Die Ärzte spielen in Bremen
Nach neun Jahren sind die Ärzte wieder auf Tour: Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo Gonzalez spielen insgesamt 15 Konzerte, zwölf davon in Deutschland und am 11. November 2021 in Bremen in der ÖVB-Arena.

Bremen. Es war zu erwarten, jetzt hat es auch das für den 15. November 2020 in der ÖVB-Arena geplante Konzert der Ärzte erwischt. Aufgrund behördlicher Auflagen im Zusammenhang mit Covid-19 wird das Konzert auf den 11. November 2021 verschoben. Die Tickets behalten ihre Gültigkeit.
Update: Die Tour ist komplett abgesagt! Hier das Statement der Band:
Liebe Leute,
heute ist ein schwarzer Tag.
Nach langen Kämpfen, ausführlichen Diskussionen und Abwägen aller uns
bekannten Fakten haben wir beschlossen, die “IN THE Ä TONIGHT” -Tour komplett
abzusagen.
(SCHOCK…DURCHATMEN…WEITER IM TEXT:)
Ohne zu sehr in die frustrierenden Details zu gehen, hier ein paar der Gründe und
Gedanken zu dem komplexen Thema:
Seit Monaten haben unser Tourveranstalter KKT und unser Management
gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Veranstalterbranche hinter den Kulissen
versucht, eine bundesweit einheitliche Regelung für Konzerte zu verhandeln. Das
hat (so kurz vor den Wahlen) nicht funktioniert; ein paar Bundesländer würden uns
Stand heute Konzerte ohne Abstand mit der 2G-Regel erlauben, andere nicht, oder
noch nicht, aber eventuell später… leider ist eine so grosse Tour wie die von uns
geplante mit derart viel Unsicherheit der Genehmigungslage nicht durchführbar.
Und wenn schon die zuständigen Behörden und Politiker uneinig sind, was für alle
sicher und gesund ist, woher sollen wir es dann wissen? Wollen wir wirklich das
Risiko eingehen, auf Kosten Eurer Gesundheit herauszufinden, dass wir uns (oder
die zuständigen Behörden sich) geirrt haben?
Nein.
Aus logistischen und organisatorischen Gründen ist es leider keine Option, zwei
oder drei weitere Wochen zu warten, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln.
Ausserdem müssten wir dann eventuell derart kurzfristig absagen, dass es noch
unfairer gegenüber all denen wäre, die zu den Ticketkosten noch eine
Hotelbuchung, eine Zugfahrt und/ oder den Babysitter stornieren müssten – ganz zu
Schweigen von unserer Crew und den lokalen Veranstaltern und Helfern.
Egal, wie man es auch dreht und wendet: es ist eine verdammte Shice- Situation.
Und wir haben uns so darauf gefreut, HELL und DUNKEL mit Euch zu feiern!!
Was ist mit den Tickets?
Die Eintrittsgelder werden selbstverständlich von OPM oder der VVK-Stelle, bei der
Ihr die Tickets gekauft habt, zurückerstattet. Die Rückerstattung startet am 27.09.21,
OPM wird die Ticketkäufer*Innen an dem Termin mit weiteren Infos direkt
anschreiben.
Was bedeutet das für die Touren im nächsten Jahr?
Wir denken, dass sich bis dahin die 2G-Regel bundesweit einheitlich und
flächendeckend durchsetzen wird, wie es im benachbarten europäischen Ausland
schon seit längerer Zeit der Fall ist. Ausserdem sind die größeren Shows im
nächsten Jahr Open-Air-Konzerte, bei denen an der frischen Luft getanzt wird –
nochmal etwas ganz anderes als eine Halle im Winter.
Und zu guter Letzt werden bis dahin hoffentlich auch noch deutlich mehr Menschen
geimpft sein, wie zB in Dänemark – dort geht das Leben jetzt schon ganz normal
weiter.
Wieso erscheint DUNKEL jetzt trotzdem, obwohl die Tour abgesagt ist?
Um Euch mehr Zeit zu geben, die bis dahin etwa 40 (!!!) live ungespielten neuen
Lieder auswendig zu lernen, verdammt nochmal!!
Wir gehen dann mal ne Runde heulen.
