Eine kurze Geschichte über Freunde und das Rosten
Eine der besten Punkbands der 2000er Jahre AS FRIENDS RUST ist zurück und kündigt ein neues Album an. Eine kurze Geschichte und erste Höreindrücke.

Tja, und dann war er weg. Mein bester Freund hatte beschlossen, nach Berlin zu ziehen, denn „für dich hieß sie Liebling, aber ich musste sie Yoko Ono nennen“ und ziemlich schnell setzte er sein Vorhaben in die Tat. Ich half noch beim Umzug und besuchte ihn wenig später, da war er schon wieder umgezogen und alleine. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich freute mich, meinen besten Freund wiederzusehen. Nur hatten wir überhaupt keine Pläne und sonderbarerer Weise schien in der Stadt nichts los zu sein an diesem Wochenende. Nur etwas außerhalb in Brandenburg fand ein Indoor-Festival statt. Da fuhren wir kurz entschlossen hin (bestes Beatsteaks-Konzert, welches ich je gesehen habe. Und ich Armin fand meinen Parker geil, jedenfalls schaute er mehrmals zu mir und trug den Gleichen wenig später auf Promofotos). Aber das gehört alles eigentlich gar nicht zu dieser Geschichte. Während einer längeren Pause, in der uns nichts interessierte, saßen wir im Auto und schlugen uns die Zeit tot. Und wir hörten Musik auf Kassette. Auf der A-Seite befand sich Hot Water Music – No Division. Auf der B-Seite war das Album einer mir unbekannten Band. AS FRIENDS RUST und spätestens bei „Coffee Black“ war es um mich geschehen. Was für eine Band! Besser konnte der Abend, der bereits zur Nacht geworden war, gar nicht mehr werden. Diese Musik – zwischen aggressiven und lauten Hardcore und trotzdem so voller Melodie und dazu mit Aussage, keine Machoscheiße, sondern schon irgendwie Emo, kurz: Das Beste aus allen Punkwelten!
Ich bin mir heute nicht sicher, ob die Band damals bereits aufgelöst war oder noch existierte. Beim Plattenladen meines Vertrauens. (Zoff! Kennt den Laden noch jemand aus Bremen?), gab es lediglich eine Vinyl-EP, mehr aber nicht. Aufgelöst war die Band dann allerdings irgendwann. Und ich spielte in meiner Lieblingskneipe, wenn ich mal auflegte, stets etwas von dieser EP. So zogen die Jahre ins Land. Immer mal wieder gab es vereinzelte Konzerte von AS FRIENDS RUST, aber nie hieß kam es zu einem wirklichen Comeback. So ganz verschwand die Band bei ihren Fans jedoch nie aus dem Gedächtnis.
Vor vier Jahren spielten AS FRIENDS RUST ihr einziges Europakonzert beim Booze Cruise im Hamburger Molotov. Die Band schlurfte auf die Bühne, der Laden war gerammelt voll, es herrschte freundliches Desinteresse, die Leute unterhielten sich normal weiter, während die Band ihre Instrumente einstöpselte und stimmte. Vor der Bühne wurde es voller, die Band war ready und legte direkt los. Innerhalb von einer Sekunde verwandelte sich der Saal in eine wogende Masse aus Menschen, die entweder im Takt sprangen oder sich zum Crowdsurfen hochheben ließen. Das Set dauerte 45 Minuten und alle Hits wurden gespielt. Während des Konzertes gab es dann die Ankündigung, dass die Band wieder im Studio zusammenarbeiten will.
Und das tat sie. Noch im Frühsommer 2020 folgte die 7“ Up The Mug, welche in Windeseile ausverkauft war. Ein passender Song während des Lockdowns. Im Grunde war die Erwartung hoch, dass ein Album bald folgen müsste. Aber zunächst passierte nichts. Corona lähmte wohl.
Als Konzerte wieder möglich waren, spielte Craig Finn von Hold Steady im Booze Cruise Shop eine kleine Akustik-Show. Im Anschluss stöberte ich ein wenig durch die Plattenfächer und fand 2nd Hand eine AS FRIENDS RUST Doppel7“ für läppische 10 EUR mit allen Hits der Frühphase drauf. Gleich gekauft. Das ist jetzt ungefähr zehn Monate her. Und heute, ja wirklich heute, da passierte es.
EIN NEUES AS FRIENDS RUST ALBUM MIT DEM TITEL ANY JOY WIRD ANGEKÜNDIGT!!!
Das schönste Comeback seit Samiam dieses Jahr. Und das ganze einen Tag vor dem nächsten Booze Cruise Festival. Und nun ratet mal, wer da hinkommt! Mein bester Freund! Hier schließt sich ein Kreis!
Einen ersten Höreindruck gibt es hier!
Das Stück „Positive Mental Platitude“ behandelt das Thema der „performativen Fürsorge“, indem man das „Care Reaction“-Emoji auf Facebook verwendet, um die ziemlich leeren Gesten zu symbolisieren, mit denen wir Solidarität oder Sympathie zeigen, ohne uns zu nahe zu kommen. Wenn wir also sehen, dass jemandem ein Unglück widerfährt, erwarten wir, dass wir es anerkennen und mitfühlen, obwohl wir selbst sehr beschäftigt sind und uns mit eigenen Problemen und Tragödien herumschlagen. Diese Dynamik erfordert neue Werkzeuge, und zwar schnelle, um Schritt zu halten. Mit einem einzigen Emoji – betende Hände, ein Herz, ein muskulöser Arm, der sich beugt – können wir unseren Teil des Gesellschaftsvertrags erfüllen, ganz einfach und bequem. Reflexartig. Das hat durchaus seine Vorzüge. Ich tue es. Aber es ist auch nicht besonders sinnvoll. Süß, aber ohne Durchhaltevermögen.“
Stay Tuned!
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