Freunde

Bremen und John Allen, das hat Bindung. Nicht nur, dass sein Label an der Weser verortet ist, es steckt eine ganze Menge mehr dahinter. Eine kurze Beobachtung.

Foto: mr

Bremen. Ausverkauft, so könnte man es zumindest sagen. Der letzte Stand wenige Stunden vor Konzertbeginn lautete, dass es nur noch wenige Restkarten gebe. Die, die einen Karte ergattern konnten, machten es sich auf den aufgestellten Bühnenelementen bequem, andere an der Wand – schön nah am Bierverkauf -, der Rest auf dem Boden vor ihrem Barden John. Nur wenige standen. Gemütlichkeit war angesagt.

Zum zweiten Mal hat John Allen vergangenen Sonnabend ein Konzert in der Theaterwerkstatt des Schlachthofs gegeben. Hoch oben über den Dächern Findorffs gab es nur ihn, seine Gitarre, das Klavier, die Mundharmonika und natürlich die Fans, die sich die knapp hundert Treppenstufen nach oben gewagt haben. Klingt anstrengend, ging aber angesichts des zu Erwartenden fast so, als hätte man Flügel.

Gemütlichkeit aus gutem Grund – John Allen hätte genauso gut in einem Wohnzimmer Platz nehmen können. Auf seinen Konzerten bekommt man schnell eine Ahnung davon, dass John Allen seine Fans nicht unbedingt als solche begreift. Es sind Freunde, so interagieren Musiker und sein Publikum. Der Hamburger erzählt mit seiner außergewöhnlichen, immer wieder erstaunlichen Stimme Persönliches, nicht nur in seinen Songs: Exen, alte Weggefährten und Scheiße, die eben passiert im Leben. Manchmal gerät er ins Plaudern, macht Witze – egal -, man hängt an seinen Lippen.

John Allen weiß, was er an diesen Freunden hat. Ein Geben und Nehmen, sie ermöglichen ihm genau das zu tun, was er und sie lieben. Seine Musik, so wunderbar melancholisch, mit viel Selbsterkennungswert. Der Soundtrack zur Geborgenheit.

Zum Schluss noch ein anderer Akt der Freundschaft: Grillmaster Flash, dieser Bremer Jung, kommt auf die Bühne. Beide zelebrieren noch gemeinsam dessen Lied „Bud Spencers Bart“. Doch der letzte Song, der letzte Moment beisammen gehörte wieder nur John Allen und seinen Freunden. Er stellte sich unverstärkt und ohne Mikro in ihre Mitte – musikalisch nackt. Und spielte.


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