Havington mit neuer Musik auf Deutschland-Tour
Im Interview spricht das Bremer Indie-Folk-Trio über die neue EP mit anschließender Tour und Abschlusskonzert in den Pusdorf Studios.

Bremen. Am 20. September haben Havington mit ihrer Single „Places Where“ den ersten Vorboten ihrer in Kürze erscheinenden EP „Behind A Smile“ veröffentlicht. Damit geht es für die junge Band in den kommenden Tagen und Wochen auf Tour durch ganz Deutschland. Der Abschluss findet am 15. November in den Pusdorf Studios in Bremen statt. Beim einem Getränk im Litfass haben wir Luka Küssner und Tom Plückebaum zum Interview getroffen, um über die spannende Zeit und die anstehenden Shows zu sprechen.
Eure neue Single „Places Where“ ist am Freitag erschienen, drei Jahre nach dem letzten Release. Wie klingen Havington im Jahr 2019?
Tom: Nach der sehr akustischen ersten EP haben wir uns mehr in den elektronischen Bereich entwickelt. Trotzdem behalten unsere Songs ihren Folk-Charakter. Es gibt noch viele akustische Elemente wie das Schlagzeug oder die Gitarre.
Luka: Unsere Musik lebt jetzt verstärkt von Synthie-Flächen und Keys und zusätzlich von einer natürlichen Zweistimmigkeit. Es ist eine gute Mischung aus der Basis der alten EP, die um elektronische Elemente erweitert wurde.
Was erwartet uns auf der kommenden EP?
Luka: Auf der EP sind insgesamt sechs Songs drauf. Das Stück „Curiosity“ war auch schon auf der alten EP und ist unser Herzstück. Davon gibt sogar zwei Versionen – die bisherige neu gemastert und eine in ganz neuer Form.
Tom: Die Musik ist eine reifere, weiterentwickelte Form dessen, was wir schon länger machen. Zudem kommen zwei unserer Meinung nach sehr starke Videos dazu. Eins haben wir in Berlin gedreht, das andere ist in Südostasien entstanden.
Wie kommt ihr dazu, in Asien zu drehen?
Tom: Ein guter Freund von uns lebt seit einiger Zeit in Südostasien und arbeitet als Filmemacher und Videograph. Er hat den Song interpretiert und dazu schöne Aufnahmen gemacht. Wir als Personen tauchen in dem Video nicht auf.
Im zweiten Videos aus Berlin dafür wahrscheinlich schon, oder?
Luka: Das zweite Video zu „East Coast“ haben wir mit Bekannten in Berlin aufgenommen. Sie sind Regisseure, Schauspielerinnen und Drehbuchautoren und haben sich eine Geschichte zu unserem Song überlegt. Es ist ein Mix aus Story und Live-Performance entstanden.
Letztes Jahr habt ihr ein Pre-Listening-Konzert im Tower gespielt. Warum hat es danach so lange bis zu einer Veröffentlichung gedauert?
Luka: Es sind viele, unvorhergesehene Hindernisse dazwischengekommen, deshalb hat alles länger gedauert als wir dachten. Zusätzlich waren wir nie richtig zufrieden mit dem Ergebnis. Jetzt sind wir endgültig glücklich damit und schicken unsere Musik mit einem guten Gefühl in die Welt.
Eine erste Version der EP habt ihr schon im Sommer 2017 in Berlin aufgenommen. Was habt ihr an den Aufnahmen danach noch verändert?
Tom: In der Post-Produktion hat sich noch viel getan. Die starke Präsenz der Keys ist dazugekommen, auch mit den Rhythmuselementen hat sich einiges an den Songs und an der Songstruktur verändert. An der Dynamik der Vocals wurde ebenfalls mit verschiedenen Effekten gearbeitet.
Luka: Zusätzlich haben wir die EP noch einmal ganz neu gemastert. Wir hatten zwar alles schon fertig, wollten aber lieber ein bisschen mehr zum alten Sound zurückkehren. Wie schon die erste EP haben wir sie dann bei Ole Bunke mastern lassen.
Bei Veröffentlichung der ersten EP wart ihr noch keine 20 Jahre alt, inzwischen seid ihr einige Jahre älter. Welche Eindrücke und Erfahrungen bringt ihr in eurer Musik neu unter?
