Broilers berauschen brachial

Großes Ding: The Baboon Show und die Broilers auf der "Es gibt keine Hymnen heute"-Tour in der ÖVB-Arena Bremen.

Broilers-Sänger Sammy Amara. Foto: jk

Bremen. Da steht sie. Die bereits beim ersten Song schwitzende Masse. Das Publikum ist auf Betriebstemperatur, teilweise berauscht. Brachial berauscht. Dabei hat das Konzert der Broilers in der Bremer ÖVB-Arena noch nicht einmal richtig angefangen. Aus den Boxen dröhnt „If The Kids Are United“, der Song, mit dem die britische Punk-Band „Sham 69“ rivalisierende Jugendbanden zur Einigung aufrief. Das Preludio „Intermission“ vom Album Vanitas klingt an, der Vorhang fällt und Broilers-Sänger Sammy Amara braucht die Anhängerschaft nicht einmal zu animieren. „Zurück zum Beton“ und  „Tanzt du noch einmal mit mir?“ und die Menschen in der Halle grölen und singen laut mit. Da mag das Tourmotto: „Es gibt keine Hymnen heute“ so gar nicht passen.

Sie haben sich hochgearbeitet. 2007 noch im Tower Bremen, später dann im Aladin, dann die Halle 7,  jetzt ÖVB-Arena. Vor ein paar Jahren noch keine 1000 Besucher jetzt sind es fast 10.000 in der Stadthalle an der Bremer Bürgerweide. Die Broilers haben einen langen Weg hinter sich. Unzählige Konzerte, viele Alben, zahlreiche Songs. Schon 1992 gründeten Sänger Amara und Schlagzeuger Andi Brügge eine Band, aus der zwei Jahre später die Broilers entstehen. Neben den Punkrock-Wurzeln sind auch die Einflüsse der antirassistischen Skinhead- sowie Rudeboy-Szene in ihren Sound verwoben. Mittlerweile steckt in ihrer Musik auch immer mehr Rock und Pop neben Ska und Reggae, was vielleicht auch Erfolg erklärt.

Das Broilers-Sänger Amara in Gedanken manchmal noch in etwas kleineren Hallen ist, merkt man an dem Satz. „Wo sind die Profis, die direkt da hinten an der Bar stehen?“ In der ÖVB-Arena gibt es Bars nur außerhalb der Halle in den Gängen. Ist halt alles eine Nummer größer.

Eine klare Abgrenzung gegen Rassismus und Faschismus ist für die Band nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern auch ein großes Anliegen. Klare Botschaften in deutlichen und einfachen Worten – die sich wunderbar in ihren Texten transportieren lassen. Energische Trinklieder, griffige Refrains, eingängige Gitarrenriffe, hier und da einen Bläsersatz dazu und all das mit viel Energie. Das war schon vor Jahren so und ist so geblieben. In der Hinsicht sind sich die Broilers treu geblieben. Irgendwie erinnert das an Auftritte der Toten Hosen, eine Band mit denen die Broilers eine Freundschaft teilen.

Munter geht es in der Setlist durch die Alben der Broilers. „Harter Weg“, „Meine Sache“ oder „Ruby Light & Dark“ dürfen da keinesfalls fehlen. Fast schon zum Standard gehört, dass irgendwann die Bengalos brennen. Dieses Mal bei „Nur nach vorne gehen“. In den Zugaben spielt Sammy dann auch sein neues Lieblingslied der aktuellen Platte „Irgendwas in mir“.

Mit ihrem neuen Album „(sic!) gelang den Broilers aus dem Stand der Sprung an die Spitze der deutschen Charts. Es ist nach dem mit Gold ausgezeichneten Longplayer „Noir“ 2014 ihr zweites Nummer-Eins-Album in Folge und das erste, das die Band auf dem eigenen Label Skull & Palms Recordings veröffentlicht. Außerdem gewann die Band Anfang April in Berlin den Echo in der Kategorie „Rock National“. Zum Ausklang des beendeten Konzertes läuft dann Journeys  „Don’t stop believin'“ – erinnert auch an früher.

Vorweg war übrigens das schwedische Quartett The Baboon Show als Support zu sehen. Eine Combo, ebenfalls mit klare Botschaften und Punkrock. Die Gruppe um die wild über die Bühne laufende Sängerin Cecilia Boström spielt zwar Punk, der aber eher rotziger Rock ist. Wiedererkennungswert hat die Reibeisenstimme von Cecilia Boström.

Übrigens: Trotz prallgefüllten Tourneekalenders lassen es sich die Broilers nicht nehmen, dieses Jahr auch wieder beim Deichbrand (20. bis 23.07.2017) aufzutreten.

Bildergalerie gibt es übrigens hier. 

Setliste

If the kids are united
Intermission (Preludio von Vanitas)
Zurück zum Beton
Tanzt du noch einmal mit mir?
Bitteres Manifest
Paul der Hooligan
Wo es hingeht
Die Beste aller Zeiten
Ist da jemand?
Meine Familie
In 80 Tagen um die Welt
Zu den Wurzeln
Ihr da oben
Lofi
Harter Weg (Go!)
Wie weit wir gehen
Keine Hymnen heute
Ich brenn‘
33 rpm
Dumm und glücklich
Held in unserer Mitte
Zusammen  (Slime cover)
Nur nach vorne gehen

Zugaben:

Die Letzten (an der Bar)
Cigarettes & Whiskey
Zurück zum Beton
Irgendwas in mir
Meine Sache

Noch mehr Zugaben
Ruby Light & Dark
Blume


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