Arctic Rodeo macht Schluss.

Hamburger Lieblingslabel stellt nach 19 Jahren den Betrieb ein

So stand es in einer Mail Anfang Juni. Arctic Rodeo, das mit Herzblut betriebene Musiklabel aus Hamburg. Nach 19 Jahren und einem Haufen Platten in liebevoller Vinyl-Kleinstauflage wird es keine neuen Alben auf dem Label mehr geben. Die Familien, die Jobs, der Alltag lassen keine Kapazitäten mehr über.

Arctic Rodeo war das Label für versteckte Perlen. Oftmals abseits der Hauptbands. Soloalben von Matt Pryor (The Get Up Kids), Adam Rubenstein (Chamberlain) und diverse Nachfolgebands von Texas is the Reason (Solea, New Risings Sons) oder Knapsack (mit u.a. Sergie Loobkoff von Samiam) und zuletzt ein Livealbum und eine EP mit neuen Songs von Jawbox. Alles große Helden der 90er-Jahre-Emowelle (so called). Aber auch Heimisches wie die tollen Hoch / Tief veröffentlichten auf Arctic Rodeo.

Nun ist Schluss. Leider. Angefangen in einer Zeit, als die Musikindustrie am Boden war und niemand mehr Platten kaufen wollte. Lange vor dem Vinylhype der letzten Jahre, von dem ja auch nur die Großen (Bands und Plattenfirmen) profitieren, keinesfalls aber kleine Bands und eben auch Labels. Schade ist das.

Ich erinnere mich an Bestellungen im label-eigenen Shop auf dem Parkplatz hinter dem Corona-Testzentrum im Steintor. Oder wie ich die Chamberlain-Platte „Red Weather“ betrunken im Eisen bestellt habe, es vergaß und mich am nächsten Morgen über die Bestätigungsmail freute. Oder an die Bestellung des Jawbox Live-Albums aus Berlin heraus. Aber auch daran, dass ich die Knapsack-Bestellung immer wieder herauszögerte und wartete und verschob und irgendwann waren die Platten halt weg. So kann es manchmal gehen. Deswegen habe ich danach auch (fast) immer sofort bestellt, um ganz sicher zu sein und nicht den gleichen Fehler zweimal zu machen.

Der Online-Shop von Arctic Rodeo ist übrigens noch offen. Und das Beste ist, kommt alles zum Leichenschmaus und sichert euch noch ein paar der letzten Perlen für (sehr) schmales Geld. Wer sich zum Beispiel noch immer nicht (trotz diverser gut gemeinter Ratschläge) mit einer Chamberlain-Platte versorgt hat, hat jetzt und hier die Chance dazu.

Wir wünschen viel Glück auf den weiteren Wegen und sagen Danke! Danke für die Musik! Danke für Herzblut und Liebe. Ihr werdet fehlen. Liebe Grüße in die zweitschönste Hansestadt!

 


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