Eure
Die Ärbse
Das schrieb der Tourveranstalter KKT zur ersten Tourverschiebung:
Liebe Fans der besten Band der Welt,
Leider können aufgrund behördlicher Auflagen im Zusammenhang mit Covid-19 die Konzerte der “In The Ä Tonight Tour” in 2020 nicht stattfinden.Wir haben mit der Band entschieden, die Tour Ende 2021 nachzuholen. Hier findet ihr für die einzelnen Konzerte die Nachholtermine: https://www.bademeister.com/live. Die Tickets behalten für die neuen Termine in 2021 ihre Gültigkeit. Solltet Ihr an den neuen Terminen verhindert sein, ab dem 28.09.20 beginnt die Kartenrückerstattung. Ausschliesslich an den VVK-Stellen, bei denen die Ticket gekauft wurden, und nur gegen Rückgabe des Originaltickets.
Das haben wir letztes Jahr im November in unserer Ankündigung geschrieben:
Nach acht Jahren sind die Ärzte wieder auf Tour: Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo Gonzalez spielen insgesamt 15 Konzerte, zwölf davon in Deutschland und am 15. November 2020 in Bremen in der ÖVB-Arena
Die Ärzte machen einen Abstecher nach Bremen. Am Sonntag, 15. November, 2020 spielen Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo Gonzalez in der ÖVB-Arena in Bremen. Nachdem es vor ein paar Monaten noch danach aussah, dass sich die Band komplett auflöst, gehen sie nun nach acht Jahren wieder auf Deutschland-Tour, auf „In the Ä tonight“-Tour. Insgesamt 15 Konzerte, davon zwölf in deutschen Städten. Tickets gibt’s ab Donnerstag, 14. November 2019, 17 Uhr exklusiv auf www.bademeister.com.
Wer noch Infos zu den Ärzten braucht, folgendes steht in der Bandbiographie: „Die Ärzte sind eine Band aus Berlin (auuus Berlin!). Als Trio 1982 (dem Jahr, als Punkrock in Deutschland mit dem Überleben rang) gegründet, waren sie sofort sehr erfolglos. Die Live-Auftritte dieser frühen Tage waren immerhin für das pure Chaos bekannt und berüchtigt, in dem sie normalerweise endeten. Entweder war die Band nicht fähig, ihre Songs zu beenden (Text, Musik oder Beides vergessen) oder sie wälzten sich wegen ihrer eigenen Witze auf dem Bühnenboden – vor dem manchmal
amüsierten, oft eher ratlosen Publikum.
Während sich die musikalischen Fähigkeiten mit der Zeit durchaus verbesserten, gerieten Die Ärzte (neben weiteren Skandalen) vor allem wegen ihres eigenwilligen Humors in Konflikt mit der deutschen Zensurbehörde. Am Ende brachte ihnen das den zweifelhaften Titel „meistindizierte Band Deutschlands“ ein– zumindest in den 80er Jahren. Auf dem vermeintlichen Höhepunkt ihrer Karriere angelangt, beschlossen Die Ärzte im Jahr 1987, sich aufzulösen. So wurden sie erst zu Vermissten, dann sogar unbeabsichtigt zu Punkrock-Legenden. Ihr Abschiedsalbum und die dreimonatige Abschiedstour liefen gut, guter, am allergutesten. Doch ihr kurz nach der Trennung veröffentlichtes Dreifach-Livealbum „Nach uns die Sintflut“ verkaufte sich, ebenfalls völlig unbeabsichtigt, besser als jedes der sechs Vorgänger-Alben, was zugegeben nicht besonders schwierig war. Die begleitende Live-VHS hielt sich acht Jahre in den deutschen Videocharts – bis heute entweder ein Zeugnis der unerreichten Livequalitäten, oder vielleicht gab es einfach nur sehr, sehr wenige VHS von anderen Bands zu kaufen.
