Erstklassig
Thees Uhlmann und Grillmaster Flash sind am Freitag im gut besuchten Pier2 aufgetreten.

Bremen. Für viele der Fans im beinahe ausverkauften Pier2 war es gestern das persönliche Jahresabschluss-Konzert und gleichzeitig eines der größten musikalischen Highlights der letzten zwölf Monate. Thees Uhlmann hat sein neues Album „Junkies und Scientologen“ live vorgestellt und über 150 Minuten gespielt. Vorab gab es ein Warm-Up mit Grillmaster Flash und einer Besonderheit.
Denn beim kurzen, letzten Song „Am Tag als Udo Jürgens starb“ im Support-Gig steht Uhlmann plötzlich am Bass einer Band um den Bremer. Als zu Beginn des Abends die Lichter ausgehen, kommt er das erste Mal auf die Bühne, begrüßt sein Publikum und kündigt Grillmaster Flash an. Der Berliner berichtet, wie er ihn in einer Zeit lieben gelernt hat, als er das Songwriting seines neuen Albums abgebrochen und die bisherigen Ideen verworfen hat. Vor dem Neustart hätte Grilli ihn mit Akustik-Gitarre und Korn im Jutebeutel in Kreuzberg besucht und ihm in einer schwierigen Phase geholfen.
Im Pier2 steht Grillmaster-Flash solo mit Akustik-Gitarre auf der Bühne und startet mit seinem ersten Gitarrensolo zu „Ich war nie Rock‘n‘Roll“. Nachdem letztes Jahr sein Album „Stadion“ beim Uhlmann-Label Grand Hotel van Cleef erschienen ist, fährt er schon die ganze Tour mit und spielt als Anheizer gut 15 Minuten. Umso ausführlicher wird das (bisher) größte Konzert von Grillmaster Flash und seiner Band The Jungs am 14. Februar im Pier2 erwähnt. Im Rahmen des Crowdfundings zu seinem neuen Album gibt es die Tickets für 3,33€. Thees Uhlmann verspricht, ebenfalls vorbeizukommen und einige Songs zu spielen – so wird es „das größte Grillmaster Flash-Konzert ever das billigste Thees Uhlmann-Konzert seit 30 Jahren“. Schaut unbedingt beim Crowdfunding vorbei und unterstützt den Bremer Musiker!
Thees Uhlmann startet mit dem Opener seines dritten Soloalbums „Fünf Jahre nicht gesungen“, beim ersten Refrain kommt das große Banner mit dem Schriftzug „Grüße aus Hemmoor“ zum Vorschein. Der 45-jährige kommt gebürtig aus dem 8.000-Einwohner-Ort im Landkreis Cuxhaven und spielt nach musikalischer Abstinenz live mit einer mit einer neu formierten, technisch sehr starken Band um sich.
Der vierte Song „Zugvögel“ bleibt der einzige vom 2013er-Zweitwerk, dafür wird das Solo-Debüt aus 2011 sowie das neue Album fast vollständig gespielt – offenbar hat der Sänger und Gitarrist mehr Bezug zu seinem Frühwerk und zu den neuen Stücken. Bei „& Jay-Z singt uns ein Lied“ übernimmt er auch den Rap-Part von Casper und auch diese Musikrichtung steht ihm – gerne mehr von solchen Experimenten!
Nach gut einer Stunde werden die ersten Tomte-Songs gefordert und Thees Uhlmann erfüllt diesen Wunsch gerne mit „Ich sang die ganze Zeit von dir“. Als etwas später seine Band kurz die Bühne verlässt, spielt er akustisch zwei Stücke, anschließend wieder mit der ganzen Formation den ebenfalls recht ruhigen Titelsong „Junkies und Scientologen“. Die schnelle Nummer „Katy Grayson Perry“ liegt ihm besonders am Herzen, weil sie „Kunst im Kopf verbindet“ – ein Song, der zusätzlich richtig gute Laune erzeugt!
Bekannt und beliebt sind die Live-Konzerte von Thees Uhlmann auch durch die ausgiebigen Erzählungen zwischen manchen Songs, der gebürtige Niedersachse ist ein großer Geschichtenerzähler. Das wird auch im Pier2 immer wieder deutlich, als er stolz von seiner Tochter erzählt oder von einer Begegnung mit den Toten Hosen in Liverpool. Dort hat er ein Spiel des BVB in der Champions League gesehen und die Band in einer Kneipe getroffen. Kürzlich hat er ein Buch über die Toten Hosen geschrieben, aus diesem liest er am 9. Januar im Modernes.
Thees Uhlmann erinnert sich an frühere Kneipenkonzerte mit Tomte im Eisen, in dieser Zeit ist der Titel „Korn & Sprite“ entstanden, der in der ersten Zugabe gespielt wird. Im bisher eher Zuhörer- und Genießer-Publikum bilden sich beim nächsten, früheren Band-Song „Schreit den Namen meiner Mutter“ plötzlich Moshpits, die auch bei den neuen Single „Avicii“ fortgeführt werden.
Nach einer zweiten Zugabe mit zwei Songs des Debütalbums gibt es tatsächlich noch eine dritte Zugabe. Als viele Zuschauer schon mit dem Ende des Konzerts rechnen, kommt die ganze Band nochmal auf die Bühne und spielt zum Abschluss den Tomte-Song „Die Schönheit der Chance“ – ein würdiges Ende eines gänzlich gelungenen, erstklassigen Konzerts.
Schaut euch hier unsere Bilderserie des Abends an!
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