Urlaub fürs Gehirn

Abriss mit K.I.Z: Das Hip-Hop-Trio ist am Sonntag in der ÖVB-Arena aufgetreten.

K.I.Z

Bremen. Als ich am Sonntag aufwachte und durch Instagram scrollte, fiel mir eine Story ins Auge: das Foto eines K.I.Z-Tickets für das Konzert am Abend mit dem Text: „heute den Kernassi rauslassen und sich hemmungslos volllaufen lassen.“ Vor der ÖVB-Arena zeigt sich am Abend vor der Show ein in dieses Motto passendes, nicht überraschendes aber dennoch eindrucksvolles Bild: Der Platz vor dem Eingang ist gesäumt mit Bierflaschen und wird mit lauter Musik beschallt, eine koffergroße, mitgebrachte Box stimmt die Leute schon jetzt mit K.I.Z-Songs ein, nachdem viele sich schon nachmittags zum Vorglühen getroffen haben.

K.I.Z haben Bremens größte Konzerthalle ausverkauft, wobei der seitliche Oberrang nicht geöffnet ist. Bevor Nico, Tarek und Maxim loslegen, gibt es laute Sprechchöre wie im Fußballstadion. Die bühnenfüllende Kulisse ist zu Beginn der Eingang der Nervenheilanstalt Birkenhain, das Trio rappt dazu in weißen Patientenjacken, oben auf dem Dach steht der DJ, die Fans erkennen sofort, mit welchem Song es losgeht: „VIP in der Psychatrie“. Nach dem knallenden Start folgt der Titeltrack des aktuellen Albums „Rap über Hass“ und spätestens beim dritten Titel „Urlaub fürs Gehirn“ eskaliert es völlig im Innenraum.

Dieser Songname könnte das Motto tausender Fans sein, während sie die satirischen und provokanten, oft grenzüberschreitenden Texte mitgröhlen. Es bilden sich immer wieder Moshpits, der Innenraum springt, „Pogen wie Gestörte“ ist die Aufforderung vor dem Song „Filmriss“ – kurios, dass sich ausgerechnet an dieses Stück am nächsten Tag so manch einer nicht mehr erinnern wird. Es ist ein wildes Spektakel und wohl die größte Eskalation, die die Bremer Stadthalle seit langer Zeit gesehen hat.

Die Kulisse hinter den drei Rappern kann durch die Beleuchtung wechseln und wird so im Laufe des Abends zum 24-Stunden-Späti, Plattenladen, Nachtclub oder Waffengeschäft. Nach dem wilden Start und einem etwas gemäßigteren Mittelteil (wobei auch das immer im Verhältnis zu sehen ist), gibt es in der zweiten Hälfte der Show immer wieder Feuereffekte wie bei „Boom Boom Boom“. Eine Zeitreise ins Jahr 2005 erleben die Fans beim „Rapdeutschlandkettensägenmassaker“, der Song „Gar nicht mal so schlecht“ von Voract Lugatti wird gemeinsam mit ihm performt, bevor K.I.Z nach fast zwei Stunden mit „Hurra, die Welt geht unter“ vor der Kulisse der brennenden „Deutschlandbank“ von der Bühne gehen.

Zu Beginn der Zugabe schallt „Das Kannibalenlied“ aus den Boxen, bevor die Fans zu „Ich ficke euch (alle)“ die letzten Kräfte des Abends mobilisieren. Der aktuellen Titel „Oktoberfest“, für dessen Musikvideo der gesamte YouTube-Kanal von K.I.Z gelöscht wurde, wird zwar dreimal angedeutet, aber letztlich nicht gespielt. Dafür gibt es bei „Ein Affe und ein Pferd“ ganz am Ende noch den größten Moshpit des Abends – ein standesgemäßer Abschluss!

Seht euch hier unsere Konzertfotos an:


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