Luka: Vor allem ganz viel Bühnenerfahrung. Beim Release unserer ersten EP stand ich vorher vielleicht dreimal auf einer Bühne und jetzt über 100 Mal. Hinzu kommen Begegnungen mit Musikern, viele Gespräche und persönliche Weiterentwicklung. Wir sind jetzt in einer ganz anderen Lebensphase und uns beschäftigen andere Themen. Es ist ein ganz anderes Leben als damals. Deshalb sind unsere Texte jetzt reifer und tiefergehend.
Tom: Die zweite Single „East Coast“ ist dafür sinnbildlich. Während „Curiosity“ von reiner Neugier auf das Leben und der Aufbruchsstimmung nach dem Abi handelt, geht es im neuen Song um den Alltag, aus dem man ausbrechen und sich nicht davon runterziehen lassen sollte.
Eure Tour und eure EP tragen den Titel „Behind A Smile“. Was verbirgt sich dahinter?
Luka: In die Zeile lassen sich verschiedene Dinge interpretieren. Mit „Behind A Smile“ verbinde ich, dass hinter einer einfachen Geste wie einem Lächeln ganz viele schöne Dinge stecken können, die einen Menschen zum Lächeln bringen. Dagegen werden teilweise auch nicht so schöne Dinge weggelächelt. Es ist wichtig, achtsam zu sein, was in einem selber und in anderen Menschen vorgeht und sich darauf zu fokussieren, was hinter einem Lächeln steckt und was es hervorrufen kann.
Tom: Der Name hat bei mir im Kopf ganz viel aufgemacht. Es ist ein Begriff, den man nicht ganz fassen kann und das gefällt mir so gut daran. Die Zeile hat viele Facetten und ist kein Songtitel, sondern stammt aus „East Coast“.
Neben Konzerten auf dem Melt oder Lollapalooza spielt ihr immer wieder gerne in Bremen. Habt ihr hier ein Konzert, an das ihr besonders gerne zurückdenkt?
Tom: Wir haben fast nur positive Erinnerungen an unsere Auftritte in Bremen, besonders aber an die beiden Konzerte auf der Breminale und unsere Pre-Listening-Show im Tower.
Luka: Vor dem Litfass war es sehr aufregend, weil es plötzlich stark geregnet hat, das war eine besondere und witzige Erfahrung.
Tom: Im Tower war besonders schön zu sehen, wie wir nach einigen Jahren als Bremer Band so viele Menschen erreichen und sich ein großer Teil unserer lokalen Fanbase in einem Club versammelt.
Luka: Für uns war das Konzert ein besonderer Teil der Reise, die für uns einst als Support für Moving Houses im Tower angefangen hat. Jetzt spielen wir ein gut besuchtes Headliner-Konzert im gleichen Club. Das macht uns sehr glücklich!
Habt ihr in Bremen spezielle Lieblingsorte, auch unabhängig von der Musik?
Luka: Ich mag Dächer generell sehr gerne und finde es schön, über den Dächern Bremens zu sein.
Tom: Natürlich den Osterdeich und den Werdersee im Sommer. Dazu kommen verschiedene Cafés und sowieso das Viertel. Es ist der Ort in Bremen, an dem wir uns am meisten aufhalten. Noch lieber als im Urbanen sind wir aber am Wasser, in der Natur und im Grünen.
Ihr wart in den letzten Jahren viel in Deutschland auf Tour. Gibt es Ecken des Landes, in denen ihr besonders gerne auftretet?
Tom: Lüneburg ist von den Konzerten und vom Publikum immer super dankbar. Liebe, schöne Menschen, die uns immer sehr herzlich empfangen.
Luka: Ich finde alles schön, was auf dem Land ist. Generell kann man es nicht an einem bestimmten Ort festmachen. Es sind eher die Umstände, die es zu einem schönen Erlebnis machen.
Für euch geht es jetzt auf große Tour. Was mögt ihr besonders am Tourleben?
Luka: Ich finde es cool, jeden Tag etwas neues zu entdecken und jede Nacht woanders zu schlafen. Es ist spannend, immer wieder neue Haushalte zu sehen, wenn man privat bei Leuten übernachtet oder Hotels kennenzulernen. Und natürlich die Konzerte, einige Tage mit coolen Leuten unterwegs zu sein und Musik zu machen.
Havington auf „Behind A Smile“-Tour:
24.09. – Lübeck
25.09. – Hannover
26.09. – Köln
01.10. – Emden
09.10. – Hamburg
10.10. – Berlin
11.10. – Magdeburg
12.10. – Leipzig
15.11. – Bremen
Ihren Tourabschluss spielen Havington am Freitag, den 15. November in den Bremer Pusdorf Studios. Tickets dafür gibt es günstig im Vorverkauf.
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