Die zehn besten Alben 2019 – von Marcel
Das Jahr ist vorbei und es ist Zeit für eine Rückschau auf die besten musikalischen Veröffentlichungen der letzten zwölf Monate.

Bremen. 2019 neigt sich dem Ende entgegen und mit dem Knallen der Sektkorken an Silvester geht ein Jahr vorbei, in dem wir viel Musik gehört und über unzählige Konzerte und Festivals berichtet haben. In den letzten zwölf Monaten sind viele starke Alben erschienen – es gab tolle Debütalben und gelungene Werke etablierter Bands, Platten blutjunger Künstler und von solchen, die schon seit vielen Jahren aktiv sind. Um euch an unserer Lieblingsmusik teilhaben zu lassen und einige Tipps zu präsentieren, gibt es dieses Jahr wieder unsere Top-10-Alben des Jahres. Wie gewohnt findet ihr hier zu jeder Platte ein wenig Text, ein Zitat aus dem Album und ein Musikvideo.
10. Von Wegen Lisbeth – sweetlilly93@hotmail.com
Den Preis für den besten Albumtitel hätten die Berliner in diesem Jahr sicher, den für das sympathischste Interview wahrscheinlich auch. Auf ihrem Zweitwerk präsentieren sich die fünf Musiker voller Wortwitz, kuriosen und ernsten Alltagsbeobachtungen und Momentaufnahmen aus dem Leben von Mit-Zwanzigern. Unbedingt zu empfehlen sind auch die Live-Konzerte!
„Wenn meine neue App recht hat, rauch‘ ich heute zehn Kippen weniger. Da spar‘ ich zwei Euro dreißig, da krieg‘ ich vier Bier bei Edeka“ (Westkreuz)
9. Mine – Klebstoff
Die vielseitige Sängerin hat nach einem mit Orchester arrangierten Werk sowie einer gemeinsamen Platte mit Fatoni im April ihr drittes eigenes Studioalbum herausgebracht. Darauf gibt es absolut hochwertigen Pop, gepaart mit Songwriting-Talent und namhaften Feature-Gästen.
„ Ich habe nie gesagt, dass ich alles an mir mag. Ich verhalte mich schäbig, doch ich tu so als weiß ich es nicht.“ (Klebstoff)
8. Kind Kaputt – Zerfall
Dieses Debütalbum ist eine Wucht! Donnernde Gitarren, krachende Drums, dazwischen klarer Gesang und schreiende Passagen – der Post-Hardcore des Trios lässt sich mit Bands wie Marathonmann, Heisskalt und Fjørt vergleichen. Wer auf härtere, deutschsprachige Rockmusik steht: Unbedingt reinhören!
„Und ich hoffe, dass du das begreifst, dass jeder Schritt uns auch ein Stück zerreißt. In ein paar Metern sind wir aufgelöst.“ (Aufgelöst / Vorwort)
7. Kummer – KIOX
Die Album-Kampagne des Jahres! Im selbstgebauten Pop-Up-Plattenladen in seiner Heimatstadt Chemnitz verkauft Kraftklub-Sänger Felix Kummer im Oktober ein Wochenende lang sein Solo-Debüt und signiert jedes einzelne Exemplar. Tausende Fans aus ganz Deutschland pilgern ein Wochenende in die sächsische Stadt und aus der sonst leer stehenden Lokalität heraus wird ein Nummer-Eins-Album geschaffen. Darauf gibt es feinen Deutsch-Rap, der auch ohne Indie-Band funktioniert.
„Falscher Rucksack, falsche Jeans, alle seh’n den Unterschied. Hundert Euro liegen zwischen angeseh’n und unbeliebt.“ (Wie viel ist dein Outfit wert?)
6. Van Holzen – Regen
Das junge Trio aus Ulm veröffentlicht bereits das zweite Album und bleibt seiner harten Alternative-Rock-Linie darauf treu. Sie halten ihr hohes Anfangsniveau, paaren nachdenkliche Texte mit Emo-Parts und ihrem Sound mit hohem Wiedererkennungswert. Prägnant und treffend singen sie über das Lebensgefühl einer von unzähligen Möglichkeiten überforderten First-World-Generation.
„Ich und meine Freunde haben Angst, weil jeder von uns alles haben kann. Ich glaube nicht daran, ihr bildet die Wand. Alle meine Freunde haben längst erkannt, alle haben Angst.“ (Alle meine Freunde)
5. Frittenbude – Rote Sonne
Etwas ruhiger, aber nicht weniger wütend als auf den letzten vier Alben, präsentieren sich die Münchener aus dem Hause Audiolith auf dem neuesten Werk, das nach einem Club in ihrer Heimatstadt benannt ist. Heraus sticht besonders der Vorab-Track „Die Dunkelheit darf niemals siegen“, der mit Love-A-Sänger Jörkk Mechenbier als Feature-Gast zum umfangreichen Rundumschlag ausholt.
