gewohnt, einige bekannte Songs sind in dieser Zeit entstanden. Seinen Nebenjob hatte er in der großen Konzerthalle, hier hat er die Bühne für Limp Bizkit oder die No Angels aufgebaut. So entstehen einige Anekdoten und viele Gags im Laufe des Abends. Sie erinnern sich an Zeiten, als sie vor „gefühlt 40 Jahren“ in der Lila Eule aufgetreten sind – nur ob es das Rum Bumper’s noch gibt kann aus dem anwesenden Radiohörer-Publikum auch niemand beantworten.

Als zwei Drittel des Konzerts schon vorbei sind, nimmt der Abend eine spannende Wende und Highlights takten sich aneinander. Zu „Immer noch fühlen“ gibt es eine humorvolle Boyband-Tanzchoreographie mit weißen Jacken, „Denkmal“ von Wir sind Helden wird akustisch am Klavier gecovert. Mit ehemaligen Weggefährten wie Uli Wortmann spielen sie im besten Moment des Abend die neue, eigene Version des Werder-Songs „Das W auf dem Trikot“. Große grüne und weiße Ballons fliegen über die Köpfe der Besucher und endlich überträgt sich die Stimmung auf das Publikum.

In der Zugabe singen Revolverheld gemeinsam mit Antje Schomaker die gemeinsame Single „Liebe auf Distanz“ vom anderen Ende der Halle, zum beliebten „Lass uns gehen“ bahnt sich die Band den Weg durch das Publikum zurück zur Bühne. Als eher nachdenklichen Abschluss spielen sie zum Schluss den titelgebenden Song „Zimmer mit Blick“.

Im Vorprogramm überzeugt der britische Singer-Songwriter Joel Baker mit außergewöhnlicher Stimme. Von der englischen Medienlandschaft wird er bereits gefeiert, dort wird sein Debütalbum mit Spannung erwartet. Entdeckt wurde der ehemalige Redenschreiber der englischen Labour-Partei von BBC, nachdem er seine Demos in Parlaments-Umschlägen (inklusive offiziellem Siegel) verschickte. Musikalisch bewegt er sich zwischen Ben Howard und Ed Sheeran, er singt voller Selbstbewusstsein und wirkt nicht ehrfürchtig vor der riesigen Halle.

Seht hier unsere Bilder des Abends.

 


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