Immer größere Kreise

Billy Talent aus Kanada sind am Dienstag in der seit Wochen ausverkauften Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg aufgetreten.

Hamburg. Nur in ihrer kanadischen Heimat ist die Alternative-Rock-Band Billy Talent noch erfolgreicher als in Deutschland. Es überrascht also nicht, dass fast alle der neun Konzerte der laufenden „Afraid of Heights“-Tour ausverkauft sind. So gab es auch beim Konzert in Hamburg am Dienstag bereits seit Wochen keine Tickets mehr und eine bis auf den letzten Platz gefüllte Alsterdorfer Sporthalle sah einen energischen und berührenden Auftritt der Band.

Ganz in rot gekleidet betreten die vier Herren von Billy Talent pünktlich um 22 Uhr die minimalistisch eingerichtete Bühne. Über ihnen prangt ein riesiger Schriftzug mit dem Namen der Band, den Platz darunter wird die energische Truppe noch ausreichend benötigen. Schon bevor sie auf die Bühne kommen, rufen Tausende Fans den Bandnamen. Nach „Devil in a Midnight Mass“ und „This Suffering“ folgt mit „Big Red Gun“ der Opener des aktuellen Studioalbums, bevor Sänger Ben das Hamburger Publikum begrüßt.

Nach der Wahl von Donald Trump betont der Frontmann ausdrücklich, dass ihren die kanadische Heimat wichtig ist und jeder Fan bei der Band willkommen ist – egal welche Hautfarbe, Religion oder sexuelle Neigung vorliegt. Sie betonen die Wichtigkeit von Toleranz und wettern gegen Ausgrenzung. Einen weiteren Gänsehautmoment erzeugen Billy Talent, als sie „Surrender“ für ihren langjährigen Schlagzeuger Aaron anstimmen, der an Multipler Sklerose leidet und deshalb nicht live dabei sein kann. Für jeden Besucher der Tour spendet die generell sozial sehr engagierte Band einen Euro an Einrichtungen, die sich um MS-Kranke kümmert.

Die Kanadier spielen eine gelungene und explosive Mischung aus Titeln des aktuellen Albums und Hits wie „Red Flag“ oder „Rusted from the Rain“. Vor der Bühne tun sich immer größere Kreise auf, die zu Pogo-Feldern werden, die Fans haben Spaß und feiern ausgelassen. Seit die vier Musiker vom ersten Akkord an ein lautes und rockiges Set spielen, machen die Fans motiviert mit, man sieht erhobene Arme, die im Rhythmus klatschen. Highlight ist eine spontane Ruder-Choreographie, bei der Hunderte Fans im Infield plötzlich auf dem Boden sitzen und Trockenübungen machen, bis sie im nächsten Moment wieder durch die Reihen springen.

Billy Talent beobachten die Szenerie gespannt und sind selbst auf der Bühne ebenso euphorisch dabei. Gerade Sänger Ben läuft über die Bühne, schreit und pusht sich und seine Band zu Höchstleistungen. Nach den Zugaben „Fallen Leaves“, „Try Honesty“ und „Viking Death March“ ist das gut 90-minütige Set mit fast 20 Songs beendet.

Bereits seit 13 Jahren treten Billy Talent in Hamburg auf. Früher spielten sie vor 300 Besuchern im Molotow, inzwischen vor mehreren Tausend Fans. Die Beliebtheit der Band reißt nicht ab, was an solch großartigen und energischen Konzerten ebenso liegt wie am abwechslungsreichen Songwriting der Band. Kommenden Sommer gibt es Billy Talent als Headliner beim Deichbrand Festival zu erleben.

Fotos: Jörg Kröger


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