„Wenn die Hood brennt, werden sie alle zu Demokraten, deutlich unterbewaffnet im Schanzenviertel. Und an Tagen wie diesen singt ganz Deutschland deine Lieder. Nie nie wieder zehn kleine Jägermeister.“ (Die Dunkelheit darf niemals siegen)
4. Vampire Weekend – Father Of The Bride
Sechs Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung, ist die Gruppe aus New York zurück mit ihrem vierten Studioalbum. Darauf stellen sich Vampire Weekend musikalisch sehr breit auf, überzeugen mit zuckersüßen Melodien, federleichten Harmonien und zahlreichen Referenzen. Das erste und einzige Deutschland-Konzert seit sechs Jahren in Köln war zudem eines des ganz großen Highlights im Kalender. Eine Band, die auch nach über einem Jahrzehnt noch viel zu sagen hat und bei der jede Show einzigartig ist.
“Anger wants a voice, voices wanna sing, singers harmonize ‚til they can’t hear anything.” (Harmony Hall)
3. Bukow – Lichterloh
Das Bremer Album des Jahres, das auch im überregionalen Kontext locker mithalten kann. Im Mai landet das Debütalbum der vier Musiker nach erfolgreicher Crowdfunding-Kampagne im Briefkasten. Daraus wurde eines der meistgehörten Alben des Jahres – egal ob zu Hause, im Auto, auf Kopfhörern oder laut aufgedrehten Boxen. Bukow singen von Sehnsucht, Zweifel und Angst, machen Mut, schenken Nähe, Musik wie eine hanseatische Umarmung in stürmischen Zeiten. Danke dafür!
„Ein Augenblick hat schon gereicht und ich wusste, was das Wort ‚bedingungslos‘ heißt.“ (Lichterloh)
2. Thees Uhlmann – Junkies und Scientologen
Er hat „fünf Jahre nicht gesungen“ und ist nun endlich zurück mit seinem dritten Soloalbum. Zwischen melancholischen und nachdenklichen Texten suchen sich einige Stücke schnell den Weg auf die Tanzfläche, andere wiederum können Menschen vereinen und Herzen erwärmen. Ein unglaublich liebevolles Album voller popkultureller Referenzen, das nicht nur textlich, sondern auch musikalisch in Höchstform glänzt. Live spielt der 45-jährige auf seiner Tour 2,5 Stunden und ist spätestens mit seiner neuen Musik endgültig in der obersten Liga der deutschsprachigen Acts angekommen.
„Das Leben ist vielleicht die Summe aus verpassten Chancen. Hört sich komisch an, aber heute Nacht gehen wir mit Marcus Wiebusch tanzen.“ (Katy Grayson Perry)
1. Sam Fender – Hypersonic Missiles
Das Album des Jahres! Lange hat der 25-jährige Brite an seinem Debüt gearbeitet, herausgekommen sind 13 gefühlvolle, nachdenkliche, kritische oder euphorische Songs im Indie-Rock-Gewand. Mit klarer und kräftiger Stimme erzählt er als Beobachter und Teil der jungen Generation in seiner Heimat mit hervorragenden Texten von gesellschaftlichen und persönlichen Themen. Dazu kommen viele musikalische Anspielungen an Helden wie Bruce Springsteen – der junge Brite hat dieses Jahr vollends überzeugt und bringt in allen Facetten das Handwerk mit, um von einer großen Karriere träumen zu dürfen.
„The tensions of the world are rising higher. We’re probably due another war with all this ire. I’m not smart enough to change a thing, I have no answers, only questions, don’t you ask a thing.” (Hypersonic missiles)
Neben vielen Alben sind in diesem Jahr auch zahlreiche starke EPs erschienen, die einen Vorgeschmack auf das kommende Schaffen hoffnungsvoller Bands geben. Aufgrund der geringeren Anzahl an Songs und der kürzeren Spieldauer, sind sie schwer mit Alben zu vergleichen, deshalb gibt es hier eine kurze Vorstellung der Top-5-EPs des Jahres in alphabetischer Reihenfolge:
Das Moped – Alle wollen Liebe
Neuer Name, neue Sprache: Das Trio nimmt uns mit auf eine Reise in seine gefühlvolle Popmusik.
Giant Rooks – Wild Stare
Die junge Band füllt riesige Konzerthallen und spielt mehr Shows im Ausland als in Deutschland – und das immer noch ohne Debütalbum. Die hoffnungsvollsten Newcomer der nationalen Musikszene!
Havington – Behind A Smile
Aus Bremen kommt die hochwertig produzierte EP, die das Trio auf Konzerte in ganz Deutschland schickt. Eine Band, die sich dieses Jahr in viele Ohren und Herzen gespielt hat.
Jeremias – Du musst an den Frühling glauben
Sommerlicher Indie-Disco-Funk über jugendliche Energie und Freimut, der auch melancholische Facetten aufweist. Nächstes Jahr folgt die erste große Tour.
Provinz – Reicht dir das
Das junge Quartett vom Bodensee trifft einen Nerv mit gefühlvoller, deutschsprachiger Musik. Ihre Tour im Frühjahr ist komplett ausverkauft, im April erscheint das Debütalbum „Wir bauten uns Amerika“.
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