Während des langen und langweiligen Sommers 1993 kapitulierte Gitarrist Farin Urlaub vor der immer noch wachsenden Masse an Fanpost. Er und Schlagzeuger Bela B. engagierten mit Rod einen Gitarristen (und-jawohl! -Freund) für den Bass und nahmen das Rückkehrer-Album „Die Bestie in Menschengestalt” auf – nicht ahnend, daß offenbar sehr viele Menschen genau darauf gewartet hatten. Allein 1994 waren Die Ärzte mit fünf verschiedenen Alben in den deutschen Charts, spielten über hundert Shows und verkauften dafür einen großen Haufen (und ein paar mehr) Tickets. Ungewohnt politisch und mit deutlich härterem Rock-Sound eroberte die Band viele Herzen mit ihrem „Schrei nach Liebe” – einer Auseinandersetzung mit dem deutschen Neonazi-Problem – und damit, einen Nazi endlich beim Namen zu nennen: „Arschloch!”
Es folgten zwei Alben, eines davon handelte ausschließlich von Haaren. Auf persönliche Einladung von Gene Simmons spielten Die Ärzte im Dezember 1996 als Special Guest für KISS auf deren Konzerten in Deutschland und der Schweiz. In sechs ausverkauften Arenen bewiesen Die Ärzte vor über 100.000 hartgesottenen KISS-Fans, dass sie immer noch zu dritt waren. Die beiden Bands verstanden sich so gut, dass im Frühjahr 1997 weitere gemeinsame Konzerte folgten – als Co-Headliner bestritten beide Bands auch „Rock am Ring”, mit 80.000 Besuchern das wahrscheinlich verregneteste Open Air in Deutschland, bei dem allerdings während des Die Ärzte-Sets eine wohlwollende, aber die Lightshow sehr mindernde, Sonne schien. Danach veröffentlichte die Band (also Die Ärzte, nicht KISS) ein weiteres Live- und zwei Studio-Alben, eines mit dem denkwürdigen Titel „Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!” Zwei Jahre später erfüllten sich Die Ärzte einen weiteren Traum und spielten drei Konzerte in Japan – vor insgesamt zwei Zuschauern. Seitdem gilt auch Ostasien als Hochburg der Band.
2002 spielte die Band als dritter deutscher Act überhaupt MTV-Unplugged. Begleitet von einem ganzen Schulorchester nebst Chor spielten sie sechs Stunden in einer Schulaula. Die zugehörigen CD und DVD „Rock’n’Roll Realschule” waren allerdings eine ganz schöne Mogelpackung, denn die Schule war ein Gymnasium. MTV entschloss sich trotzdem ein komplettes Jahr lang nichts Anderes als eben dieses Akkustikkonzert zu senden, wofür sich Die Ärzte nachträglich bei der Weltgemeinschaft der Musiker entschuldigen mussten. Im Herbst 2003 erschien das Doppelalbum „Geräusch”, im Jahr darauf eine Doppel-Live-DVD – trotzdem (oder gerade darum?) blieben Die Ärzte hartnäckig zu dritt.
Silvester 2006 feierten Die Ärzte mit 45.000 Fans eine unvergessliche Open-Air-Party im ausverkauften Kölner Fußballstadion. (Ja, es war kalt! Und nein, diesmal gab es keine Live- DVD.) 2007 folgte das – in einer Pizzaschachtel ausgelieferte – Album „Jazz ist anders“. Die erste Single „Junge“ wurde fast so häufig im Radio gespielt wie andere Lieder, markante Textzeilen des ironischen Eltern-Kind-Anklagelieds sind in den deutschen Sprachschatz gewandert und werden bis heute gern zitiert, zumindest innerhalb der Band. Bemerkenswert auch die Triple-A-Seiten-Single „HimmelblauPerfektBreit“, natürlich mit Dreifach-Video und einer aufwendig gealterten Band. Gleich 32 Videos – zwei zu jedem Track – bot 2012 das Album „auch“. Die darauf folgende Tour wurde 2013 als (Überraschung!) DVD und Album aufgezeichnet. „Die Nacht der Dämonen“ dokumentiert eindrucksvoll, warum Die Ärzte nur halb im Scherz gelegentlich auch als „Die beste Band der Welt“ bezeichnet werden. Mit einer Reihe spektakulärer „Ärztivals“ verabschiedete sich die Band dann in eine sechs Jahre währende Pause, die nur 2016 durch einen gemeinsamen Kurzauftritt bei einem kleinen Festival im Garten der Familie Lohmeyer unterbrochen wurde, wo sie ein weiteres Mal Nazis beim Namen nannten. Und jetzt …“
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